Sport Rekordmeister Favorit im Liga-Gipfel

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Mannheim. Ostersonntag (17.15 Uhr) fällt in der Handball-Bundesliga eine Vorentscheidung über den Titel. Punktgleich liegen Rekordmeister THW Kiel und die Rhein-Neckar-Löwen an der Tabellenspitze. Der Sieger des Gipfeltreffens in der Ostseehalle wird wohl ein paar Wochen später die Meisterschale in Empfang nehmen. Der Teamvergleich zeigt: Alles ist möglich, Titelverteidiger THW Kiel ist aber doch favorisiert.

Tor:

Niklas Landin ist das Trumpfass der Löwen. Der Däne macht in vielen Partien den Unterschied aus und zählt längst zu den besten Torhütern der Welt. Bei den Kielern hat sich Andreas Palicka verletzt, so dass Johan Sjöstrand die Hauptlast tragen muss. Kurzfristig hat der THW Steinar Ege aus dem Ruhestand geholt, um einen passenden Ersatzmann zu haben. Vorteil: Klar für die Löwen, was sich vor vier Wochen zeigte, als Landin, der künftige Kieler, im Pokalspiel gegen den THW über sich hinaus wuchs. Außen: Uwe Gensheimer und Patrick Groetzki bilden bei den Badenern ein zuverlässiges Duo auf den Außenpositionen. Die Flügelzange kneift die Gegner oft, weil die Nationalspieler im Gegenstoß zuverlässig sind, von außen über eine gute Wurfauswahl verfügen und darüber hinaus spielerisch überraschen können. Die Kieler sind mit Christian Sprenger und Niclas Ekberg (rechts) ordentlich besetzt. Der Ausfall von Linksaußen Dominik Klein, der einen Kreuzbandriss erlitten hat, schockt die Kieler. Ersatz ist Rune Dahmke (21). Vorteil: Löwen. Rückraum: Die Löwen Andy Schmid, Alexander Petersson und Kim Ekdahl du Rietz sind traumhaft gut eingespielt und können jede Deckung vor große Probleme stellen. Die zweite Reihe ist allerdings deutlich schwächer, zudem ist Mads Mensah Larsen verletzt. Der Rückraum ist beim THW Kiel hingegen das Prunkstück. Mit Filip Jicha und Domagoj Duvnjak stehen ehemalige Welthandballer zur Verfügung, Joan Canellas, Marko Vujin, Rasmus Lauge und Steffen Weinhold verkörpern Weltklasse. Vorteil: deutliches Plus für den THW. Kreis: Bjarte Myrhol ist die fleischgewordene Siegermentalität, auf dem Feld kämpft der Norweger mit allen Mitteln und ist deshalb ein ganz wichtiger Faktor für die Löwen. Die Kieler haben mit Patrick Wiencek und Rene Toft Hansen zwei absolute Topleute am Kreis, die viel für die Mannschaft arbeiten, aber auch selbst glänzen können. Vorteil: ein Unentschieden auf höchstem Niveau. Abwehr: Die Kieler 3:2:1-Deckung mit Filip Jicha auf der Spitze ist gefürchtet, ähnlich gut funktioniert eine 6:0-Formation, so dass Trainer Alfred Gislason auf den Gegner reagieren kann. Löwen-Coach Nikolaj Jacobsen hat ebenfalls zwei Varianten zur Verfügung: Neben der eingespielten 6:0, die fast wie eine 3:3-Abwehr interpretiert wird, steht inzwischen auch die 5+1-Deckung mit Uwe Gensheimer auf der Spitze sicher. Zudem ist Löwen-Abwehrchef Gedeon Guardiola eine Bank. Vorteil: Remis. Trainer: Alfred Gislason ist ein Stoiker, den die Aura des Gewinners umweht. Der Isländer hat mit dem SC Magdeburg und dem THW Kiel alle Titel gewonnen, die es zu gewinnen gibt. Gislason ist die schillerndste Figur unter den Handball-Trainern. Nikolaj Jacobsen, der Coach der Löwen, ist erst auf dem Weg dahin, weil er neben dem Gewinn der dänischen Meisterschaft keine Titel vorzuweisen hat. Der Däne ist dennoch ein ausgebuffter Typ. Vorteil: Gislason. Erfahrung: Die Spieler des THW Kiel haben den Anspruch, jedes Spiel als Sieger zu beenden und jeden Titel zu holen. Die Löwen sind deutlich stabiler geworden, aber weiterhin fehlt ein großer Titel, um den Vorwurf des ständigen Zweiten ablegen zu können. Vorteil: Kiel. Stimmung: Beide Mannschaften spazierten seit der WM-Pause förmlich durch die Liga, das macht locker und selbstbewusst. Das Aus in der Champions League haben die Löwen gut verkraftet, die Kieler den Pokal-K.o. ebenso. Vorteil: Remis Fazit: Ostersonntag treffen zwei absolute Spitzenteams aufeinander. Kiel ist im Vorteil, weil es ausgeglichener besetzt ist und im Rückraum Vorteile hat, wo die meisten Spiele entschieden werden. Viel wird von Niklas Landin abhängen, der zum letzten Mal auf den THW trifft, ehe er im Sommer zu den „Zebras“ wechselt. Hinzu kommt der Heimvorteil in der Ostseehalle, so dass ein Kieler Erfolg wahrscheinlich ist, ein Sieg der Löwen überraschen würde. Dass der THW zu bezwingen ist, haben die Löwen aber bewiesen und den Kielern im Pokal-Viertelfinale die einzige Niederlage im Jahr 2015 zugefügt.

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