Rheinpfalz 'Ja, wir steigen auf'

Interview: Franco Foda, der Trainer des Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern, versprüht trotz der drei Niederlagen zuletzt Optimismus. Doch er weiß auch: Es gibt für ihn und sein Team noch viel Arbeit.

Von Horst Konzok und Oliver Sperk

19 Spiele sind gespielt, der FCK steht nach drei Niederlagen in Folge auf Platz drei, dem Relegationsplatz. Ihr Zwischenfazit bitte, Herr Foda.

Ich glaube, man muss auf das Ganze schauen und es Revue passieren lassen. Im Sommer hatte der Abstieg mit so wenigen Punkten seine Spuren hinterlassen. Es ist uns, allen Beteiligten im Verein, Vorstand und Trainer, gelungen, relativ schnell eine funktionierende Mannschaft zu formen. Wir waren 16 Spiele ungeschlagen, das kam nicht von ungefähr, es steckt harte Arbeit dahinter. Viele Dinge haben gut funktioniert. Dass aber auch ein Rückschlag kommen kann, war klar. Die Mannschaft, die in der Bundesliga zumeist aus der Defensive spielte, also nur reagierte, musste sich umstellen und nun agieren. Das ist über weite Strecken ganz gut gelungen. Es gibt aber noch viele Dinge, die zu verbessern sind. Es gab letztlich nur ein Spiel, in dem der Gegner besser war: Das war die Partie bei Union Berlin. Gegen Hertha BSC waren wir auf Augenhöhe, in allen anderen Spielen waren wir meiner Meinung nach sogar die bessere Mannschaft. Es hat uns aber an Effizienz gefehlt, wir haben zu oft zu einfache Gegentore bekommen. Positiv hervorzuheben ist sicher aber auch, dass wir viele junge Spieler eingebaut haben. Der eine oder andere hat sich wirklich gut entwickelt. Am Ende hat man dann aber gemerkt, dass mancher in ein Loch gefallen ist. Das ist bei jungen Spielern völlig normal.

Eintracht Braunschweig und Hertha BSC haben eine souveräne erste Saisonhälfte gespielt und marschieren vorneweg. Wie realistisch ist es, diese Teams noch von Platz eins oder zwei zu verdrängen?

Wir haben in den vergangenen vier Spielen viele Punkte liegenlassen. Mit fünf, sechs Punkten mehr wären wir an den beiden dran. Der Abstand ist sehr groß geworden, aber er ist sicher nicht unaufholbar. Und auch als Tabellendritter kann man durch eine erfolgreiche Relegation aufsteigen. Das hat die Vergangenheit gezeigt.

Worin sehen Sie die Ursachen der Rückschläge?

Aus meiner Sicht waren es keine Rückschläge. Ich sage immer: Durch Jammern bekommt man keine Punkte. Man muss versuchen, sachlich zu analysieren. Dies beginnt bei uns im Trainerteam. Wir hinterfragen uns, wir hinterfragen alles. Es ist ein umfassender Gesamtprozess. Wir analysieren unsere Tore, unsere Gegentore und unser gesamtes Auftreten. Die anderen Mannschaften kennen unsere Spielweise jetzt und stellen sich darauf ein. Wir wollen Fußball spielen, und die Gegner versuchen oftmals, durch taktische Fouls im Mittelfeld unseren Spielfluss zu unterbrechen. Darauf müssen wir uns einstellen, die Spieler müssen beherzigen, dass es nicht genügt, nur Fußball zu spielen, sondern sie die entsprechende Aggressivität zeigen müssen. Auch das ist ein Prozess. In dieser Situation muss man die Ruhe bewahren und die richtigen Schlüsse aus der Analyse ziehen.

Mit Mo Idrissou, Alexander Baumjohann oder Albert Bunjaku haben Sie zu Saisonbeginn bundesligaerfahrene Spieler für die Offensive geholt. Wie sehen Sie diese erfahreneren Profis, die zuletzt in der Kritik standen?

Jeder einzelne Spieler ist von der Mannschaft abhängig. Nur im Mannschaftsgefüge ist der Einzelne etwas wert. Albert Bunjaku hat in den vergangenen Jahren wenig gespielt, Alexander Baumjohann sogar sehr wenig. Mo Idrissou und Baumjohann kamen spät zu uns, waren weit hintendran, weil die Bundesligisten spät angefangen haben. Sie hatten also keine richtige Vorbereitung, Marc Torrejón, der aus Santander kam, hatte gar keine Vorbereitung. Wir haben sie zwar gut aufgebaut, aber die fehlende Vorbereitung kam jetzt gegen Ende des Jahres zum Tragen. In der Vorbereitung im Januar muss jeder Einzelne hart an sich arbeiten.

Vereinschef Stefan Kuntz hat nach dem 0:2 bei Union Berlin vor allem die Leistung und Einstellung Ihrer Routiniers kritisiert. Er hörte große Worte, vermisste aber die Taten. Wie haben Sie seine Kritik empfunden?

Wir müssen die erfahrenen Spieler besonders in die Verantwortung nehmen, und diese Mentalität der älteren und routinierten Spieler hat Stefan Kuntz zu Recht eingefordert. Man darf aber nicht den Fehler machen, alles auf ein Spiel abzuwälzen. Wir haben in St. Pauli nach einem guten Auswärtsspiel unglücklich verloren. Wir hätten in Berlin durch Bunjaku auch 1:0 in Führung gehen können, dann wird es ein ganz anderes Spiel. Was in Berlin nicht gestimmt hat, war die zweite Halbzeit, da haben wir zu wenig investiert. So habe ich die Spieler noch nicht gekannt. Ich glaube aber, dass die Spieler sehr selbstkritisch sind. Man kann viel reden, die Wahrheit aber liegt auf dem Platz, hat Otto Rehhagel gesagt. Und da hat er recht.

