Wirtschaft Zur Sache: Konversion in Zweibrücken – Risiko und Chance

Nach ihrem Abzug aus Zweibrücken hinterließen die amerikanischen Streitkräfte ein 340 Hektar großes Areal rund um den bislang militärisch genutzten Flughafen oberhalb der Stadt und etwa 31 Hektar auf dem Kreuzberg, bis dato Heimstatt für Soldaten und deren Familien. Es war der erste und bisher größte Konversionsfall in Rheinland-Pfalz. Rund 330 deutsche Zivilangestellte verloren durch den Abzug ihren Arbeitsplatz. Kleinen Firmen und Handwerkern fehlten Auftraggeber. Heftig waren die Auswirkungen auch auf den Immobilienmarkt. Soldaten zahlten relativ hohe Mieten, was manch’ Häuslebauer bei den Neubauplänen mit einkalkulierte. Für einige endete damals jäh der Traum vom Eigenheim. Die Arbeitslosigkeit in der Stadt schnellte auf rund 18 Prozent nach oben. Dem Handel fehlte in der Folge pro Jahr ein zweistelliger Millionenbetrag. Rückblickend bezeichnet Zweibrückens Oberbürgermeister Kurt Pirmann die Konversion auf dem Flughafen, die zunächst dramatisch ausgesehen habe, als „Glücksfall für Zweibrücken“. Die Menschen hätten sich intensiv bemüht, etwas zu entwickeln. Auch seien viele neue Arbeitsplätze geschaffen worden. Heute hat Zweibrücken mit rund 7,4 Prozent eine relativ moderate Arbeitslosenquote. Zum Vergleich: In Pirmasens lag die Quote im Dezember bei 12,8 – in Ludwigshafen bei 9,0 Prozent. Im Zweibrücker Einzelhandel waren Mitte 2013 nach Angaben der Arbeitsagentur 1567 Menschen beschäftigt, 160 mehr als vor dem Start des Outlets. Doch alleine hätte die Stadt den Umbau nicht stemmen können. „Ohne die Unterstützung des Landes“, sagt Pirmann, „wäre dies nicht vorstellbar gewesen“. Mehr als 250 Millionen Euro hat das Land in den Strukturwandel investiert. Zum Konversionskonzept gehören neben dem Outlet der zivile Flughafen und das Kompetenzzentrum Multimedia-Internet-Park. Dieses hat nach eigenen Angaben seit Gründung 1998 mehr als 50 Existenzgründer angezogen, die heute über 1300 Mitarbeiter beschäftigen. Zusammen sind auf dem Flugplatzgelände heute knapp 3000 Mitarbeiter beschäftigt, davon 1142 im Outlet, knapp 40 Prozent davon in Vollzeit.   Als weitaus schneller drehender Wachstumsmotor als das Flughafengelände habe sich jedoch die Fachhochschule auf dem Kreuzberg entwickelt, sagt ein Sprecher der Stadt. Zwei Gründerzentren bieten zudem Platz für Ausgründungen aus der FH mit den Lehrschwerpunkten Mikrosystemtechnik, Biotechnologie, Informatik, Digitale Medien und Betriebswirtschaftslehre. Die vorausschauende frühe Entscheidung, im Bereich der ehemaligen Kreuzberg-Kaserne eine Fachhochschule nach amerikanischem Campusmodell anzusiedeln sei der zweite Glücksfall für die Stadt gewesen, sagte Oberbürgermeister Pirmann. (kh)

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