Rheinpfalz Mühle als Heimat auf Zeit

WALDFISCHBACH-BURGALBEN. Alice und Michael Kingsland mit ihren beiden Söhnen Thomas und Ben sind eine Familie, die sich auf zwei Kontinenten zuhause fühlt: Europa und Australien. Zurzeit wohnt die Familie in Burgalben in der ehemaligen Mühle von Michaels Opa in der Mühlstraße 29.

Die 33-jährige Alice ist Australierin und der 36-jährige Michael gebürtiger Deutscher. Michael hat mittlerweile beide Staatsangehörigkeiten genauso wie seine beiden Söhne. Komplettiert werden die internationalen Familienbande auf einem dritten Kontinent: Nordamerika. Während die Schwester von Alice in Kalifornien lebt, hat der Bruder von Michael eine Kanadierin geheiratet.

Kennengelernt haben sich Alice und Michael in Schweden bei einem Schwedisch-Sprachkurs. Dort waren beide vor zwölf Jahren als Austauschstudenten. Er studierte Physik und sie Biochemie und Jura. Es folgten Besuche und Gegenbesuche sowie Studiensemester und Arbeitsverhältnisse in den jeweiligen Heimatländern des anderen. Während er ein Physikstudium mit Diplom abschloss und anschließend ein Masterdiplom in der Solarthermieerzeugung erwarb, beendete Alice ihr Jurastudium.

Geheiratet wurde 2007 in Dirmstein bei Frankenthal, dem Heimatort von Michael. Etwa 30 Hochzeitsgäste aus Australien waren mit nach Deutschland gekommen, um die Hochzeit mitzufeiern, erinnern sich die Beiden. Bevor sie die Reise antraten wurde zuhause eine große Party gefeiert für diejenigen, die nicht mitreisen konnten. Der künftige Wohnort ergab sich zunächst von selbst, wegen des Berufs von Alice. Sie fand eine Stelle als Anwalt in einer Kanzlei, die Regierungsstellen berät. Michael ist in einer Firma tätig, die berät und Produkte für Niedrigenergiehäuser vornehmlich aus Deutschland nach Australien importiert.

Den Namen seiner Frau hat Michael angenommen, da sein Name Munzinger sich englisch ausgesprochen etwas merkwürdig anhört. Damit die beiden Söhne mehr Zeit mit ihren deutschen Großeltern verbringen können, entschloss sich die reiseerprobte Familie noch vor der Geburt ihres zweiten Sohnes Ben, der mittlerweile fast ein Jahr alt ist, ein Jahr lang in Michaels Heimatland zu verbringen. Angekommen sind sie im August 2013. Als Wohnort bot sich die unbenutzte, noch möblierte Wohnung in der Munzinger-Mühle an, die noch in Familienbesitz ist. Einen fahrbaren Untersatz erhielten die Beiden von Michaels Eltern. Nachdem eine Krankenkasse gefunden war, die die Familie aufnahm, sich Michael mit seinem Arbeitgeber geeinigt hatte und Mieter für ihr Haus in einer Vorstadt von Canberra gefunden waren, stand dem vorübergehenden Wohnortwechsel nichts mehr im Wege. Alice befindet sich derzeit in Mutterschutz, wobei sie nicht das gesamte Jahr über Bezüge erhält, während Michael für seine Firma weiterhin tätig ist und sich einen Heimarbeitsplatz eingerichtet hat. Von hier aus pflegt er auch Kontakte zu den Lieferfirmen.

In der Wohnung der verstorbenen Großeltern von Michael wurde noch eine Küche eingebaut und eine neue Heizung installiert. Die neue Heizungsanlage wurde in einer großen Kiste aus Australien importiert. Es handel sich um ein Wärmepumpensystem, dass Michael natürlich selbst installiert hat. Das System sieht aus wie mehrere nebeneinander angebrachte Klimaanlagen. Diese sind an der Außenwand der Mühle, die am Schwarzbach liegt, zu sehen. Die Kiste mit einem Inhalt von 2,5 Kubikmeter hatte drei Monate benötigt, bis sie in Deutschland ankam. Daran befand sich noch ein Anhänger für ein Fahrrad, der auch getrennt vom Fahrrad als Kinderwagen für die beiden Söhne benutzt werden kann, sowie Wanderschuhe und Kinderbücher. Das Mühlrad wurde überholt und liefert jetzt wesentlich effektiver Strom für die Wohnung, als dies zu Zeiten der Großeltern möglich war.

Sprachlich gibt es in der Familie keine Probleme. Während Michael konsequent Deutsch mit seinen Kindern redet, spricht Alice vorwiegend Englisch mit ihnen. Der dreijährige Thomas spricht mittlerweile ebenso gut Pfälzisch wie Englisch.

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