Die Wahrheit ist ein 0:1 gegen den VfR Aalen – die erste Heimniederlage. Wie können Sie sich das erklären?

Wir waren auch gegen Aalen über 90 Minuten die klar dominierende Mannschaft und hatten deutlich mehr Ballbesitz. Ballbesitz alleine schießt aber keine Tore. Im Angriffsdrittel hat der letzte Pass gefehlt, und wir haben uns nicht entscheidend durchsetzen können. Mit der zweiten Konterchance von Aalen sind wir dann in Rückstand geraten, aber auch danach kann ich meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen, außer dass wir wieder keine Tore erzielt haben. Wir haben alles investiert, waren drückend überlegen und hatten viele Offensivaktionen. Leider hat die Konsequenz im Torabschluss trotz des einen oder anderen Tors, das zu Recht aberkannt wurde, und trotz des Lattentreffers gefehlt, darum haben wir letztendlich die drei Punkte verloren.

Planen Sie vor dem Hintergrund der Verletzungen von "Sechser" Enis Alushi im Mittelfeld, der wohl fast bis Saisonende fehlt, und Stürmer Ilian Micanski im Winter Transfers auf diesen Positionen?

Ilian Micanski ist ein Spieler, der uns in der Hinrunde hätte helfen können. Aber als er die Möglichkeit gehabt hätte, zu spielen, hat er sich verletzt. Er hat zuletzt mit dem Reha-Coach trainiert, konnte aber noch nicht am Mannschaftstraining teilnehmen. Enis Alushi hatte gerade immer besser in unseren Rhythmus gefunden, hat gut gespielt, als er sich in Bochum schwer am Knie verletzt hat. Ich hoffe, dass wir im Winter den einen oder anderen Transfer realisieren können. Das betrifft alle Mannschaftsteile und ist Teil des Prozesses, den wir im Sommer begonnen haben. Dieser Umbruch ist noch nicht abgeschlossen.

Was fehlt Ihnen noch, um ihre Vorstellungen besser umsetzen zu können?

Ich will Tempofußball mit viel Laufbereitschaft und Leidenschaft sehen. Das betrifft alle Mannschaftsteile. Wir haben in der Hinrunde einige Male richtig gut Fußball gespielt, gut kombiniert und tolle Tore erzielt. Die Spieler haben vieles richtig gemacht. Aber wir haben auf der anderen Seite einige Gegentore bekommen, die man einfach hätte besser verteidigen müssen. Es gibt also noch viel für uns zu tun.

Von 17. bis 26. Januar ist der FCK im Trainingslager. Erstmals seit längerer Zeit geht es in die Türkei, nach Belek. Warum haben Sie diesen Standort gewählt?

In Belek stimmt das Preis-Leistungsverhältnis, die Trainingsbedingungen sind optimal. Es sind zur gleichen Zeit viele andere Mannschaften dort, so dass man ausreichend Spiele gegen gute Mannschaften machen kann. Wir werden in der Vorbereitung weiter am technisch-taktischen Bereich arbeiten, um noch schwerer auszurechnen zu sein. Für den kurzen Urlaub haben wir den Spielern individuelle Trainingspläne mitgegeben. Jeder muss am 2. Januar gut vorbereitet zurückkommen. Jetzt kommen die letzten 15 Runden, da trennt sich die Spreu vom Weizen. Da zeigt sich, ob die Mannschaft die entsprechende Qualität besitzt.

Konrad Fünfstück, der von der SpVgg Greuther Fürth kommt, wird ab 1. Januar 2013 Sportlicher Leiter des Nachwuchsleistungszentrums und Trainer der U23. Sie waren in die Gespräche involviert – warum fiel die Wahl auf Fünfstück?

U23-Trainer Alois Schwartz hat uns Richtung Erfurt verlassen, und Konrad Fünfstück hat schon lange im Nachwuchsbereich gearbeitet. Er hat hier gute Konzepte präsentiert und wird das Bindeglied zwischen Nachwuchs- und Profibereich sein. Ich will aber betonen: Beim FCK wurde im Nachwuchsbereich immer gut gearbeitet, schon als ich hier Spieler war. Aber es ist immer auch gut, neue Aspekte und Ideen von außen hereinzuholen und sich weiter zu entwickeln.

Wie wichtig ist diese Verzahnung?

Sehr, sehr wichtig. Ich war in Graz selbst lange in der Akademie tätig und weiß, dass Profi- und Akademiebereich eine Einheit bilden müssen. Deshalb schaue ich mir auch hier so viele Spiele im Nachwuchsbereich an wie möglich. Ich habe die U17 gesehen, die U19 und die U23 mehrmals. Ganz wichtig ist, zu verstehen: Wir sitzen alle im selben Boot.

Herr Foda, steigt der 1. FC Kaiserslautern auf?

Ja – sonst wäre ich nicht hierher gekommen. Wir haben unser Ziel klar definiert – nicht wie andere, die das gleiche Ziel verfolgen, aber Understatement betreiben. Man muss an das Unmögliche glauben, um das Mögliche zu erreichen.

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