IFFMH Filmfestival Mannheim-Heidelberg mit Ex-Kraftwerk-Star Karl Bartos

Karl Bartos sorgt bei der Vorführung des Stummfilms „Das Cabinet des Dr. Caligari“ live für die Musikbegleitung.
Karl Bartos sorgt bei der Vorführung des Stummfilms »Das Cabinet des Dr. Caligari« live für die Musikbegleitung.

Am 7. November beginnt das 73. Internationale Filmfestival Mannheim-Heidelberg (IFFMH). Erste Filme im Newcomer-Wettbewerb „On The Rise“ stehen bereits fest, darunter sind starke Beiträge aus Georgien und Indien. Bereits am 27. Oktober aber hat das Festival einen besonderen Gast nach Ludwigshafen geladen: Ex-Kraftwerk-Musiker Karl Bartos.

Kulthits wie „Das Model“ und „Computerliebe“ stammen mit aus der Feder von Karl Bartos. Der heute 72-Jährige war lange Schlagzeuger, Sänger und Koautor bei den Elektronikpionieren Kraftwerk. Anfang des Jahres hatte er den Stummfilmklassiker „Das Cabinet des Dr. Caligari“ von 1920 für ein Album und eine DVD vertont. Nun geht er damit auf Tour – und spielt die Musik live zur Vorführung des Films in der restaurierten 4k-Fassung am 27. Oktober im BASF-Feierabendhaus in Ludwigshafen. Die Kooperation des IFFMH und des BASF-Kulturprogramms will auf das folgende Filmfestival und die im November beginnende Neue-Sachlichkeit-Ausstellung in der Mannheimer Kunsthalle einstimmen.

Das Festival beschreibt den Film als „ein surreales Spiel mit Wahn und Traum, mit Hirngespinsten und Schlafwandelei, mit Visionen und verschiedenen Zeit- und Handlungsebenen“. Im Zentrum steht der zwielichtige Dr. Caligari, der den somnambulen Cesare für seine Zwecke instrumentalisiert.

„Der erste Psychothriller überhaupt“: Karl Bartos ist fasziniert von „Das Cabinet des Dr. Caligari“.
»Der erste Psychothriller überhaupt«: Karl Bartos ist fasziniert von »Das Cabinet des Dr. Caligari«.

„Das Cabinet des Dr. Caligari“ sei „der erste Psychothriller überhaupt“, hatte Karl Bartos in einem RHEINPFALZ-Interview über den Film gesagt. „Er reflektiert den Schrecken und Wahnsinn des Ersten Weltkriegs. Seinerzeit wurde die Industrie des Tötens erfunden.“ Gerade habe die Welt damals „den ersten Maschinenkrieg mit Flugzeugen, U-Booten, Maschinengewehren, Giftgas“ erlebt. Der Film löse sich jedoch bewusst von seiner Entstehungszeit. „Dadurch wird die Darstellung dieses kollektiven Traumas zeitlos. Nichts war für die Menschen mehr so, wie es einmal war. Das gilt auch für die Kunst. Auf einmal existieren Kunstwerke einer völlig neuen Art – sie sind reproduzierbar, für die Massen gemacht.“

Der Film fasziniere Musiker gerade durch seinen besonderen Rhythmus, „die Zeitsprünge, die Montage, wie sich die Figuren der Erzählung bewegen. Es scheint, als werde durch deren exzentrische Körpersprache ihr inneres Selbst sichtbar.“ Zudem sei es spannend, die Wahnvorstellung des Protagonisten in Musik zu übersetzten.

In Ludwigshafen läuft die restaurierte 4k-Fassung von „Das Cabinet des Dr. Caligari“.
In Ludwigshafen läuft die restaurierte 4k-Fassung von »Das Cabinet des Dr. Caligari«.

Zur offiziellen Festivaleröffnung am 7. November wiederum läuft die kanadisch-irische Produktion „Sharp Corner“ mit Ben Foster. Den Film kündigt das Festival an als „mitreißendes psychologisches Drama um einen Familienvater in der Midlife Crisis – mit einer Wagenladung schwarzem Humor und Hitchcock-Bezügen“. Regisseur Jason Buxton will zur Festivaleröffnung kommen. Als Abschlussfilm läuft am 17. November „Shepherds“ von Sophie Deraspe. Das vollständige Programm wird am 17. Oktober bekannt gegeben.

Termin

Informationen gibt es auch online unter www.iffmh.de. Karten für das Stummfilmkonzert gibt es unter rheinpfalz.de/ticket oder bei Eventim.

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