Rheinpfalz Modrics magischer Moment

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Paris. Mit dem 1:0 (1:0)-Sieg gegen die Türkei in Paris ist Kroatien schon auf dem besten Weg ins Achtelfinale. Luka Modric entschied mit einer Direktabnahme die Partie der EM-Gruppe D.

Luka Modric ist schon ziemlich oft als bester Spieler eines Spiels gefeiert worden. Der 30 Jahre alte Mittelfeldspieler gewann jüngst zum zweiten Mal die Champions-League mit Real Madrid, der Kroate ist einer der besten Aufbauspieler der Welt, eine Nummer 10 auf der Nummer 6. Gestern hat er das endlich auch einmal bei einem großen Turnier für seine Nationalmannschaft bewiesen. Zum Auftakt der EM-Kampagne in der Gruppe D besiegte Kroatien die Türkei mit 1:0, und Modric war nicht nur wegen seines Tores, das sein Trainer Ante Cacic hinterher „magisch“ nannte, zurecht zum „Man oft he Match“ gewählt worden. Dass ein Flitzer mit ihm jubelte, hat er gar nicht gemerkt. Modric haute in der entscheidenden Szene den Ball volley aus 20 Metern zum Siegtreffer ins Tor (41.). „Manchmal ist es besser, einfach draufzuhauen als nachzudenken“, erklärte Ivan Rakitic (28), der zweite Weltstar und Champions-League-Gewinner vom FC Barcelona. Modric und Rakitic wollen diese Generation kroatischer Fußballer endlich zu einem Titel führen. „Wir spielen wie ein großes Team, wir sind ein großes Team“, sagte Modric gestern. Nach dem dramatischen Aus im Viertelfinale gegen die Türkei bei der EM 2008 kam Kroatien nie wieder über die Vorrunde eines Turnieres hinaus. Nun ist ein guter Anfang gemacht. Das Tor fiel zum richtigen Zeitpunkt, die Türken erholten sich von dem Tiefschlag kurz vor der Pause nicht mehr. Fatih Terim, der Trainer der Türkei, gab zu, nicht erwartet zu haben, dass seine Mannschaft „physisch so abbricht“, wie sie es nach einer Stunde getan hatte. Der Sieg der Kroaten hatte nur einen Makel – er fiel zu niedrig aus. Kapitän Darijo Srna (52.) traf per Kopf ebenso nur die Latte wie Ivan Perisic (74.). Die Türken hatten im zweiten Durchgang keine Chance, Terims Wechsel und Umstellungen fruchteten nicht. Auch der 18-jährige Wunderknabe Emre Mor, künftig bei Borussia Dortmund, der bei seiner Einwechslung von den türkischen Anhängern wie ein Heilsbringer gefeiert wurde, konnte dem Spiel keine Wende mehr verleihen. Die Türken stehen am Freitag gegen Spanien nun unter Erfolgszwang. Der Elf fehlte die Verbindung vom Mittelfeld in die Spitze, ihren Spitzenspielern Hakan Calhanoglu (Bayer Leverkusen) und Arda Turan (Barcelona) gelang wenig. Arda wirkte völlig außer Form, Calhanoglu fremdelte auf der rechten Seite. „Ich spiele lieber in der Mitte“, betonte er. Trainer Terim kritisierte hart: „Wir sind abhängig von Hakans und Ardas Leistungen, sie haben heute zu wenig gezeigt. Das gilt aber auch für Cenk Tosun, Ozan Tufan und Selcuk Inan.“ Um weiter im Turnier zu bleiben, müsse seine Mannschaft „mehr laufen und mehr kämpfen“. Die Türken, die gerne den Geist der EM 2008 aufleben lassen wollen, als sie eine tolle Einstellung bis ins Halbfinale trug, wirkten ziemlich desillusioniert. Die Kroaten und Luka Modric fassten Selbstvertrauen. Modric aber warnte: „Wir dürfen nicht in Euphorie verfallen, sondern müssen uns noch weiter steigern.“ Die Einstellung scheint zu stimmen: Abwehrspieler Vedran Corluka spielte trotz einer immer wieder blutenden Kopfwunde mit verschiedenfarben Turbanen bis zum Ende durch. Vielleicht kann diese kroatische Mannschaft ja ausgerechnet in Frankreich aus dem Schatten der Generation von 1998 treten, die damals in Paris als WM-Dritter der größten Erfolg in der kroatischen Fußballgeschichte gelang. Noch ist es aber ein langer Weg dorthin. So spielten sie Türkei: Babacan - Gönül, Topal, Balta, Erkin - Tufan, Selcuk Inan, Özyakup (46. Sen) - Calhanoglu, Arda Turan (65. Yilmaz) - Tosun (69. Mor) Kroatien: Subasic - Srna, Corluka, Vida, Strinic - Modric, Badelj - Brozovic, Rakitic (89. Schildenfeld), Perisic (87. Kramaric) - Mandzukic (90.+3 Pjaca) Tor: 0:1 Modric (41.) - Gelbe Karten: Balta, Tosun, Sen - Strinic - Beste Spieler: Balta, Gönul, Erkin - Modric, Corluka, Srna - Zuschauer: 43.842 (ausverkauft) - Schiedsrichter: Eriksson (Schweden).

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