Sport Zur Sache: Storm sieht neue Kultur durch „Geldklubs“

Die schlimmen Befürchtungen haben sich bestätigt: Nationalspieler Patrick Wiencek (26) vom THW Kiel hat sich im Champions-League-Derby gegen die SG Flensburg-Handewitt am Samstag einen Kreuzbandriss zugezogen. Die Ärzte rechnen mit einer mindestens sechsmonatigen Pause für den Kreisläufer des THW und der Nationalmannschaft. Eine Nachricht zur Unzeit. So oder so – Kiels Manager Thorsten Storm, bis im vergangenen Sommer bei den Rhein-Neckar-Löwen angestellt, glaubt nicht, dass es morgen im direkten Duell zwischen den Löwen und dem THW eine Vorentscheidung im Titelrennen gibt. „Wir fahren nach Mannheim, um zu gewinnen. Eine Vorentscheidung fällt nicht in einem Spiel und schon gar nicht in dieser frühen Phase der Saison. Dafür ist die Handball-Bundesliga zu spannend und ausgeglichen. Der Druck liegt eigentlich immer beim THW Kiel, aber damit kann die Mannschaft umgehen“, sagte der Manager der RHEINPFALZ. Mit bereits zwei Niederlagen – in Flensburg und in Göppingen – ist der THW für seine Verhältnisse schlecht in die Saison gestartet. Das lässt sich nach Ansicht von Storm erklären. „Beim THW findet ein riesiger Umbruch nach der Zeit mit einer großen Mannschaft statt. Wir sind mittendrin, und waren in den vergangenen zwei Jahren trotzdem sehr erfolgreich. Eine Mannschaft entwickelt man aber nicht in einem Jahr wie einen Marketing-Fahrplan. Sportlicher Erfolg braucht überall seine Zeit. Auch in Kiel“, meinte Storm und spielte auf die Abgänge von Aron Palmarsson (25) und Filip Jicha (33) an. Vor allem der späte Wechsel Jichas, bis dahin der Kieler Vorzeige-Handballer, zum FC Barcelona, war nicht so einfach wegzustecken. „In diesem Fall kam eine schwierige persönliche Situation hinzu. Insgesamt haben die europäischen ,Geldklubs’ eine neue Kultur im Handball geschaffen. Sie locken mit weniger Belastung und dafür mehr Geld. Wir werden keinen personellen Schnellschuss machen, doch der Zeitpunkt, den Filip Jicha gewählt hat, hat uns Substanz gekostet. Stellen wir uns vor, Andy Schmid würde zwei Wochen vor dem Saisonstart zum FC Barcelona wechseln. Auch das wäre schwer zu kompensieren“, erklärte der 51-Jährige. Mit dem 27:23 gegen den Erzrivalen SG Flensburg-Handewitt haben die Kieler trotz der Schock-Diagnose für Patrick Wiencek rechtzeitig vor dem großen Spiel Selbstvertrauen getankt. Torhüter Niklas Landin sucht noch die Konstanz, die er bei den Löwen drei Jahre fast durchgängig hatte, den früheren Friesenheimer Christian Dissinger sieht Storm auf einem guten Weg. Und die Löwen? „Wir haben immer betont, dass die Löwen mit der starken Abwehr und der eingespielten ersten Sieben zu den Favoriten gehören. Die Mannschaft wurde über Jahre behutsam aufgebaut, die Löwen haben ein gutes Team“, meinte er.

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