Kultur 50 Zeilen Pop: Selbsterkundung mit Máni Orrason

Er ist erst 20, hat aber schon mit 15 seine erste Nummer Eins in seinem Geburtsland Island gehabt und mit 16 sein erstes Album veröffentlicht. Schon hier klang Máni Orrason, als hätte er die Schwermut von Neil Young bis Paolo Nutini verinnerlicht. Mit Mundharmonikaklagen beginnt sein Debüt „Repeating Patterns“ (nachzuhören unter soundcloud.com/maniorrason), das vom Kampf gegen das Gefühl von Einsamkeit erzählt. Tief melancholischen Folkrock zelebriert der Multiinstrumentalist, der zwar in Reykjavík geboren wurde, aber mit seinen neun Geschwistern in Spanien aufgewachsen ist. Dort, in der Nähe von Murcia, hat er auch sein heute erscheinendes Album „I Woke Up Waiting“ aufgenommen und das Video zur ersten Single „Acting Like A Fool“ gedreht. Optisch geht es sonnig zu, das Palmensetting suggeriert Unbeschwertheit – wobei die leeren Straßen, die der Sänger zu einem doch eher untröstlich klingenden „Bababababa“-Hintergrundchor im Kampf mit dem Mikrofonkabel entlang hüpft bis kriecht, doch auch auf sein Grundthema Verlorenheit verweisen. Eine Hommage an den scheinbar sorglosen Pop der Sixties will der Song einerseits sein, doch ist zugleich ein Unwohlsein beigemischt: Der junge Mann mit den wilden Locken reflektiert hier seine Jugend auf einer britischen Schule unter lauter trinkfesten Schotten, deren Männlichkeitsrituale den sensiblen, zu Selbstzweifeln neigenden Isländer doch befremdeten. Zumal der Badeort für ihn auch ein Ort des Stillstands und fehlenden Ehrgeizes ist, wie er im Videoblog zum neuen Album verrät. Zum Titelstück „I Woke Up Waiting“ offenbart Máni Orrason noch Dunkleres: Das Stück setzt sich mit der Krankheit Bulemie auseinander, an der er selbst litt. Wehleidig aber klingt seine Musik nicht, sondern dank seiner starken Stimme, die live auch in heikelsten Passagen überzeugt, schlicht herzerwärmend, tief berührend und ermutigend. Live zu erleben am 12. April in Mannheim (www.kulturbruecken-jungbusch.de).

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