Sport Eine halbe Stunde wie im Rausch

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Flensburg. Eine 30-Minuten-Gala und Nervenstärke in der heißen Phase haben den Rhein-Neckar-Löwen gestern den Sieg im Spitzenspiel beschert. Der Bundesliga-Tabellenführer gewann beim Verfolger SG Flensburg-Handewitt überraschend deutlich mit 32:25 (18:10) und distanzierte den Rivalen dadurch auf fünf Punkte Abstand.

„Der wichtige Fakt ist, dass wir jetzt so weit vor Flensburg liegen“, sagte Patrick Groetzki. Eine Botschaft wollte er mit dem Sieg nicht an die Konkurrenz versendet wissen, vielmehr zählten für den Rechtsaußen einfach die beiden Punkte beim Titelrivalen. Als es in der Pause um ein Gewinnspiel ging, wirkte es so, als würde niemand zuhören. Die Zuschauer in der Campushalle, der legendären „Hölle Nord“, waren damit beschäftigt, das gerade Gesehene einzuordnen. Heimniederlagen gibt es in Flensburg selten, aber eine derartige Demonstration durch eine Gästemannschaft war bis gestern eigentlich nicht vorstellbar. Irgendwann gegen Lemgo soll es mal einen ähnlichen Rückstand nach 30 Minuten gegeben haben, zu einer Zeit, als Lemgo noch eine Spitzenmannschaft war. „Das war wohl das Beste, was wir in den letzten Jahren gespielt haben“, beschrieb Andy Schmid die erste Halbzeit. In der hatte der Spielmacher sogar einmal als Torhüter geglänzt, als er in Unterzahl bei einem Gegenstoß der SG gegen Lasse Svan parierte. Es schien unwirklich, aber an der Anzeigetafel prangte zur Pause eine 18:10-Führung. Das war eine Botschaft: Der Titel führt in dieser Saison über die Mannschaft, der das Siegergen bislang abgesprochen wurde. Seit gestern ist eigentlich nur noch Titelverteidiger THW Kiel in Reichweite der Löwen, nachdem Melsungen überraschend gegen Hamburg verlor. Die Löwen gewannen das Topspiel, weil die Abwehr in dem wichtigsten Spiel der zurückliegenden Wochen wieder das Niveau erreichte wie zu Saisonbeginn. Nikolaj Jacobsen hatte für eine kleine Überraschung gesorgt, in dem er mit einer 5+1-Formation verteidigen ließ, in der Hendrik Pekeler der vorgezogene Akteur war. Und mit dieser Variante zogen die Löwen der SG früh den Zahn. „Wir haben das zwei Tage lang trainiert und wollten mit dieser Formation das Tempo aus dem Flensburger Spiel nehmen“, sagte Jacobsen und durfte nach dem Spiel zufrieden sein: Sein Plan war 30 Minuten lang perfekt aufgegangen. Nach der Pause gab es einen Beleg für die Unberechenbarkeit der Sportart Handball, denn nach 22:14-Führung ließen die Löwen plötzlich etwas nach und mit fünf Toren in Serie kämpften sich die Flensburger wieder in Schlagdistanz 19:22 (44.). Jetzt tobte die Halle, aber die Löwen bestanden den Stresstest, blieben ruhig. „Wir haben uns danach gegen die offensive Deckung wieder besser bewegt und die Nerven behalten“, sagte Uwe Gensheimer. Der Kapitän zeigte in dieser Phase keine Schwächen vom Siebenmeterstrich und als die Löwen sieben Minuten vor Schluss mit 27:22 vorne lagen, war der Sieg im Spitzenspiel perfekt. So spielten sie SG Flensburg-Handewitt: Andersson, Möller (ab 20.) - Glandorf (6), Lauge (8), Mogensen - Svan (3), Eggert (3/3), Toft Hansen (2) - Karlsson, Wanne, Djordjic, Nicolaisen, Jakobsson, Mahe (3), Radivojevic, Kresimir Rhein-Neckar Löwen: Appelgren, Ristovski (bei einem Siebenmeter) - Petersson (4), Schmid (5/1), Ekdahl du Rietz (5) - Groetzki (3), Gensheimer (9/4) - Baena (2) - Kneer, Sigurmannsson, Steinhauser, Guardiola, Mensah Larsen (1), Pekeler (3) Spielfilm: 4:5 (7.), 4:9 (11.), 5:13 (19.), 8:14 (25.), 10:18 (Hz.), 14:22 (38.), 19:22 (44.), 22:27 (53.) - Siebenmeter: 4/3 - 6/5 - Zeitstrafen: 3/3 - Beste Spieler: Lauge, Glandorf - Gensheimer, Schmid, Guardiola, Pekeler - Zuschauer: 6300 - Schiedsrichter: Baumgart/Wild (Neuried/Offenburg).

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