Jazz Das 26. Festival Enjoy Jazz bringt vier Wochen lang internationalen Spitzenjazz in die Region

Nduduzo Makhathini ist der Artist in Residence des Festivals.
Nduduzo Makhathini ist der Artist in Residence des Festivals.

52 Konzerte mit knapp 200 Musikern aus 22 Ländern. Auch die 26. Ausgabe des Festivals Enjoy Jazz vom 2. Oktober bis 2. November kann wieder mit Superlativen auftrumpfen. Stars wie Pat Metheny und Brad Mehldau sind dabei, aber auch jede Menge spannender junger Musiker. Und einen neuen Hauptsponsor gibt es auch.

Die alljährliche Pressekonferenz von Enjoy Jazz hat den Charakter eines wohlorganisierten Rituals. Im Konferenzsaal eines noblen Heidelberger Hotels kommen Vertreter der drei beteiligten Städte Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg, der wichtigsten Veranstaltungshäuser und der zahlreichen Sponsoren und Förderer zusammen, erläutern in kurzen Gesprächsrunden die Gründe ihres Engagements und preisen die internationale Strahlkraft dieses Festivals. Und Rainer Kern, Festivalerfinder und cleverer Netzwerker, gibt im Plauderton Einblicke in seine Konzepte und skizziert ein wenig auch seine persönliche Sicht auf die Weltlage. Lange schon will Enjoy Jazz nicht nur ein hochklassig besetzter Konzertmarathon sein, sondern auch gesellschaftlich Zeichen setzen, etwa zu Gendergerechtigkeit und Klimaneutralität.

„Die Krisen der Gegenwart sind mit den Mechanismen der Vergangenheit nicht mehr lösbar“, sagt Kern, die geschundene Welt benötige „Heilungsprozesse“. Und da könne eben die Musik einen wichtigen Beitrag leisten, ist der Festivalleiter überzeugt. „Healing“ lautet deshalb das Festivalmotto, für einige der Künstler wie die Flötistin Naissam Jalal oder den Saxofonisten Jowee Omicil ist dieser Gedanke Teil ihres musikalischen Konzepts. Der südafrikanische Pianist Nduduzo Makhathini ist sogar ausgebildeter Heiler und hat gerade eine Promotionsarbeit zu dem Thema fertiggestellt. Makhathini ist Artist in Residence beim Festival und wird in drei Konzerten zu erleben sein, eines davon in Kooperation mit der New Yorker Carnegie Hall.

Weltpremiere zur Eröffnung

Aber trotz der gesellschaftlichen Positionierung steht immer noch das exzellente Programm im Mittelpunkt. Gleich das Eröffnungskonzert bietet eine Weltpremiere. Die beiden Pianisten Vijay Iyer und Nduduzo Makhathini sind erstmals im Duo zu erleben. Auch dies war eine Idee des Festivalleiters, der von der gegenseitigen Wertschätzung der beiden wusste. Der US-Amerikaner Vijay Iyer ist zudem mit seinem neuen Trio dabei. Weitere bekannte Namen sind der Pianist Brad Mehldau, der mit seinem Trio im Ludwigshafener Pfalzbau auftritt, Gitarrist Pat Metheny, der solo das BASF-Feierabendhaus bespielt, die südkoreanische Sängerin Youn Sun Nah (Karlstorbahnhof in Heidelberg) und ihre US-Kollegin Cecile McLorin Salvant (Feierabendhaus). Saxofonist David Murray kommt mit seinem neuen Quartett ins Ludwigshafener Haus, und das Abschlusskonzert in der Mannheimer Christuskirche bestreitet der israelische Trompeter Avishai Cohen.

Spannende neue Musiker sind der amerikanische Saxofonist Immanuel Wilkins, der südafrikanische Schlagzeuger Asher Gamedze, die kanadische Pianistin Kris Davis und ihre Schweizer Kollegin Marie Krüttli. Dass der Anteil von Musikerinnen bei 50 Prozent liegt, dafür sorgen auch die Sängerin, Rapperin und Bassistin Meshell Ndegeocello, die wilde französische Frauenband Nout & Boolvar, die britische Saxofonistin Emma Rawicz und das Artifacts Trio aus Chicago mit der Flötistin Nicole Mitchell und der Cellistin Tomeka Reid.

Helge Schneiders Liebe zum Jazz

Der SWR-Jazzpreis geht an die Vokalistin Cansu Tanrikulu und den Kontrabassisten Nick Dunston und damit geschlechtergerecht an einen Mann und eine Frau. Da ist es dann ganz okay, dass der Ludwigshafener Schlagzeuger Erwin Ditzner, seit 15 Jahren mit der Carte Blanche des Festivals ausgestattet, sich als Wunschpartner für ein frei improvisierendes Duo den New Yorker Avantgarde-Gitarristen Elliott Sharp ausgesucht hat. Erstmals ist auch Helge Schneider dabei, in der Reihe „Music was my first love“ berichtet der Komiker und Multiinstrumentalist über sein Verhältnis zum Jazz.

Ganz undramatisch ging offenbar der Wechsel des Hauptsponsors vonstatten. Nach dem Ausscheiden des Softwareunternehmens SAS wurde mit Europas größtem, in Mannheim ansässigen Pharmahändler Phoenix ein neuer privater Förderer gefunden, der neben weiteren Sponsoren Förderern sowie Zuschüssen von zwei Bundesländern und drei Städten den 1,6-Millionen-Etat des Festivals sichert.

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enjoyjazz.de

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