Rheinpfalz Leserbriefe :

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Offenbar haben die Dollar-Zeichen in den Augen von Gemeinderatsmitgliedern in Rehweiler gefunkelt, als im Zusammenhang mit einer Kampfhundesteuer auch eine Pferdesteuer angedacht wurde. Damit hat die nordhessische Kleinstadt Bad Sooden-Allendorf schon bundesweit unrühmliche Bekanntheit erlangt. Seitdem gibt es dort keine Pferdeschauen mehr, Pferdepensionsbetriebe der Stadt bangen um ihre wirtschaftliche Existenz. Pferdesport wird laut einer Studie zu 70 Prozent von Kindern und Jugendlichen betrieben, er ist offiziell als Gesundheitssport anerkannt. Der Einsatz von Pferden ist im heilpädagogischen und therapeutischen Bereich an Förderschulen sowie in Kinderheimen und Behinderteneinrichtungen nicht mehr wegzudenken. Vermehrt wird er an manchen Schulen im Rahmen von Projektgruppen und Projekttagen angeboten. Ein „Mitnahmeeffekt“ entsteht für Kinder im ländlichen Bereich, die durch Kontakte zu Pferden in der näheren Wohnumgebung unentgeltlich eine wertvolle naturnahe Freizeitgestaltung erleben können. Private Pferdehalter bewirtschaften in manchen Dörfern der Westpfalz unwirtliche Lagen und Obstgrundstücke, die früher von Kleinbauern sowie Schaf- und Ziegenhaltern genutzt wurden. Für die heutige großflächige Agrarwirtschaft sind sie uninteressant. Fällt diese Nutzung weg, können die Gemeinden die Kultivierung der Flächen über den Gemeinde-Steuersäckel selbst übernehmen, um eine Verwilderung der Landschaft zu vermeiden. Damit kämpft schon manche Gemeinde der Westpfalz in feuchten Tallagen oder extremen Steillagen. Einige Landwirte können sich zudem mit der Pensionspferdehaltung im ländlichen Raum angesichts sinkender Erzeugerpreise in den bisherigen Betriebszweigen eine verlässliche Einnahmequelle sichern. Wenn man in Rehweiler die genannten positiven Effekte der Pferdehaltung beeinträchtigen will, sollten sie eine Pferdesteuer einführen. Die Nachbargemeinde Quirnbach wird es ihnen danken. Hier ist die bundesweite Bekanntheit des Ortes und ein Teil des Umsatzes im Ort untrennbar mit dem Begriff „Pferd“ verbunden. Ausnahmsweise wählten meine Tochter und ich den Bus als Beförderungsmittel in die Kreisstadt. Der Bus wurde pünktlich von einem freundlich lächelnden Fahrer an unsere Haltestelle gelenkt. Die Fahrt verlief ohne besondere Vorkommnisse oder massive Überschreitungen von Tempolimits. In Kusel bedankte sich der Busfahrer per Lautsprecherdurchsage für die Fahrt mit seinem Unternehmen und wünschte ein schönes Wochenende und eine schöne Weihnachtszeit. Angesichts der Berichterstattung der letzten Wochen hatte ich anderes erwartet. Aber es ist wie immer: man kann nicht alles verallgemeinern! Wo unfreundliche und schlecht gelaunte Busfahrer beschäftigt sind gibt es ebenso herzliche und freundliche. Und darüber bin ich froh. Noch vor fast zwei Jahren habe ich montags in der RHEINPFALZ die Spielberichte über den Verbandsligisten SG Blaubach-Diedelkopf gelesen. In den Schnappschüssen vom Spielgeschehen suchte ich mir bekannte Spieler. Auch der Tabellenstand wurde verfolgt, denn der Verbandsligist war neben seinen Jugendmannschaften bis zum Abstieg und Ende das fußballerische Aushängeschild unserer Region. Leider hat er sich zu Tode gewirtschaftet. Nach der erhofften „Auferstehung“ des einst renommierten Fußballvereins folgte die Insolvenz. Seit Sommer 2014, als der Fußballverein seinen Spielbetrieb eingestellt hat, wuchert in dem