Kultur Ein Herz für Freddie

Die Musiker Brian May (links) und Roger Taylor (rechts) von Queen freuen sich mit Rami Malek, der für seine Darstellung von Quee
Die Musiker Brian May (links) und Roger Taylor (rechts) von Queen freuen sich mit Rami Malek, der für seine Darstellung von Queen-Sänger Freddie Mercury mit einem Golden Globe ausgezeichnet wurde. »Ich bin mehr als bewegt, mein Herz springt mir aus der Brust«, sagte Malek nach der Ehrung.

Ein wenig überraschend hat die Freddie-Mercury-Biografie „Bohemian Rhapsody“ die beiden Hauptpreise (bester Film/ Hauptdarsteller) bei der 76. Verleihung der Golden Globes gewonnen. Der als Oscarfavorit geltende Film „Roma“ war jedoch lediglich in der Kategorie bester fremdsprachiger Film nominiert, wo das Schwarzweiß-Drama denn auch den deutschen Beitrag „Werk ohne Autor“ übertrumpfte. „Roma“-Regisseur Alfonso Cuarón gewann zudem den Regiepreis.

Seit Jahren kämpfen die Oscars sowie die stets als ihre Vorboten gehandelten Golden-Globes-Filmpreise gegen die Wahrnehmung an, nicht die gesamte Vielfalt der (US-amerikanischen) Gesellschaft abzubilden. Zu wenig afroamerikanische Preisträger gebe es, lautet ein Vorwurf. Darum galt das schwarze Superhelden-Spektakel „Black Panther“ als ein heißer Globe-Anwärter, ging aber ebenso leer aus wie Spike Lees viel gelobter Ku-Klux-Clan-Film „BlacKkKlansman“. Afroamerikaner gewannen aber die Nebenrollen-Globes. Zuletzt war Hollywood auch mehrfach dafür gerügt worden, asiatische Filmfiguren mit weißen Darstellern besetzt zu haben – ein Umstand, auf den bei der Gala Moderatorin Sandra Oh, selbst Kanadierin koreanischer Herkunft („Grey’s Anatomy“), anspielte. Prompt entschuldigte sich die im Zuschauerraum sitzende Emma Stone, die in „Aloha“ die hawaiianisch-chinesische Pilotin Allison Ng spielte. Sandra Oh selbst gewann den Globe als beste Seriendarstellerin für „Killing Eve“ – denn die Globes zeichnen neben Kinowerken auch TV-Produktionen aus. Dass Rami Malek, 1981 in Los Angeles geborener Sohn ägyptischer Eltern, den Globe als bester Hauptdarsteller für seine Darstellung Freddie Mercurys gewann, dessen Eltern aus Indien kamen und Parsen waren, mag also auch mit seiner Herkunft zu tun haben. Im Vorfeld galt Bradley Cooper als Favorit, der ebenfalls in einem, auch noch von ihm selbst gedrehten, Musikfilm die Hauptrolle spielte: in „A Star Is Born“. Sowohl „Bohemian Rhapsody“ als auch die mit Lady Gaga in der zweiten Hauptrolle besetzte Geschichte vom Aufstieg einer Sängerin sind nicht gerade innovative Kinowerke. Sie folgen bekannten Erzählmustern und überwältigen die Zuschauer vor allem durch ihre Musik. Das künstlerisch anspruchsvollere Drama „Roma“ von Alfonso Cuarón über das Mexiko der 1970er Jahre – eine Netflix-Produktion und nur kurz im Kino zu sehen – war aber nicht in der Hauptkategorie nominiert, sondern „nur“ als bester fremdsprachiger Film. Hier setzte sich die autobiografisch grundierte Geschichte über ein Kindermädchen gegen Florian Henckel von Donnersmarcks Malerbiografie „Werk ohne Autor“ durch. Der beim europäischen Filmpreis dominante polnische Film „Cold War“ war nicht im Rennen. Die Filmpreissaison scheint 2018/19 besonders offen, auch wenn biografische Themen dominieren. Die ganz großen Favoriten gibt es nicht. Bei den Globes spielt es zudem immer eine Rolle, dass die Preise zwischen Dramen und Komödien/Musicals unterscheiden. So gewann im als leichtgewichtiger geltenden Komödienfach „Green Book – Eine besondere Freundschaft“ drei Preise. Die auf Tatsachen beruhende, in den 1960ern spielende Geschichte eines schwarzen Jazz-Musikers und seines italoamerikanischen Chauffeurs läuft ab 31. Januar in deutschen Kinos. Peter Farrellys Film gewann den Drehbuch-Preis und den Globe als beste Komödie, in seiner Preisrede rief der Regisseur zu mehr gegenseitigem Verständnis auf. Oscarpreisträger Mahershala Ali („Moonlight“) wurde für seine Rolle als Musiker Don Shirley als bester Nebendarsteller ausgezeichnet. Als bester Komödienhauptdarsteller wurde Christian Bale für die Politsatire „Vice“ geehrt. Den Darstellerinnenpreis im dramatischen Fach gewann Glenn Close für „Die Frau des Nobelpreisträgers“ (gerade frisch in deutschen Kinos zu sehen), die gegen Lady Gaga siegte, der mit Bradley Cooper der Globe für die Ballade „Shallow“ als bester Filmsong blieb. Die Britin Olivia Colman wurde in der Komödiensparte für die Hauptrolle als Queen Anne in „The Favourite“ geehrt. Als beste Nebendarstellerin siegte die Afroamerikanerin Regina King für „If Beale Street Could Talk“, eine Verfilmung von James Baldwins auf Deutsch als „Beal Street Blues“ bekanntem Roman, inszeniert von Oscarpreisträger Barry Jenkins („Moonlight“). Die deutschen Nominierten gingen leer aus: Neben „Werk ohne Autor“ war Daniel Brühl für seine Rolle in der TV-Serie „The Alienist“ (deutscher Titel: „Die Einkreisung“) nominiert. Er unterlag Darren Criss in „The Assassination of Gianni Versace“.

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