Sport Nah dran und doch vorbei

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Ludwigshafen. Sieben Spiele bleiben der TSG Ludwigshafen-Friesenheim noch, um den Abstieg aus der Handball-Bundesliga abzuwenden. Dem 26:31 (15:15) gegen die Füchse Berlin folgt am Samstag (20.15 Uhr) das Spiel bei SG BBM Bietigheim. Das Muss spielt mit. Oder doch nicht?

„Meine Mannschaft hat 60 Minuten gekämpft. Bis zum 23:26 in der 50. Minuten halten wir das Spiel offen. Dann spielte Berlin seine Stärken aus“, bilanzierte TSG-Trainer Thomas König die lange vermeidbar scheinende Niederlage vor 2140 Zuschauern in der Eberthalle. In der Tat: Königs Team kämpft mit viel Herz und einigem Verletzungspech um den Liga-Erhalt, die Kaderplanung der Verantwortlichen aber zeigt, dass sie nicht an eine Zukunft im Oberhaus glauben. Zu wenig Geld, kein Glaube. Maximilian Bender geht wie die Nachwuchsspieler Jan Claussen und Christopher Klee zum TV Hochdorf. Daneben wandern die Asse Andrej Kogut (TBV Lemgo), Stephan Just (ASV Hamm-Westfalen), Bogdan Criciotoiu (ThSV Eisenach), Felix Kossler (MSG Groß-Bieberau/Modau) und Erik Schmidt (TSV Hannover-Burgdorf) ab, der Vertrag Oliver Teschs erlischt bei Abstieg. Die guten Jungs, die zu Kevin Klier, Gunnar Dietrich, Nico Büdel, Philipp Grimm und Marco Hauk in den Kader rücken, lassen die TSG als Ausbildungsverein erscheinen. Das ist kein Aufgebot mehr, das um die Erstliga-Existenz ringen könnte. „Als Aufsteiger darf man sich keine schwache Phase gegen den DHB-Pokalsieger erlauben. Wir haben 50 Minuten lang das Spiel offen gehalten. Aber man muss einfach auch sehen, wer einem gegenübersteht. Die Berliner haben sowohl einen deutschen, als auch tschechischen Nationalspieler im Tor stehen. Da hast du als TSG nur eine Chance, wenn alle Räder greifen. In Bietigheim am nächsten Samstag müssen alle Räder greifen“, sagte Philipp Grimm. Der Kapitän geht unverdrossen voran, vergab aber auch zwei seiner drei Siebenmeter. Konstantin Igropulo nutzte alle sechs Siebenmeter der Füchse. Zweimal war Kevin Klier mit den Fingerspitzen dran, einmal Max Bender ... Der kleine Unterschied ist am Ende oft doch ein ganz großer. „Die Mannschaft der Füchse mit den vielen Nationalspielern ist doppelt gut gesetzt. Dieser personelle Vorteil hat am Ende den Ausschlag für die Niederlage gegeben. Ein Gunnar Dietrich in der Abwehr hätte uns gut getan. In der ersten Halbzeit haben wir sehr gut Paroli geboten. Wir hoffen in Bietigheim auf die Rückkehr von Apollo Just und einen dann wieder völlig genesenen Bogdan Criciotoiu. Dann haben wir Alternativen und sind besser gerüstet für das Abstiegsfinale“, meinte Klier. Er hielt eine Halbzeit sehr gut, dann nur noch einen Ball. Auch, weil die Abwehr nicht mehr dicht hielt. Sie zollte dem Kraftakt ohne die Routiniers Dietrich und Just spür- und sichtbar Tribut. Zwei Treffer zum Sieg der Füchse steuerte der Ex-Friesenheimer Evgeni Pevnov bei. Er ist als Kreisläufer zweite Wahl nach Jesper Nieslen, der leer ausging. „Friesenheim ist sehr gut mit viel Elan und einem starken Kevin Klier in die Partie gekommen. Wir hätten zur Halbzeit auch hinten liegen können. Dank unserer Cleverness und der individuellen Stärke haben wir das Spiel verdient für uns entschieden. Friesenheim kann den Klassenerhalt aber packen“, meinte Pevnov nach dem Erfolg, den die Füchse nach der Pause eintüteten. „Wir haben über weite Strecken gegen eine mit Stars gespickte Mannschaft ein gutes Spiel gezeigt. Leider haben wir einige freie Chancen vergeben. Aus der eigenen Überzahl haben wir keinen Nutzen gezogen. Die notwendige Aggressivität in unserer Abwehr haben wir in der zweiten Halbzeit vermissen lassen“, reflektierte Nico Büdel, der sechs Tore warf, mit einem Lattenschuss Pech hatte: „Unsere Ausgangsposition hat sich nicht verändert. Ein Sieg in Bietigheim ist aber jetzt umso wichtiger.“ Die „Eulen“ spielten mit Trauerflor. Eugenie Schuler, die am letzten Montag 73-jährig gestorben ist, wurde eine Gedenkminute gewidmet. Zwei Tage vor ihrem Tod hatte sie noch an der Kasse reservierte Karten ausgegeben. Über Jahrzehnte hatte die Frau des engagierten Herbert Schuler die Kasse der Handballabteilung geführt.

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