Kabarett Deutschlands beliebtester Kotzbrocken: Schauspieler Jochen Busse wird 80 Jahre alt

Der Durchbruch gelang Jochen Busse bei der „Münchner Lach- und Schießgesellschaft“.
Der Durchbruch gelang Jochen Busse bei der »Münchner Lach- und Schießgesellschaft«.

Der korrekte Scheitel und die meist noch korrektere Kleidung sind sein Markenzeichen. Dabei kann der Schauspieler und Kabarettist Jochen Busse, der heute seinen 80. Geburtstag feiert, doch so richtig unkorrekt sein. Indem er den deutschen Spießer als veritablen Kotzbrocken mimt, hält er dem Spießertum einen Spiegel vor Augen. Sehen muss man dann schon selbst.

Wenn man in Interviews liest, wie Jochen Busse über sein Elternhaus spricht, dann liegt der Gedanke an eine glückliche Kindheit und Jugend ziemlich fern. Er ist das, was man früher einen Fabrikantensohn nannte. Was ja eigentlich nach bürgerlichen Reichtum klingt, nur ging halt die Firma des Vaters, die Vorhangvorrichtungen aus Metall herstellte, pleite, als Plastik den Markt eroberte. Da hatte der erfinderische Großvater mit seiner Petroleumlampe noch mehr unternehmerisches Glück.

Von Iserlohn an die Isar

Aufgewachsen ist Busse im Sauerland, genauer in der Kleinstadt Iserlohn. Für Hitler hatte man am Abendbrottisch seinen Erzählungen zufolge auch noch nach 1945 größtes Verständnis. Da wurde es schnell ziemlich eng, gedanklich wie räumlich. Was also lag da näher für einen 17-Jährigen, als die Schule abzubrechen und es in München auf eigene Faust zu probieren.

Schmuddelfilme und Kammerspiele

Er landete zunächst als Statist bei den Münchner Kammerspielen, finanzierte seine Schauspielausbildung mit diesem Gehalt, war aber vor allem Autodidakt. Es gab zwar die Chance für Theaterauftritte an den Kammerspielen, früh auch schon zeigte sich sein komödiantisches Talent, etwa beim Düsseldorfer „Kom(m)ödchen“. Viel Geld war damit wohl aber nicht zu verdienen, anders ist es nämlich nicht zu erklären, dass der im Fernsehen so überkorrekt auftretende Jochen Busse in den späten 1960ern, frühen 1970ern in Schmuddelfilmen auftrat, die so überaus sprechende Titel wie „Ellenbogenspiele“, „Die Jungfrauen von Bumshausen“ oder „Hausfrauen-Report 3“ hatten. Selten passte der Spruch wohl besser: „Er war jung und brauchte das Geld.“ Oder wie Busse es selbst kommentierte: „Ich wollte meinem Beruf nachgehen, und die Rolle, die ich nackt spielte, hätte ich angezogen nie bekommen.“ Das nennt man wohl auch Pragmatismus.

Feine Klinge statt Axt

Die Wende dann sicherlich im Jahr 1976: Busse wird Ensemblemitglied und Autor der „Münchner Lach- und Schießgesellschaft“. Vielleicht die beste Adresse für politisches Kabarett damals im Westen Deutschlands, und seit der Regierungsübernahme von Helmut Kohl auch mit einem politischen Lieblingsopfer.

Jochen Busse kämpfte immer mit feiner Klinge, nie mit der Axt. Er war und blieb Kabarettist, wurde nie Comedian. Auch dann nicht, als das Privatfernsehen ihn für sich entdeckte. Es waren vor allem zwei Formate, die ihn in Deutschland noch bekannter machten: zum einen die von Rudi Carrell produzierte Show „7 Tage, 7 Köpfe“, die Busse moderierte, zum anderen seine Rolle als Amtsrat Hagen Krause in der Serie „Das Amt“.

Unsympathischer Beamter und Spießer

Viel unsympathischer konnte man einen deutschen Beamten und Spießer eigentlich gar nicht darstellen. Busse wurde zu dem vielleicht beliebtesten Kotzbrocken des deutschen Fernsehens. Denn zur Gänze ablehnen konnte man ihn schließlich nicht. Dafür gab es viel zu viele Ähnlichkeiten.

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