Rheinpfalz Freiflug in der Erdkundestunde

Ludwigshafen (kth). Ein Flugsimulator für den Geografieunterricht, Sonnencreme aus Petersilie oder die optimale Drohne für den Katastrophenschutz – an kreativen Ideen mangelte es beim Landeswettbewerb „Jugend forscht“ nicht. 54 Nachwuchsforscher präsentierten gestern ihre 37 Projekte bei dem von der BASF Ludwigshafen ausgerichteten Wettbewerb. Die Gewinner werden heute bekanntgegeben.

Für Nóble Eduardo Toca aus Neustadt ist heute bereits ein Traum Realität geworden: Er ist dabei beim Landeswettbewerb Jugend forscht. Gemeinsam mit seinen Teamkollegen Joschua Bauer und Tim Münster hat der 20-Jährige an einem mobilen Flugsimulator gebastelt. „Ursprünglich war das Teil einer Schüler-AG“, erzählt Toca. Mit dem Simulator wollten die Schüler sich auf den Pilotenschein vorbereiten. Dann aber kam den jungen Tüftlern eine weitere Idee: Warum nicht den Simulator im Erdkundeunterricht nutzen? „Damit kann man wichtige Landmarken sehen und anfliegen und die Natur virtuell erleben“, sagt Toca. Ein passendes Lernprogramm haben die jungen Männer auch zusammengestellt: einen Rundflug an der Haardt. Ein halbes Jahr Arbeit und rund 4000 Euro Materialkosten – finanziert von Schule, Eltern und Sponsoren – hat das Team in das Projekt gesteckt. „Ein professioneller Flugsimulator kostet etwa elf Millionen Euro“, sagt Toca. Der selbst gebaute Simulator sei dagegen „fast Flohmarkt“. Trotzdem: Irgendwann wollen sie ihn sogar vermarkten. Ums Fliegen geht es auch am Stand von Fabian Cnyrim und Johannes Kimmle. Die Schüler zweier Frankenthaler Schulen haben es bereits zum zweiten Mal zum Landeswettbewerb geschafft. 2013 gelang ihnen schon einmal mit einem Flugzeugmodell der Zukunft der Sprung unter die Landesbesten. Ihr Wissen nutzten der 15-jährige Cnyrim und sein 18-jähriger Kollege in diesem Jahr weiter. Sie arbeiteten nun an der optimalen, aerodynamischen Drohne. Sogar den Kontakt zur Universität Stuttgart suchten Cnyrim und Kimmle, um ihr Modell dort im Windkanal zu testen. Einen Einsatzvorschlag für ihr Fluggerät haben die beiden schon: „Im Katastrophenschutz könnte man diese kleine Drohne schnell einsetzen“, sagt Cnyrim. Mit ihrer Hilfe ließen sich etwa schnelle und gute Aufnahmen von Waldbrand- oder Hochwassergebieten machen. Zur fertigen Drohne fehle nicht mehr viel, verraten die jungen Männer: „Die Teile sind schon da.“ Insgesamt 37 Projekte muss die Jury beim Landeswettbewerb bewerten. Zwölf davon stammen in diesem Jahr aus der Pfalz. Mit ihrem Projekt treten Cnyrim und Kimmle im Fachbereich Physik an, ebenso wie Louisa Haurand und Ronja Schermer vom Burggymnasium Kaiserslautern. Die beiden 15-Jährigen haben ihr Hobby zum Projekt gemacht: Bogenschießen. „Wir wollten erst wissen, ob der Pfeil sich während des Flugs dreht und ob ein Muster erkennbar ist“, erzählt Louisa Haurand. Ein Muster erkannten sie zwar nicht – dafür forschten sie weiter. „Wir haben zum Beispiel herausgefunden, dass der Pfeil direkt nach dem Abschuss 345,6 Stundenkilometer schnell ist“, sagt Haurand. Bei „Jugend forscht“ können Schüler Arbeiten aus Arbeitswelt, Biologie, Chemie, Geo- und Raumwissenschaften, Physik, Technik, Mathematik und Informatik einreichen. Vor allem in der Chemie ist die Konkurrenz groß. Das merkt auch Maren Pfirrmann vom Europa-Gymnasium Wörth. Die 18-Jährige entwickelte einen Sonnenschutz aus Rutin, einem Stoff, der in Petersilie vorkommt. Ihren Zweck würde die Petersilien-Sonnencreme tatsächlich erfüllen. „Sie ist nur leicht gelblich, aber es gibt keinen unangenehmen Geruch“, versichert Pfirrmann. Unangenehme Gerüche müssen Zuschauer auch nicht am Stand von Charlotte Jensen, Carina Matheis und Kira Lutter vom Wilhelm-von-Humboldt-Gymnasium Ludwigshafen befürchten. Schließlich widmeten die 15 und 16 Jahre alten Mädchen ihr „Jugend-forscht“-Projekt dem Obst, genauer: sauren Früchten. „Wir wollten wissen, ob saure Früchte wirklich einen höheren Säuregehalt haben als andere“, erklärt Matheis. Ihr Ergebnis: Nicht nur die Säure ist für den sauren Geschmack verantwortlich, sondern auch der niedrige Zuckergehalt. Bei ihrem ersten Landeswettbewerb zeigen sich die Mädchen bescheiden. „Wir haben ja nichts Spektakuläres gemacht“, sagen sie. Vielleicht ja doch. Die Jury wird es ihnen heute sagen.

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