1. FC Kaiserslautern „Möglichkeiten sind begrenzt“
Der 1. FC Kaiserslautern hat den früheren Chefscout und Analytiker Boris Notzon zum Sportdirektor befördert. Eine für den Klub überaus wichtige Personalentscheidung. Was sie von dem neuen Mann auf diesem Posten halten, fragten wir sechs Leute aus der Kaiserslauterer Fußballszene.
„Es hat mich nicht überrascht, dass der 1. FC Kaiserslautern Boris Notzon zu seinem Sportdirektor befördert hat. Aber ich glaube, er hat nicht das Format für diese Position. Nach meiner Einschätzung ist er ein reiner Theoretiker, der selbst über keine große fußballerische Erfahrung verfügt. Ein Sportdirektor sollte aber eine Laufbahn als Fußballprofi vorweisen können und alle Höhen und Tiefen dieses Geschäftes kennen. Das trifft für Hans-Peter Briegel zu; er wäre die bessere Lösung gewesen. Er kennt den 1. FCK und dessen Umfeld.“ Michael Wolter (Trainer des VfR Kaiserslautern): „Boris Notzon hat eine schwierige Aufgabe übernommen. Der FCK verfügt nicht über die finanziellen Mittel, die es ihm erlaubten, auf dem Transfermarkt mithalten zu können. Notzon will den 1. FCK wieder in den oberen Bereich der Zweiten Liga führen. Ein ehrgeiziges Ziel, das aber nur schwer zu erreichen sein wird. Das zeigt der schlechte Saisonstart. Die personellen Entscheidungen des Klubs in den letzten Jahren waren oft schwer zu verstehen. Es fehlte die Konstanz. Ich bin gespannt, was Boris Notzon in seinem neuen Amt bewirkt. Natürlich hoffe ich, dass der FCK in ihm den richtigen Mann für diese verantwortungsvolle Position gefunden hat.“ Ralf Naßhan (Sportlicher Leiter der Fußballabteilung der TSG Kaiserslautern): „Ich finde es nicht schlecht, dass der FCK sich für Boris Notzon entschieden hat. Hans-Peter Briegel war ja auch im Gespräch. Aber ich glaube nicht, dass Briegel über den für diese Position nötigen Background und das Netzwerk verfügt. Wahrscheinlich hat der FCK noch mit anderen Kandidaten gesprochen und sich dann für die finanziell günstigste Variante entschieden, für Boris Notzon. Sollte er schon beim Verkauf von Robin Koch an den SC Freiburg die Verhandlungen geführt haben, dann hat er dem FCK zu einem guten Geschäft verholfen. Verpflichtet er nun auch noch einen guten Stürmer, wäre das für ihn ein starker Einstieg als Sportdirektor.“ Harry Milster (Fußballabteilungsleiter des TuS Hohenecken): „Ob Notzon die für diesen Posten nötige Kompetenz mitbringt, weiß ich nicht. Auch wenn jetzt durch den Verkauf von Robin Koch Geld in die Vereinskasse gekommen ist, sind die Möglichkeiten des neuen Sportchefs doch begrenzt, was die Neuverpflichtung von Spielern angeht. Er muss vor allem schauen, wo Spieler in anderen Vereinen unzufrieden sind, und sie, wenn sie zur Mannschaft passen, verpflichten. Es ist klar, dass der FCK dringend einen torgefährlichen Stürmer braucht. Da ist Notzon gefordert.“ Heinrich Graf (Vorsitzender des SC Siegelbach): „Boris Notzon macht einen sehr sachlichen Eindruck. Er war schon bei anderen Vereinen tätig und wird über ein gutes Netzwerk verfügen. Das braucht er auch als Sportdirektor. Der Verkauf von Robin Koch an den SC Freiburg für 4 Millionen Euro ist für den 1. FCK ein guter Deal. Damit hat er wieder etwas Spielgeld. Die Ankündigung, dass er den FCK im oberen Bereich der Zweiten Bundesliga etablieren will, war zu erwarten. Das muss er als Sportdirektor sagen, das erwarten die Fans von ihm. Boris Notzon ist ein Rädchen im Getriebe des FCK. Wichtig ist, dass sich alle Räder in die gleiche Richtung drehen.“ Uwe Dengel (Co-Trainer des SV Morlautern): „Ich wünsche Boris Notzon Erfolg. Doch ich bin skeptisch, ob er diese schwierige Aufgabe bewältigt. Ich zähle ihn zu den Theoretikern, wie es sie ja auch zunehmend unter den Trainern gibt. Man spricht heute von der Generation der Laptoptrainer. Als Sportdirektor sollte man Fußballprofi gewesen sein. Nur dann verfügt man über einen aus der Praxis gewonnenen Fußballsachverstand. Hans-Peter Briegel wäre die bessere Lösung gewesen. Der war Profi und kann Fußballer beurteilen.“