Musik Eröffnungskonzert der Musiktage im Dom zu Speyer

Bruckner-Messe im Dom.
Bruckner-Messe im Dom.

Die Internationalen Musiktage Dom zu Speyer sind dieses Jahr Anton Bruckner gewidmet – zu dessen 200. Geburtstag. Zur Eröffnung gab es nicht nur Musik des Jubilars.

Sie sind das große Bruckner-Fest weit und breit, die Internationalen Musiktage Dom zu Speyer 2024. Sie führen nicht einfach nur Musik des vor 200 Jahren geborenen Meisters auf, sie stellen sie in einen Sinnzusammenhang mit ihren Wurzeln und Widersachern. Schon der erste Abend hatte in großartigen Wiedergaben eine klare Aussage: Bruckners Musik ist so einzigartig wie kaum eine andere in der Musikgeschichte des Abendlandes.

Voll besetzte Kathedrale.
Voll besetzte Kathedrale.

Dabei erklangen von Bruckner „nur“ drei der Geistlichen Chöre und sein erstes Meisterwerk, die Messe in D.

Domorganist Markus Eichenlaub.
Domorganist Markus Eichenlaub.

Zuvor gab es beim Eröffnungskonzert im voll besetzten Dom zu Speyer zwei bekannte geistliche Werke früherer Zeit, die als Idealbild katholischer Kirchenmusik gelten. Zunächst das Miserere Mei von Gregorio Allegri. Es ist lange ein klingendes Mysterium gewesen, das nur in der Sixtinischen Kapelle in Rom gesungen werden durfte. Im vorgeschalteten Studientag nannte es der Freiburger Musikwissenschaftler Meinrad Walter das kleinste Stück mit der größten Wirkung in der Musikgeschichte. Die Dommusik führte es schon mehrfach auf. Durch die Verteilung des Solotenors und des Solistenensembles im Raum machte er jetzt wieder eine erhabene Wirkung. Es ist schlicht und schön, so wurde es auch gesungen.

Viel Beifall, angeführt von Bischof Wiesemann (rechts).
Viel Beifall, angeführt von Bischof Wiesemann (rechts).

Zarte Schönheit

Überaus innig sangen der KathedralJugendChor Speyer und der Domchor Speyer auch das berühmte „Ave verum“ von Mozart, ebenfalls ein wahrer Klassiker von zarter Schönheit. Es nimmt nicht Wunder, dass Abbé Franz Liszt gerade diese beiden Stücke in seiner „Evocation à la Chapelle Sixtine“ paraphrasiert hat, seiner meditativen Beschwörung dieses mystischen Ortes in der ewigen Stadt. Domorganist Markus Eichenlaub gab Liszts Orgelwerk in oftmals ätherischen Klängen die gebotene Aura.

Domkapellmeister Markus Melchiori am Pult.
Domkapellmeister Markus Melchiori am Pult.

Doch nicht nur die Bauwerke im Vatikan, auch der Dom zu Speyer kann sinnbildlich als von Gott geschaffener Ort verstanden werden – und deshalb passt Bruckners bekanntestes Chorstück hier so gut: „Locus iste“. Dieser Satz, das „Os justi“ und „Christus factus est“ sangen die Chöre mit bestechender Intensität, prägnant in der Diktion und mit einer breiten Palette an dynamischen Schattierungen. Domkapellmeister Markus Melchiori animierte sein Ensemble zu einem Vortrag von großer Spannung und unbedingter Vergegenwärtigung der Textauslegung. Mit „Locus iste“ erklang Musik in C-Dur, „Os justi“ ist ohne Vorzeichen in der lydischen Tonart, mit „Christus factus est“ wurde das d-moll der Messe erreicht. Im Schlusskonzert am 3. Oktober geht es von d-moll zurück nach C-Dur mit dem Credo der f-moll-Messe und dem Te Deum.

Die Solisten in Allegris Miserere.
Die Solisten in Allegris Miserere.

Kühne Lösungen

Die drei vorgestellten Geistlichen Chöre sind voll von kühnen Lösungen und in der Dynamik sehr weit gespannt. Auch in der d-moll-Messe kommt der Komponist auf absolut individuelle und außergewöhnliche Lösungen, auch hier folgen dem vagen Beginn des Kyrie gewaltige Klangeruptionen und Ideen ohne Vorbild.

Katharina Persicke, Sopran (Mitte) und Elvira Bill, Alt, rechts Markus Melchiori.
Katharina Persicke, Sopran (Mitte) und Elvira Bill, Alt, rechts Markus Melchiori.

Markus Melchiori machte mit seinen fulminant singenden Chören genau das mit großem Nachdruck deutlich und brachte so das Werk in bewegender und idealtypischer Weise auf den Punkt. Und das war dann das größte Mysterium der Eröffnung dieser Musiktage: nachvollziehen zu können, wie der vormalige Schulgehilfe nach harten Studien im schon fortgeschrittenen Alter von 40 Jahren ganz plötzlich zu einer solch unerhörten Musiksprache findet.

Christian Rathgeber, Tenor.
Christian Rathgeber, Tenor.

Moment der Stille

Den Orchesterpart hatte sehr souverän und schön im Klang die Kammerphilharmonie Mannheim übernommen. Markus Melchiori motivierte sie zu einem ausgesprochen klaren Spiel ohne auffälliges Vibrato.

 Marcel Brunner, Bass.
Marcel Brunner, Bass.

Die Vokalsolisten mit eher kleinen Aufgaben fügten sich mit pointiertem und sicherem Vortrag ideal in diese packende Aufführung der Messe ein: Katharina Persicke, Sopran, Elvira Bill, Alt, Christian Rathgeber, Tenor, und Marcel Brunner, Bass.

Am Ende ein ganz langer Moment der Stille – und dann Ovationen im Stehen für alle Mitwirkenden, besonders für die Chöre.

Chor und Orchester bei Bruckners Messe.
Chor und Orchester bei Bruckners Messe.
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