Neustadt „Ich bin kein Alleindarsteller“

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Interview: Ben Matschke ist seit 1. Juni Cheftrainer des Handball-Zweitligisten TSG Friesenheim. Am Wochenende spielte die TSG in Basel bei einem Turnier, verlor nur eine von vier Partien. Wir sprachen mit dem 33 Jahre alten Lehrer über unorthodoxe Methoden und harte Entscheidungen.

Kommendes Wochenende steht das erste Pokalspiel in Kornwestheim bevor. Blicken Sie mit Freude oder mit Bangen der Partie entgegen?

Mit Freude. Warum? Weil sich ein ganz spezieller Zusammenhalt in der Mannschaft entwickelt hat. Wir werden uns diese Saison authentisch präsentieren. Viele Leute in Ludwigshafen werden sich mit uns identifizieren. Konkretisieren Sie dies doch bitte mal etwas. Es gibt keine Grüppchenbildung. Wir waren jetzt drei Tage in Basel und haben vier Partien gespielt. Es kam kein Lagerkoller auf, die Jungs haben sich auch beim letzten Spiel gegenseitig toll motiviert. Sie sind jetzt seit einem Monat in der Vorbereitung. Bei wie viel Prozent steht die Mannschaft? Das ist schwer zu sagen. Wir hatten in Basel Gegner, die Qualität hatten. Es ist aber schwer, diese einzuordnen. St. Gallen war beispielsweise Vizemeister in der Schweiz. (Das Spiel hat die TSG 15:21 verloren, Anmerkung der Redaktion). Wo wir stehen, zeigt sich nach dem dritten Saisonspiel gegen Minden. Hat sich denn eine erste Sieben herausgespielt? Nein. Wir haben bisher jedes Spiel eine andere Mannschaft aufs Feld geschickt. Es gab schon Spiele, da saß ein Philipp Grimm, ein Gunnar Dietrich oder ein Kevin Klier von Beginn an auf der Bank. Bei mir gewinnt oder verliert kein Akteur einen Stammplatz. Das macht auch ein Stück weit unsere Identifikation aus. Wie haben Sie solch gestandenen Akteuren denn diese harte Entscheidung beigebracht? Das war keine harte Entscheidung. Das heißt ja nicht, dass diese Spieler weniger wichtig sind. Entscheidend in diesen Fällen ist die Kommunikation zwischen mir und den betroffenen Spielern. Bei der Mannschaftspräsentation sagte die Geschäftsführerin Verena Dietrich, dass die TSG diese Saison nicht mit einem Leitspruch, sondern mit Schlagwörtern arbeiten will. Wie lauten diese denn? Das entwickeln wir an diesem Dienstag bei unserem Kabinenfest. In der Vorbereitung haben Sie unorthodoxe Methoden benutzt, zum Beispiel einen Triathlon ins Training eingebaut. Wie kam das an und ist das Ihr neuer Stil? Was heißt neu? Das ist meine Aufgabe. Ich musste neun neue Spieler integrieren. Wenn ich mir das jetzt nach drei Wochen anschaue, muss ich sagen, dass wir auf einem sehr guten Weg sind. Es wird nur über die Mannschaft gehen, wir haben keinen Pavel Horak (Spieler des HC Erlangen, Anmerk., die Red) oder Dalibor Doda (Akteur von GWD Minden, die Red.). Aber unsere Mannschaft ist authentisch, ein Team, mit dem man mitfiebern kann. Ich mache mir aber auch über die neuen Methoden in der Trainingsarbeit und Drumherum viele Gedanken. Das ist dann aber nicht nur meine Idee, sondern ich bespreche diese vorher mit unseren Co-Trainern Frank Eckhard und Carsten Hoffmann sowie mit unserem Physiotherapeuten Wolfgang Corbie. Apropos Co-Trainer. Sie haben ja in Frank Eckhard und Carsten Hoffmann zwei. Hat sich unter den Beiden die Aufgabenverteilung mittlerweile eingespielt? Ja. Beide sind jeweils zwei Trainingstage da. Ich bin immer morgens und auch abends da. Für die Spieler ist das etwas vollkommen Neues. Es ist eine ganz andere Art des Trainings. Ich bevorzuge Kleingruppen bei den Übungseinheiten. Ziel und Intention gebe ich vor, aber die Ansprache hält jeder Verantwortliche in der Kleingruppe. Ich bin kein Alleindarsteller. Bei mir pfeift der Co-Trainer nicht die Trainingsspiele an und ab, und das war es dann. Wir arbeiten als Team, gewinnen und verlieren als Team.

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