Rheinpfalz Rote Teufel betteln um Strafe

Von Oliver Sperk und Horst Konzok

HAMBURG. Daniel Ginczek war gestern der gefeierte Held rund um den Hamburger Millerntorplatz. Der Offensivmann bescherte sich und seinen Kameraden vom FC St. Pauli zwei freie Tage und einen Abend, an dem die Profis "es auch mal laufen lassen" durften, wie es Pauli-Trainer Michael Frontzeck formulierte. Ginczek bestrafte mit seinem Siegtor zum 1:0 (0:0) in der 67. Minute das wiederholte Unvermögen des 1. FC Kaiserslautern, allerbeste Torchancen zu verwerten. Der FCK schließt die Hinrunde damit als Tabellendritter ab.

Die Aktion "Ohne Stimmung ohne Stimme" lief gestern als konzertierte Aktion der Pauli-Fans und der 3000 mitgereisten FCK-Anhänger. Die Proteste richten sich gegen angedachte Maßnahmen des Ligaverbandes in der Diskussion um die Sicherheit im Stadion. In den zwölf Schweigeminuten legten die Lauterer mit Feuereifer los - als wollten sie die für dieses Stadion so außergewöhnliche Ruhe der heißblütigen Pauli-Fans nutzen.

Mimoun Azaouagh hätte früh für das 1:0 sorgen müssen. Er setzte den Ball aber überhastet ans Außennetz (4.). Fünf Minuten danach schoss Jan-Philipp Kalla beim Rettungsversuch den Ball an den Pfosten des eigenen Tores. Den traf 60 Sekunden später auch der kluge Abräumer und Abläufer, Ariel Borysiuk, aus 16 Metern. Den dritten Aluminiumtreffer der Lauterer verbuchte Idrissou, dessen Kopfball nach Azaouagh-Ecke am Pfosten landete (11.).

Sekunden später herrschte von einer auf die andere Sekunde bekannter Höllenlärm im Freudenhaus der Liga. Nach Beseitigung der Tonstörung kam St. Pauli besser ins Spiel, doch außer einer Annäherung Ginczeks (18.) ließen die Lauterer vor der Pause gar nichts zu. Was auch an Jan Simunek lag, der erstmals seit dem dritten Spieltag wieder dabei war, weil Marc Torrejón wegen eines Trauerfalls fehlte.

Im gegnerischen Strafraum aber ist der FCK zurzeit nicht als Spitzenmannschaft zu bezeichnen. Wie schon in den zwei Spielen zuvor vergaben die Lauterer beste Chancen fahrlässig. So drosch der sehr präsente Idrissou den Ball nach Bunjaku-Vorlage überhastet übers Tor (27.).

Nach der Pause ließ der FCK gegen individuell klar schwächere Gastgeber den unbedingten Willen vermissen, seinerseits das 1:0 zu erzielen. Ausnahme: Borysiuk mit seinem zweiten tollen Schuss, den nun Torwart Philipp Tschauner um den Pfosten lenkte (56.).

Zwei Fehler in der 64. Minute des sonst guten Simunek ließen die Pauli-Fans wieder lauter werden und leiteten die Schwungphase ein, die das 1:0 (67.) brachte. ”Das Tor darf so nicht passieren”, meinte der zu oft untergetauchte FCK-Regisseur Alexander Baumjohann, ”wir pennen beim Freistoß.” Gut: Florian-Dick-Vertreter Florian Riedel, dessen Chance Pauli-Torwart Tschauner vereitelte (84.). Baumjohann aber brachte seinen Trainer Franco Foda in Rage, als er die Riesen-Konterchance zum 1:1 vergab und quer zu Hendrick Zuck legte, statt selbst abzuschließen (85.). "Eine unnötige Niederlage. Uns fehlt im Moment die Klarheit vor dem Tor", betonte Foda angesichts der ersten Saisonschlappe trotz 9:5 Chancen und 8:2 Ecken für sein Team.

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