an die Stadt Kusel übergegangenen Stadion der verwaiste Rasen. Oh Jammer! Warum ließ die Stadt den hoch aufgeschossenen Rasen nicht mähen? Für einen Landwirt eine Angelegenheit von gut 15 Minuten. Das hätte wenig gekostet und das Stadion wäre für ein halbes Jahr offen von Grasbewuchs gewesen. „Eigentum verpflichtet“. Das gilt auch für eine Stadt. Und was hat die „Perle des Westrichs“ in ihrem Aalbachstadion getan? Wieder ein Montag. Dieses Mal der 30. November 2015. Statt eines Spielberichts aus dem Aalbachstadion ein Bericht aus der Kuseler Stadtratssitzung. Thema: die künftige Nutzung des zugewucherten Aalbachstadions. Die große Lösung der brennenden Frage sieht ein Architekturbüro aus Stutensee bei Karlsruhe in der Umwandlung des Sportgeländes zu Freizeit- und Wellnesseinrichtungen sowie Campinganlagen. Fachleute dieses Büros haben sich offensichtlich durch die Grassteppe des Stadions gekämpft und auf dem Sportplatz-Areal laut Westricher Rundschau vom 30. November Platz für 90 Camper-Behausungen, vier „Megaliner“ (omnibusgroße Wohnmobile), zehn Chalets (bewegliche Wohncontainer) und sogar im Überschwemmungsbereich des Aalbachs weiteren geeigneten Raum für Zelte gefunden. Im Endausbau soll das „Campingparadies“ Platz für 140 Zelte unterschiedlicher Campingformen bieten. Ohne Zweifel sind die Nähe zum Badepark und zum Ausflugsziel Burg Lichtenberg Standortvorteile des Fußballgeländes. Am Freitag, 27. November, hat der Stadtrat Kusel ohne Widerspruch die Weichen für einen Campingpark im Gelände des Aalbachstadions gestellt. Das Architekturbüro darf seine Planskizzen „reifen“ lassen, und die Stadt einen potenten Investor suchen. Vielleicht kommt jedoch alles ganz anders. Die Zukunftspläne könnten von Merkels Flüchtlingspolitik durchkreuzt werden. Aus Bayern ist bekannt, dass dort Schulturnhallen und Bierzelte als Auffanglager für Flüchtlinge aus dem Nahen Osten und Afrika genutzt werden. Im Fernsehen sieht und hört man, dass Bürgermeister aus allen Teilen Deutschlands verzweifelt Stellplätze für Notunterkünfte suchen. Kusel, inzwischen zur Erstaufnahmestation avanciert, muss sich rechtzeitig für die Aufnahme weiterer Flüchtlinge rüsten, denn nach 2015 ist auch für 2016 und darüber hinaus mit der Ankunft weiterer ein bis zwei Millionen Zuwanderer in Deutschland zu rechnen. (...) Wenn Bundeskanzlerin Merkel, inzwischen auch die SPD, Obergrenzen für Flüchtlinge ablehnt, bleibt die Frage: Wohin mit den vielen Asylsuchenden? (...) Deshalb kann es sein, dass das Aalbachstadion plötzlich eine ganz andere Rolle als Stellplatz für Campingzelte von Freizeitlern übernehmen muss. Es eignet sich für Notunterkünfte von Flüchtlingen. Die Voraussetzungen hierfür sind gut. DRK und Krankenhaus sind in unmittelbarer Nähe, ein Badepark und ein Sportheim warten auf Nutzung, eine Verkehrsanbindung zur Kreisstadt mit ihren Geschäften und öffentlichen Einrichtungen ist vorhanden. Für Kusel ergeben sich ganz neue Perspektiven. Die Kuseler Geschäftswelt und Stadtwerke profitieren von steigenden Umsätzen. Kusel – nach Jahren der Stagnation und Rezession – wieder eine langsam aufblühende Stadt? (...) Als Folge der aktuellen Flüchtlingspolitik sollte Kusel das Aalbachstadion für Notunterkünfte in Reserve halten und die Campingpläne auf Eis legen. Anmerkung der Redaktion: Der Standort der Flüchtlingsunterkunft in Kusel ist die Kaserne. Dort ist auch noch ausreichend Platz.

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