Sport Löwen verscheuchen „Zebras“

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Mannheim. Gestern Abend um 21.29 Uhr hob das „Ufo“ ab. Als Uwe Gensheimer dem Tor entgegenlief und kurz darauf den Ball in den Kasten hämmerte, erlebte Mannheim eine bis dahin nicht gekannte Handball-Euphorie. Das Tor zum 24:16 in der 46. Minute machte klar, dass die Rhein-Neckar-Löwen den Bundesliga-Gipfel gegen den THW Kiel gewinnen würden. Durch den 29:26 (14:12)-Erfolg am Ende sind die Badener neuer Tabellenführer und heißester Meisterschaftsanwärter.

„Das war perfekt“, sagte Gudmundur Gudmundsson unmittelbar nach Spielende. Wer den akribischen Trainer der Löwen und seinen Hang zur Perfektion kennt, weiß, dass Außergewöhnliches passiert sein muss, damit Gudmundsson derart euphorisch antwortet. Mit dem 15. Ligasieg hintereinander positionierten sich die Löwen als bestes Team der Gegenwart. Es fehlen fünf weitere Erfolge, um deutscher Meister 2014 zu sein. Die Berichterstatter des THW konnten sich auf Anhieb nicht daran erinnern, wann die „Zebras“ letztmals so eine frustrierende Niederlage hinnehmen mussten. Frustrierend deshalb, weil der Dominator der zurückliegenden Jahre in allen Bereichen, auf die es beim Handball ankommt, unterlegen war. „So habe ich das noch nie gesehen“, sagte auch Löwen-Manager Thorsten Storm. Die Löwen spulten eine überragende Mannschaftsleistung ab und trotzten sogar dem frühen Ausfall von Alexander Petersson. Der für das Löwen-Spiel so wichtige Halbrechte knickte um und verletzte sich am rechten Knöchel. Glücklicherweise nicht schwerwiegend, denn der Isländer kam zehn Minute vor Schluss aufs Feld zurück. Dazwischen nahm Isaias Guardiola die Rolle ohne Qualitätsverlust ein, erzielte fünf Tore und agierte wie seine Kollegen herausragend in der Defensive. „Ich war immer bereit“, sagte der Spanier. Im Grunde spielten die Löwen ihren Gegner im Angriff mit nur einem Spielzug an die Wand. „Übergang drei“ heißt die Variante, in der Kreisläufer Bjarte Myrhol den Ball von Kim Ekdahl du Rietz bekommt, dann an Andy Schmid weiterleitet und von dort aus dann unterschiedliche Ideen umgesetzt werden. Über 60 Minuten fanden die Kieler trotz wechselnder Abwehrformationen kein Mittel dagegen. In der zweiten Hälfte belohnten sich die Badener für eine überragende Vorstellung. Zehn Minuten vor Schluss, beim Stand von 26:18, war die Partie schon entschieden. In der ersten Halbzeit vergaben die Löwen die Möglichkeit, mit mehr als zwei Treffern Vorsprung zur Pausenansprache zu marschieren. Trotz bärenstarker Leistung und einem glänzenden Niklas Landin im Tor sorgten ein paar schludrige Abspiele für Ballverluste. Nach einem Zwischenspurt von 4:4 auf 9:5 in der 17. Minute schien es, als könnten die Badener dem THW früh enteilen, weil die Löwen-Spieler in der Abwehr zu einer undurchdringlichen Masse verschmolzen. Selbst die großartigen Einzelkönner aus dem Kieler Rückraum fanden keine Schlupflöcher mehr. Allerdings mussten sich Gensheimer, Schmid und Kollegen vorwerfen lassen, diese Tatsache nicht nachhaltiger ausgenutzt zu haben. Das Spiel sollte erst in der zweiten Hälfte entschieden werden. Und wie!

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