Sport Der Krimi hat ein Nachspiel

91-75823980.jpg

Ludwigshafen. Was für ein Ende eines aufregenden Pokalspiels. Durch einen umstrittenen Siebenmeter von Uwe Gensheimer – die Uhr zeigte 59:57 Minuten, die Umstände waren diskutabel – kamen die Rhein-Neckar-Löwen zu einem 22:21 (15:11)-Sieg gegen die MT Melsungen. Die Partie hat ein Nachspiel.

Was ist passiert? Nach einem turbulenten Spiel stand es 21:21. Michael Müller hatte den Sieg für Melsungen in diesem Viertelfinale auf der Hand, scheiterte jedoch ziemlich frei am überragenden Torhüter Mikael Appelgren. Drei Sekunden waren noch zu spielen. Das Spiel war unterbrochen, die Löwen setzten dann zum Gegenstoß an, Melsungens Regisseur Timm Schneider war in Ballbesitz, lief zwei Schritte zurück, ließ den Ball erst dann fallen. Und genau das ahndeten die Schiedsrichter Christoph Immel und Ronald Klein. Schneider bekam die Rote Karte, Melsungen wurde mit Siebenmeter bestraft. Aber: Die Unparteiischen machten einen Fehler. „Es ist in der Tat so, dass die Schiedsrichter nicht korrekt gepfiffen haben. Es ist in der Tat so, dass die Regel im Pokal nicht gilt. Das hatten die Schiedsrichter nicht auf dem Schirm“, erklärte auf Anfrage Ligasprecher Oliver Lücke. Dieses harte Strafmaß mit Blick auf die letzten 30 Sekunden eines Spiels ist seit dieser Saison für Spiele der Bundesliga und Zweiten Liga vorgesehen, aber nicht für unterklassige Klubs. Da solche Vereine auch am DHB-Pokal teilnehmen, ist die neue Regel da nicht gültig. Am Samstag wird sich das Bundessportgericht in Frankfurt mit dem Fall beschäftigen, sollte Melsungens Protest Erfolg haben, könnte es Anfang Februar ein Wiederholungsspiel geben, nach der Europameisterschaft in Polen. „Das war nicht korrekt“, befand Melsungens Trainer Michael Roth, er war nach dem Spiel kaum zu beruhigen. „Ich habe 55 SMS auf meinem Handy, alle fragen sich: Was war das denn? Wir hätten eine Verlängerung verdient gehabt. Für meine Begriffe hatte das nichts mit einem fairen Ausgang zu tun“, meinte der Trainer. Er war mächtig geladen und eröffnete sein Statement mit dem Satz: „Ihr müsst öfter in Ludwigshafen spielen, dann habt ihr immer eine ausverkaufte Halle.“ Er fing sich dann aber im Lauf seines Kommentars zum Spiel und wünschte als Badener den Badenern viel Erfolg in Hamburg beim Final Four. Dass sein Verein Einspruch eingelegt hat, räumte er erst auf Nachfrage ein. Löwen-Geschäftsführer Lars Lamadé erklärte gestern: „Das ist Sache der Juristen, damit beschäftigt sich das Schiedsgericht. Mir geht es in erster Linie darum, dass die Mannschaft nicht noch ein Spiel hat. Und aus meiner Sicht wurden wir in den 60 Minuten von den Schiedsrichtern benachteiligt.“ Die unglaubliche Hektik Sekunden vor dem Abpfiff steckte Kapitän Uwe Gensheimer weg. Sein raffinierter Aufsetzer ging ins Tor, die Löwen feierten, die Melsungener ärgerten sich, die ausverkaufte Friedrich-Ebert-Halle stand Kopf. „Es war ein verdienter Sieg. Wir konnten uns nach der Pause nicht mehr so durchsetzen, wir haben aber dagegengehalten“, urteilte Uwe Gensheimer. Das alles wäre nicht möglich gewesen, hätte Torhüter Mikael Appelgren nicht so fantastisch gehalten. „Das war ein Spiel wie gemacht für einen Torhüter“, meinte der Schwede. Er war geschafft: „Ich fühle mich zwei, drei Jahre älter.“ Das Spiel wird sicher morgen noch für Gesprächsstoff sorgen. Dann treffen die Löwen in der SAP-Arena um 15 Uhr auf HBW Balingen-Weilstetten, nach dem bisherigen Saisonverlauf ein Abstiegskandidat. „Das Team hat einen neuen Trainer, das kann eine Mannschaft stärker machen, wir müssen aufpassen und dürfen die Mannschaft auf gar keinen Fall unterschätzen“, sagte der Torhüter. Schön: Andy Schmid, Kim Ekdahl du Rietz, Alexander Petersson und Rafael Baena wurden ins Allstar-Team für das Spiel am 5. Februar gegen das Nationalteam gewählt. Kommentar

x