Sport „Wir gehen einen eigenen Weg“

91-91507673.jpg

Berlin. Die Berliner Füchse machen aus dem Dreikampf der zurückliegenden Jahre um die Handball-Meisterschaft aktuell einen Vierkampf, denn überraschend hält der Hauptstadtklub mit dem THW Kiel, den Rhein-Neckar-Löwen und der SG Flensburg-Handewitt mit. Warum das so ist, sagt der Berliner Manager Bob Hanning vor dem Top-Spiel in der SAP-Arena morgen um 15 Uhr.

Herr Hanning, können die Rhein-Neckar-Löwen ein Vorbild für die Füchse sein?

Ein Vorbild? In Bezug auf was? Die Löwen haben in der vergangenen Saison die Meisterschaft gewonnen und der finanziell stärkeren Konkurrenz aus Kiel und Flensburg ein Schnippchen geschlagen. Das ist doch sicher auch für Sie ein lohnendes Ziel? Die Verantwortlichen in Mannheim haben tolle Arbeit geleistet, und ich habe ihnen den Titel sehr gegönnt. Er war auch gut für den Handball in unserem Land, dass die Dominanz der Kieler durchbrochen wurde. Aber wir wollen die Löwen nicht zum Vorbild nehmen, denn einerseits sind wir wirtschaftlich in unterschiedlichen Klassen unterwegs und andererseits gehen wir einen eigenen Weg. Der hat sie in die Spitze der Bundesliga zurückgebracht. Was ist das Besondere am Weg der Füchse? Unser Weg ist es, den nächsten Paul Drux oder Fabian Wiede zu finden. Wir setzen bewusst auf die Jugend, und unsere Partner honorieren das. Finanziell liegen wir hinter Kiel, Flensburg, aber auch hinter den Löwen zurück. In der Tabelle liegen Sie einen Punkt vor den Löwen, haben allerdings eine Partie mehr ausgetragen ... Das ist ein echtes Spitzenspiel. Sicher sind wir nicht in der Rolle des Favoriten, haben aber bei der unglücklichen Pokalniederlage nach Verlängerung in Flensburg gezeigt, dass wir nicht chancenlos sein müssen. Wir freuen uns auf diese Partie. Der europäische Wettbewerb, speziell die Champions League, sorgt für Diskussionen, weil die teilnehmenden Vereine eine Überbeanspruchung ihrer Spieler beklagen. Der Kieler Manager Thorsten Storm hat seine Spieler aufgerufen, die Nationalmannschaft hinten anzustellen, um Ruhepausen zu bekommen. Das kann Sie als Vize-Präsident des Deutschen Handballbundes nicht gefreut haben? Die Bundesliga profitiert in allen Bereichen von einer erfolgreichen Nationalmannschaft. Deshalb muss es das Ziel der Klubs sein, eine starke DHB-Auswahl als Motor der Sportart zu haben. Vielleicht kann Kiel auch ohne eine gute Nationalmannschaft funktionieren, aber die anderen Klubs sicher nicht. Meine Meinung als Manager der Berliner Füchse ist in diesem Punkt identisch zu meiner Meinung als Vize-Präsident des DHB. Deshalb sind Aussagen wie die von Thorsten Storm wenig hilfreich. Ärgern Sie sich darüber? Jeder ist für seine Aussagen selbst verantwortlich, ich bin nicht der Pressesprecher von Thorsten Storm. Die Überbeanspruchung der Nationalspieler, die auch in der Champions League aktiv sind, ist unbestritten. Wie kann das Problem gelöst werden? Die Teilnehmer der Champions League müssen ihren Kader ganz einfach in der Breite so aufstellen, dass ein Steffen Weinhold in Kiel nicht 34 Bundesliga-Spiele bestreiten muss, sondern 26. Dann ist die Beanspruchung nicht zu groß. Das ist aber nicht billig. Natürlich nicht, doch die Klubs verdienen doch auch Geld. Ich habe den Löwen angeboten, ihnen 500.000 Euro zu zahlen, wenn wir an ihrer Stelle in der Champions League spielen dürfen. Das wurde abgelehnt, also scheint die Verdienstmöglichkeit nicht schlecht zu sein. |Interview: Michael Wilkening

Ihre News direkt zur Hand
Greifen Sie auf all unsere Artikel direkt über unsere neue App zu.
Via WhatsApp aktuell bleiben
x