Hauptversammlung Kritik an hoher BASF-Dividende

Die Hauptversammlung der BASF fand am Donnerstag im Kongresszentrum Rosengarten in Mannheim statt.
Die Hauptversammlung der BASF fand am Donnerstag im Kongresszentrum Rosengarten in Mannheim statt.

Der scheidende BASF-Chef Martin Brudermüller erläutert vor rund 5000 Anteilseignern des Konzerns, warum er optimistisch ist für die Chemie trotz „stürmischer Zeiten“. Aktionärsvertreter allerdings äußern auch Kritik: an der Höhe der Dividende und an der „trägen“ Geschäftsentwicklung des „Tankers“ BASF.

Die Hauptversammlung der BASF am Dienstag war geprägt vom Wechsel an der Führungsspitze des Ludwigshafener Chemiekonzerns. Der Aufsichtsratsvorsitzende Kurt Bock würdigte vor rund 5000 Aktionären Martin Brudermüller an seinem letzten Arbeitstag als BASF-Chef: Er habe das Unternehmen „mit heißem Herzen vorangetrieben, aber auch mit kühlem Verstand“. Mit seinem leidenschaftlichen Naturell habe er sich zwar „verbal manchmal vergaloppiert“, so Bock, seine öffentlichen Stellungnahmen seien aber immer authentisch gewesen, mutig und notwendig. Dem neuen BASF-Chef Markus Kamieth wünschte Bock eine „robuste Konstitution“. Die brauche man für diesen Job. Und er gab Kamieth mit auf dem Weg: „Es wird anders, als man denkt.“

„Europa am Wendepunkt“

Brudermüller sagte, ihm sei es immer wichtig gewesen Klartext zu reden, um Mut zu machen. Manchmal sei er dabei zu laut oder zu direkt gewesen, aber diese Lautstärke in der Öffentlichkeit habe es auch gebraucht. In seiner Rede vor den Aktionären im Mannheimer Kongresszentrum Rosengarten sagt er, die Chemie befinde sich in stürmischen Zeiten, selten sei die Welt so in Unordnung und unvorhersehbar gewesen. Die BASF habe aber die richtigen Antworten auf die Herausforderungen, den festen Willen zur Veränderung und zu mehr Nachhaltigkeit.

Der deutschen Gesellschaft sei die Tragweite der geo- und wirtschaftspolitischen Entwicklungen immer noch nicht bewusst, sagte Brudermüller weiter. Sicherheit, Wohlstand und Klimaneutralität gebe es nicht zum Nulltarif. Deutschland müsse weg von der Vollkasko-Mentalität hin zu mehr Pragmatismus und Vernunft. Er zeigte sich aber optimistisch, weil er Europa an einem längst überfälligen Wendepunkt sieht auch hin zu einer Industriepolitik die den Namen verdiene.

In ihren Reden auf der Hauptversammlung übten Aktionärsvertreter Kritik an der Dividendenpolitik der BASF. Die Hauptversammlung beschloss eine Ausschüttung von 3,40 Euro pro Aktie auf gleicher Höhe wie im Vorjahr. Die Gesamtausschüttung an die Anteilseigner summiert sich damit auf 3 Milliarden Euro und wird laut BASF zu 90 Prozent durch den Free Cashflow abgedeckt, also die für das Unternehmen 2023 frei verfügbaren Barmittel. Andreas Schmidt von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger warf der BASF hier eine „Zahlung aus der Substanz“ vor. Hendrik Schmidt von der Fondsgesellschaft DWS rief die Unternehmensführung dazu auf, die Dividendenpolitik zu überdenken.

Linus Vogel von der Fondsgesellschaft Deka nannte die Ausschüttungshöhe eine „zu große finanzielle Bürde“ und forderte: „zuerst das Geschäft, dann die Dividende“. Brudermüller entgegnete, die Dividendenpolitik der BASF biete den Aktionären Beständigkeit und – gemessen am Jahresschlusskurs 2023 von 48,78 Euro – eine „hohe Dividendenrendite“ von 7 Prozent. Die BASF sei auch in rauen Zeiten finanzstark.

Teilweise scharfe Worte gab es zur Geschäftsentwicklung. Arne Rautenberg von der Fondsgesellschaft Union Investment forderte vom Vorstand: „Bringen Sie den trägen Tanker wieder auf Kurs.“ Zum Bau eines weiteren Verbundstandortes in China zeigte er sich skeptisch, „ob die China-Wette aufgeht“. Linus Vogel von Deka meinte gar, die „Erfolgsgeschichte der BASF scheint vorbei zu sein“, das Portfolio besitze offenbar weniger Widerstandsfähigkeit als angenommen.

Die BASF sieht sich nach eigener Auffassung „solide“ in das Geschäftsjahr 2024 gestartet. Allerdings gingen im ersten Quartal gegenüber der gleichen Vorjahreszeit sowohl Umsatz als auch Gewinn zurück. Der Umsatz erreichte 17,6 Milliarden Euro und lag damit 12,2 Prozent unter dem Vorjahreswert. Als Grund dafür nannte der Konzern vor allem deutlich gesunkene Preise infolge niedrigerer Rohstoff- und Energiepreise in nahezu allen Segmenten. Daran änderten auch deutliche Absatzsteigerungen in den meisten Segmente nichts. Die weltweite Chemiekonjunktur habe sich im ersten Quartal leicht erholt.

Auch beim Gewinn verzeichnete die BASF einen Rückgang im ersten Quartal. Das Ergebnis der Betriebstätigkeit vor Abschreibungen (EBITDA) und Sondereinflüssen lag mit 2,7 Milliarden Euro 5,3 Prozent unter dem Vorjahreswert. Die BASF orientiert sich ab 2024 neu unter anderem an der Leistungskennzahl EBITDA vor Sondereinflüssen und gibt dafür Prognosen ab. Bisher gab es Vorhersagen für Umsatz und Betriebsergebnis vor Sondereinflüssen. Das EBITDA ist das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen. Ihre Prognose ließ die BASF unverändert: Das EBITDA vor Sondereinflüssen soll 2024 zwischen 8,0 Milliarden und 8,6 Milliarden Euro liegen.

Stellenabbau geht weiter

Die BASF setzt den Stellenabbau in Ludwigshafen fort. An seinem Heimatstandort, zu dem neben dem Stammwerk weitere BASF-Gruppengesellschaften gehören, zählte der Konzern Ende März dieses Jahres 38.414 Beschäftigte. Das waren 564 weniger als ein Jahr zuvor. Im Stammwerk fiel der Abbau in der gleichen Zeit noch etwas stärker aus: Hier ging die Belegschaft um 653 auf 33.855 Beschäftigte zurück.

Der scheidende BASF-Chef Martin Brudermüller hatte in einem Interview mit der RHEINPFALZ im Juli 2023 gesagt, er gehe davon aus, dass die Beschäftigung am Standort Ludwigshafen über die Zeit etwas zurückgehen werde. Hier müssten aktuell auch Pensionierungen in der Größenordnung von etwa 1000 pro Jahr ersetzt werden. Einen Kahlschlag werde es aber nicht geben.

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