Sport Der Titel-Krimi nach dem Pokalschock

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Mannheim. Die Verarbeitung dieser Niederlage dauert länger. Nach dem Aus im Pokalhalbfinale gegen die SG Flensburg-Handewitt saß der Stachel der Enttäuschung bei den Spielern der Rhein-Neckar-Löwen tiefer als üblich. Deshalb kann es von Vorteil sein, dass es Ablenkung gibt, die den Schmerz überdeckt. Das Gipfeltreffen in der Handball-Bundesliga gegen den THW Kiel (heute, 20.15 Uhr) ist eine nahezu ideale.

„Bis Mittwoch geht es wieder“, versichert Andy Schmid, angesprochen auf den Frust, der den Spielmacher und seine Kollegen nach der bitteren Pleite gegen Flensburg am Samstag in Besitz genommen hatte. Auch wenn die Vorbereitung auf das Duell Zweiter gegen Erster unmittelbar nach der Abreise aus Hamburg begonnen hat, benötigten die Löwen-Cracks etwas mehr Zeit, um mit dem verpassten Pokalsieg klar zu kommen. Immerhin besteht die Chance, jetzt mit Trotz in das Duell mit den Kielern zu gehen, eine solche Niederlage kann in einem funktionierenden Gebilde auch neue Energien freisetzen. Auf diese psychologische Ebene möchte sich Gudmundur Gudmundsson nicht begeben, wenngleich er diese Möglichkeit nicht abstreiten mag. Dennoch konzentriert sich der Löwen-Trainer in erster Linie auf den Bereich, den er beeinflussen kann: die spieltaktische Vorbereitung auf die Partie gegen den Meister. „Wir wissen, wie der THW spielt, aber der THW wird sich auch gut auf uns vorbereitet haben“, glaubt Gudmundsson nicht, dass es auf dem Parkett große Überraschungen geben wird. Beide Mannschaften kennen sich gut und haben in den zwei direkten Vergleichen in dieser Saison gesehen, dass sie sich auf Augenhöhe begegnen. Das Liga-Spiel Anfang November verloren die Löwen in Kiel, ein paar Wochen später im Pokal stürmten sie die Ostseehalle. „Da waren es am Ende zwar nur zwei Tore, aber gefühlt haben uns die Löwen mit fünf, sechs Dingern abgeschossen“, denkt Kiels Manager Klaus Elwardt mit Unbehagen an das vorerst letzte Spiel gegen die Löwen zurück. Immerhin nimmt Gudmundssons Mannschaft aus diesen 60 Minuten die Erkenntnis mit ins Top-Spiel, dass sie den THW auch in den entscheidenden Momenten einer Partie beherrschen kann. Die Löwen können sich ziemlich sicher sein, dass ihnen ganz Handball-Deutschland mit Ausnahme der Kiel-Anhänger die Daumen drückt. Mit einem Sieg könnten die Badener nicht nur selbst die Tabellenführung übernehmen, sondern die Top vier der Tabelle auf einen Punkt zusammenführen. Der spannendste Schlussspurt in der Geschichte der Bundesliga wäre garantiert. „Daran denken wir nicht“, sagt Gudmundsson, „für uns geht es nur darum, die bestmögliche Leistung zu zeigen.“ Die Rahmenbedingungen dazu stimmen. Die SAP-Arena ist mit über 13.000 Zuschauern seit Wochen ausverkauft. Die Löwen haben in der Liga in dieser Saison alle Heimspiele gewonnen. Wahrscheinlich war die Chance nie größer, den THW als Dominator der vergangenen Jahre vom Thron zu stürzen. Markige Worte von Seiten der Löwen gibt es trotzdem nicht, dazu sitzt der Schock der samstäglichen Niederlage im Cup einfach noch zu tief.

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