1. FC Kaiserslautern Mensch Thines – Phänomen Thines
Am Montag hat der Stadtrat – einstimmig wie selten – entschieden: Norbert Thines, gestern 75 Jahre altgewordener ehemaliger Präsident des 1. FC Kaiserslautern, ein Motor des sozial engagierten Vereins „arm - alt - allein“, wird nach der Ikone Fritz Walter und dem SPD-Politiker Eugen Hertel zum dritten Ehrenbürger der Barbarossastadt. Ehre, wem Ehre gebührt!
„Mensch Thines. Ein Leben rund um den Betzenberg“ heißt das 159 Seiten zählende Buch, das der Fernsehjournalist Michael Dittrich mit seinen Co-Autorinnen Barbara Her-bach und Gabi Saler seinem Freund Norbert verehrte. „Mensch Thines“ ist auch die Beschreibung und Würdigung des Phänomens Thines: Da ist der Christ und Politiker, da ist der Karnevalist, da ist der Weinbruder, der Archivar, der Fußball-Präsident, ein Boss in Fan-Kutte – und alles in allem der gute Mensch vom Betzenberg.Michael Dittrich wollte das Buch unbedingt schreiben, ihm und nur ihm hat Thines das gestattet und freut sich nun an dem Werk aus dem Werkstatt-Verlag: „Die Hälft’ vun dem was drin stehd, hadd’ ich schun längschd vergess’.“ „Es kostet 16,90 Euro – man kann auch 20 geben – es ist für einen guten Zweck“, warb der Jubilar gestern beim Empfang, den der FCK in der Walter-Lounge im Stadion gab. Den Erlös wird Thines für bedürftige Kinder stiften. Stefan Kuntz, der den Präsidenten Thines als Profi erlebte, sprach eine bewegte, bewegende, eine liebenswerte Laudatio – aus den Worten des Nach-Nach-Nach-Nach-Nachfolgers sprachen Respekt, Verehrung und Freundschaft. „Manche Dinge ändern sich nie“, sagte Kuntz und schilderte, wie Thines im Präsidentenbüro die Veranstaltung ankündigte und den Marschbefehl gab: „Du begrüßt – und mach nicht so lang!“ „Manche Sachen ändern sich nie. Beim Norbert werde ich immer sein Spieler bleiben“, sagte Kuntz mit einem Augenzwinkern und würdigte den einstigen Geschäftsführer und ehrenamtlichen Präsidenten, der stets für die sozialen Werte, die im Profifußball verloren zu gehen drohten, warb. „Es war eine unvergleichliche Präsidentschaft“, beschrieb Kuntz die Ära zwischen 1977 und 1996, die den Geschäftsführer, Vizepräsidenten und Präsidenten Thines erlebte, Höhen wie die deutsche Meisterschaft 1991 und den Pokalsieg 1990, aber auch den Abstieg 1996 beinhalteten. Damals in Leverkusen beweinte Thines in den Armen des Ministerpräsidenten Beck den ersten Abstieg des FCK aus der Bundesliga, nach seinem Rücktritt wurde er von einem federführenden Kopf des „Teams Professionelle Zukunft“ wie ein streunender Hund vom Berg gejagt. Wunden, die erst spät vernarbten ...Stefan Kuntz ist Thines dankbar, dass er bereit war zur Versöhnung mit dem Verein seines Herzens, der ihm das Herz (fast) gebrochen hatte. „Ich bin froh, dass Norbert an meiner Seite ist“, rief Stefan Kuntz, der nach seiner Amtsübernahme am 11. April 2008 bestrebt war, den Alt-Präsidenten wieder einzubinden. Heute kümmert der sich um die Offiziellen von Gastvereinen und ist im Museum aktiv. „Norbert ist mein bester Transfer“, sagte Kuntz. Er würdigte das „große Herz“ Thines’ für den Verein, vor allem aber für Menschen in Not, sei es bei „arm- alt - allein“ oder jetzt mit seiner Initiative zur Unterstützung von Flüchtlingen. „Du bist ein unglaublich wertvoller Mensch“, rief Kuntz. Thines nahm den Ball auf, appellierte an die Gemeinsamkeit im FCK („Stefan, wir stehen hinter Dir!“) und warf Astrid Wegner, der Kuratorin des FCK-Museums, den Spielball vom 15. Juni 1991 zu, als der FCK mit einem 6:2-Sieg in Köln zum dritten Mal deutscher Meister geworden ist. Die Krönung einer Ära! Der ehemalige Ministerpräsident Kurt Beck nannte seinen Freund, den Ex-Präsidenten, einen Menschen, der „mit dem Kopf versteht und mit dem Herzen vermittelt“. Oberbürgermeister Klaus Weichel gratulierte dem künftigen Ehrenbürger und Freund. Er würdigte den außergewöhnlichen Funktionär und Sozialarbeiter. Für den Diözesanverband Speyer gratulierte im Beisein von Weihbischof Otto Georgens Andreas Stellmann dem Kolpingbruder, den auch die Zellertaler Weinritter hochleben ließen. Die Hobbysingers unterhielten. Einen Udo-Jürgens-Hit texteten sie um: „Mit 75 Jahren, da fängt das Leben an, mit 75 ist noch lange nicht Schluss ...“