KOMMENTAR Die Bahn im Tal der Tränen

Die Riedbahn war schon im Januar wochenlang gesperrt, die Sperrung im Sommer wird sogar rund fünf Monate dauern.
Die Riedbahn war schon im Januar wochenlang gesperrt, die Sperrung im Sommer wird sogar rund fünf Monate dauern.

Für den Klimaschutz wird ein attraktives Bahnangebot dringend gebraucht. Jetzt rächt sich, dass das Schienennetz lange Zeit von der Substanz lebte.

Deutschland hat seit Jahrzehnten viel zu wenig in sein Schienennetz investiert. Vor allem im Vergleich zu Österreich und der Schweiz waren die Zahlen beschämend niedrig. Während in der Schweiz das Schienennetz nach einem durchdachten Gesamtkonzept ausgebaut wurde, wurden in Deutschland die viel zu niedrigen Summen auch noch bevorzugt in die falschen Projekte gesteckt. Das gilt besonders für das Milliardengrab „Stuttgart 21“, das der Deutschen Bahn (DB) derzeit nicht nur finanziell viel Kummer macht. Das Ergebnis dieser verfehlten Investitionspolitik sind nun massive Kapazitätsengpässe auf wichtigen Strecken und ein großer Nachholbedarf bei der Erneuerung im Bestandsnetz.

Besonders deutlich wird diese Problematik an dem extrem stark befahrenen Korridor zwischen der Rhein-Neckar-Region und dem Rhein-Main-Gebiet. Eigentlich wird hier schon seit mindestens zwei Jahrzehnten eine Neubaustrecke gebraucht, für die auch schon seit über 20 Jahren die Planungen laufen. Ihr Bau droht aber nun auf die lange Bank geschoben zu werden, weil das knappe Geld jetzt noch dringender für die Sanierung des lange vernachlässigten Bestandsnetzes gebraucht wird.

Um die Bestandsnetz-Sanierung in Gang zu bringen, hat die DB nun in der Bilanz für 2023 tiefrote Zahlen in Kauf genommen. Strapaziert wird durch die vielen Großbaustellen nicht nur die Bilanz der DB, sondern auch die Geduld ihrer Fahrgäste. Weiter verschärft wird das Problem für die DB-Kunden auch noch durch die monatelangen Streikdrohungen der Eisenbahnergewerkschaften, wobei die vernünftigere EVG letztlich nur relativ kurz gestreikt hat, die GDL dagegen wieder besonders aggressiv und rücksichtslos aufgetreten ist. Beide haben ihren Anteil daran, dass der Ende 2022 noch starke Trend zur Erholung der Fahrgastzahlen von der Corona-Krise gebremst worden ist.

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