Sport Bulldozer-Mentalität nötig

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Berlin (mxk). Die Niederlage bei den Berliner Füchsen (20:24) hat die Protagonisten der Rhein-Neckar Löwen ins Mark getroffen. Vier Spieltage vor dem Ende der Saison ist der erstmalige Gewinn der Meisterschaft wieder in Gefahr. Morgen, 20.45 Uhr, müssen die Badener beim SC DHfK Leipzig gewinnen, um Tabellenführer zu bleiben.

Es waren nicht die Worte, nach denen Nikolaj Jacobsen unmittelbar nach der Niederlage seiner Mannschaft rang, die offenbarten, wie sehr ihn die vorangegangenen 60 Handball-Minuten verunsichert hatten. Die Augen des Trainers und ihr zielloser Blick verrieten die Zerrissenheit des Dänen. In den ersten Stunden nach dem 20:24 in Berlin war dem Coach der Glauben verloren gegangen, das große Ziel gemeinsam mit seiner Mannschaft erreichen zu können. „Wir haben es wiederholt nicht geschafft, die Sache zu Ende zu bringen, wenn Druck da war“, sagte Jacobsen. Und er sprach es nicht aus, aber seine Mimik verriet, dass er daran zweifelte, das Ziel zu erreichen, dem sich alle im Klub seit Monaten unterordnen. Die vierte Saisonniederlage des Spitzenreiters sorgt in der Tabelle dafür, dass neben den Löwen mit acht Minuspunkten auch der THW Kiel (8) und die SG Flensburg-Handewitt (9) wieder Chancen auf den Titel haben. Sie sorgt aber in erster Linie dafür, dass die Löwen zumindest kurzfristig aus der Spur geraten sind. Bis zum Spiel bei den Füchsen hatten die Badener sehr fokussiert gewirkt und zuvor drei Partien mit mindestens zehn Toren Differenz gewonnen. Der Marsch in Richtung Meisterschaft wirkte souverän, doch das Innenleben des Teams war offensichtlich nur nach außen stabil, in Berlin zeigte sich die Brüchigkeit des Glaubens an die eigene Stärke. Im Umgang mit der Möglichkeit, den ersehnten Titel noch zu verspielen, fanden die Spieler markige Worte, allerdings in unterschiedlicher Ausprägung. „Wir brauchen jetzt eine Bulldozer-Mentalität“, sagte Alexander Petersson, während Hendrik Pekeler zweifelte: „Wir haben nicht genügend Eier, um Meister zu werden. Was wir im Angriff zusammengespielt haben, war eine Katastrophe.“ Der Nationalspieler, im Januar noch umjubelter Europameister, zweifelte an der Mannschaft und sich selbst. Andy Schmid machte gar nicht erst den Versuch, diese Zweifel zur Seite zu schieben. „Natürlich sind wir jetzt gerade verunsichert, auch ich“, sagte der Spielmacher. Allerdings war der Schweizer sicher, dass dieses Gefühl nur vorübergehend anhalten würde: „Wir werden jetzt noch enger zusammenstehen und die letzten vier Spiele gewinnen.“ Angesichts der weitaus besseren Tordifferenz gegenüber den Konkurrenten würde das den Gewinn der Meisterschaft bedeuten. Bis zur Partie morgen in Leipzig haben Jacobsen und die Spieler Zeit, den Rückschlag in Berlin nicht zu einem Desaster werden zu lassen. Dazu wird er nämlich erst dann, wenn die Löwen noch einmal stolpern und dadurch den Titel verspielen. „Es ist ein Vorteil, dass wir zusammen bleiben“, sagte Schmid. Die Löwen fuhren unmittelbar nach der Begegnung in Berlin weiter nach Leipzig und bereiten sich vor Ort auf das erste von vier Endspielen vor.

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