Sport „Unsere Chancen stehen 40:60“

Heidelberg. Die Handballfans fiebern dem Gipfeltreffen in der Bundesliga entgegen. Ostersonntag (17.15 Uhr) trifft der THW Kiel auf die Rhein-Neckar-Löwen. Beide Mannschaften sind mit jeweils sechs Minuspunkten die Top-Teams der Liga, weshalb dem direkten Vergleich eine entscheidende Bedeutung zukommt. Dieser Meinung ist auch Löwen-Kapitän Uwe Gensheimer (28).

Herr Gensheimer, kennen Sie das Gefühl, wenn eine ganze Halle gegen Sie ist?

Einmal habe ich das schon erlebt, als ich für die zweite Mannschaft gespielt habe. Das war in Haslach und ist mehr als zehn Jahre her. Was ist damals passiert? Ziemlich am Anfang des Spiels gab es eine unglückliche Szene, die mir die Zuschauer des Gegners übel genommen haben. Für den Rest der Partie wurde ich ausgepfiffen. Am Sonntag droht ein ähnliches Szenario, allerdings werden in Kiel ein paar mehr Zuschauer als damals in Haslach gegen Sie sein … Davon ist auszugehen. Ich bin darauf vorbereitet, und falls es Pfiffe geben wird, kann ich damit umgehen. Manche Sportler ziehen zusätzliche Energie daraus, wenn die Fans des Gegners pfeifen. Kann das am Sonntag auch bei Ihnen der Fall sein? Für dieses Spiel benötigst du schon aufgrund der Tabellensituation keine zusätzliche Motivation, aber ich habe mich mit der Situation natürlich befasst und werde vorbereitet sein. Der Grund für die Anti-Stimmung ist ein Schlag von Ihnen an Rene Toft Hansen beim Pokalspiel vor vier Wochen. Anschließend gab es über soziale Medien einen Angriff von Kiels Kapitän Filip Jicha gegen Sie. Wie bewerten Sie die Situation heute? Ich habe direkt nach dem Spiel mit Rene Toft Hansen gesprochen und mich bei ihm entschuldigt. Zwei Tage später habe ich auch mit Filip Jicha telefoniert. Ich habe die Situation direkt mit den Betroffenen besprochen und damit ist die Geschichte geklärt. Vor dem Spitzenspiel werden das Pokalspiel und die Randerscheinungen nochmals thematisiert. Ist das Kieler Kalkül, um Unruhe zu stiften? Das weiß ich nicht, und es ist auch nicht mein Thema. Ihr Thema ist der Sport. Kiel und die Löwen liegen punktgleich an der Spitze. Fällt am Sonntag die Entscheidung, wer Deutscher Meister 2015 wird? Wenn wir das Spiel verlieren, ist Kiel wahrscheinlich Meister. Der THW spielt im Moment sehr konstant und stabil, so dass ich nicht glaube, dass sie sich den Vorsprung noch nehmen lassen würden. Das bedeutet, die Löwen müssen in der Ostseehalle gewinnen, um den Titel holen zu können? Ja, das sehe ich auch so. Und was spricht für die Löwen? Immerhin ist Kiel der Dominator der vergangenen Jahre und hat den Heimvorteil auf seiner Seite. Wir haben zuletzt gegen Kiel eigentlich immer gut ausgesehen. Der THW weiß, dass er gegen uns immer Schwierigkeiten hatte und wir wissen, dass wir sie schlagen können. Deshalb rechnen wir uns natürlich etwas aus. Es wird darauf ankommen, dass wir uns möglichst wenige Schwächephasen gönnen. In Kiel besteht die Gefahr, überrollt zu werden, das Spiel in wenigen Minuten aus der Hand zu geben. Warum passiert das den Löwen Ostersonntag nicht? Weil wir selbstbewusst sind, um unsere Stärken wissen und gezeigt haben, wie man gegen Kiel gewinnen kann. Auch in Kiel ist uns in der vergangenen Saison ein Sieg gelungen. Das kann ein mentaler Vorteil für uns sein. Ist es ein Fifty-Fifty-Spiel? Der THW geht trotz allem als Favorit ins Spiel, nicht zuletzt wegen des Heimvorteils. Ich würde die Chancen auf 40:60 aus unserer Sicht beziffern. Welche Rolle kommt dem Pokalspiel, das die Löwen 29:26 gegen Kiel gewannen, zu? Wir werden uns natürlich anschauen, welche Dinge in dieser Partie bei uns gut funktioniert haben und mit welchen Sachen der THW Probleme hatte. Aber am Sonntag werden wir sicher vor neue Aufgaben gestellt. Zum Abschluss: Wie groß ist Ihr Drang, Deutscher Meister zu werden? Er ist unendlich groß.

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