Kultur Südpfalz Kontrastreiche Klangbilder

Der Titularorganist des Straßburger Münsters, Pascal Reber, setzte am Sonntag die Reihe „Kirchenmusikalische Akzente“ in der Landauer Marienkirche fort. Es fanden viele Zuhörer den Weg zum Konzert dieses vielseitig begabten Künstlers, der nicht nur das Orgelspiel perfekt beherrscht, sondern auch als Komponist und Konzertpianist tätig ist.

Der 1961 in Mülhausen im Elsass geborene Musiker bevorzugt logischerweise die Orgelwerke französischer Meister. Eine gute Voraussetzung für die Interpretation dieser Kompositionen auf der neu renovierten, spätromantisch disponierten Steinmeyer-Orgel. Ein weiterer Vorteil: Rebers besondere Liebe zur Improvisation, zu der ihm das Instrument geniale Möglichkeiten bietet. Für die Kunst des Improvisierens erhielt er 1990 gar das Meisterklassendiplom. Doch stehen auf dem Programm insgesamt nur zwei Komponistennamen dieses Genres und orientiert sich die eigene Improvisation auch noch am Stil dieser „schweren Kost“, besteht die Gefahr der Eintönigkeit und Langatmigkeit. Das traf leider auch für dieses Konzert zu. Eineinhalb Stunden Charles-Marie Widor (1844-1937), Jehan Alain (1911-1940) und Rebers eigene Improvisation – hinzu kam noch die halbstündige Einführung vorher auf der Empore – stellten höchste Anforderungen an die Konzentration und das Durchhaltevermögen der Zuhörer. Mehr Abwechslung hätte dem Konzert gutgetan. Allerdings gab die etwas einseitige Werkauswahl dem Organisten die Gelegenheit, das ganze Klangspektrum der Steinmeyer-Orgel auszuloten und die Wiedergaben durch raffinierte Registerkombinationen mit Leben zu füllen. In diesem Punkt zeigte sich Pascal Reber als meisterhafter Gestalter. Die Darbietungen beeindruckten durch effektvolle, kontrastreiche Klangbilder, geprägt von silbrigen Flötentönen, lieblichem Gedackt und gedämpften Streichern, oft bereichert mit herben Prinzipalen und strahlenden Mixturen. Besondere Effekte erhielten die Werke durch die abgerundeten und volltönigen Zungen sowie durch den Einsatz der Walzen. Eine prachtvolle Wiedergabe präsentierte Pascal Reber mit der 1879 in Paris uraufgeführten Symphonie Nr. 5 in f-Moll op. 42 Nr. 1 von Widor. Eindrucksvoll erklang das liedhafte, marschähnliche Thema des ersten Satzes, dessen Variationen der Organist mit unterschiedlicher Artikulation, dynamischer Steigerung und rhythmischer und klanglicher Intensivierung überzeugend wiedergab. Zwischen lyrisch-sanfter Zartheit, harmonischer Ausgewogenheit und stimmungsvoller Melodik changierten die Mittelsätze. Glanzvoller Höhepunkt war die virtuose Toccata mit ihrem bombastisch-pompösen Klang. Die 1932 bis 1936 von Jehan Alain komponierten Stücke „Deux Danses à Agni Yavishta“, „Deuxième Fantaisie und „Choral Phrygien“ wirkten durch die sich ständig verändernde Lautstärke und boten einen geschickten Übergang zu Rebers eigener Komposition mit dem Titel „Improvisation“. In diesem Werk von ausgedehnter Länge und massiver Dichte verband der Organist und Komponist extreme Tonlagen und Steigerungen in Dynamik, Klang und Ausdruck sinnfällig zu einem außergewöhnlichen, meditativen Ganzen. (wgm)

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