Karlsruhe Präsentation im Schloss zum Leben im Kloster

In der Christus-Johannes-Gruppe, entstanden um 1420/1430, hat sich die Stifterin links auch selbst verewigen lassen.
In der Christus-Johannes-Gruppe, entstanden um 1420/1430, hat sich die Stifterin links auch selbst verewigen lassen.

Zur großen Landesausstellung „1300 Jahre Kloster Reichenau“ zeigt das Badische Landesmuseum in seiner Mittelalter-Abteilung im Karlsruher Schloss Exponate zum Leben in einem Kloster. Ging es da nur ums Beten und Arbeiten?

Zusammengestellt hat das Museum für die kleine Ausstellung 13 Objekte, die sonst in der Dauerpräsentation für mittelalterliche Lebenswelten wie Glauben und Kirche, Stadt und Land oder bestimmte Berufsgruppen stehen. Zu sehen sind beispielsweise mittelalterliche Pfennige, Holzlöffel samt Holzteller an Ketten aus dem Franziskanerkloster Villingen sowie eine Gebetsschnur und ein löchriger Lederschuh aus dem 15. Jahrhundert. Er ist mehrfach geflickt worden, bis er lieblos in der Latrine des Augustiner-Eremitenklosters in Freiburg landete, ist auf einer Tafel zu lesen. 500 Jahre später haben ihn Archäologen dort wieder ausgegraben. Dieser Schuh zeige nicht nur die Schuhmode und das Handwerk seiner Zeit. Die Flicken bewiesen auch die langwährende Wertschätzung und das Armutsideal seines damaligen Trägers, der einem Bettelorden angehörte.

Im Kontrast dazu stand die Rolle der mittelalterlichen Klöster als Macht- und Herrschaftszentren. Sie bestimmten nicht nur über Besitz und Ländereien – manche hatten wie die Klöster Schaffhausen und Reichenau auch das Privileg, eigene Münzen zu prägen. Damit kontrollierten sie den Handel. Die Münzbilder waren Symbole ihres Herrschaftsanspruchs. Das konnte ein Porträt eines Abtes sein oder wie in diesem Fall ein geprägter Schafbock - er steht für „Schaf(f)hausen“.

Über einen blanken Materialwert hinaus, sticht die um 1420 bis 1430 entstandene Christus-Johannes-Gruppe als ein herausragendes Werk der Oberrheinischen Kunst ins Auge: Ihre Fassung ist original erhalten und die gesamte Ausführung mit den feinen Details, wie den aufgehämmerten Engelchen oder den aufgemalten Seidenkleidern nach orientalischem Vorbild, von höchster Qualität. Die Stifterin, die erstklassige Handwerker beauftragen konnte, hat sich selbst in dem Kunstwerk verewigen lassen: aufgemalt als kleine betende Nonne auf der Thronbank, den Blick nach oben auf die Johannesgruppe gerichtet.

Termin

„Nur beten und arbeiten? Aspekte klösterlichen Lebens“ ist ab 27. April Teil der Sammlungsausstellung „Mittelalter“ im Schloss Karlsruhe.

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