Kultur Klangvoll

Dass Mannheim die Stadt der Musik ist, haben ja schon zu Zeiten des Kurfürsten Carl Theodor die Spatzen von den Dächern des Schlosses gepfiffen. 176 Tage hat Wolfgang Amadeus Mozart, verteilt auf vier Aufenthalte, in der Kurpfalzmetropole verbracht, und Einheimische gehen davon aus, dass es die 176 wichtigsten seines nicht wirklich langen Lebens waren. Gut 200 Jahre später prägte dann auf andere Weise, aber mit ähnlich großer Popularität, ein gewisser Xavier Naidoo die Musikszene. Es gab eine Zeit, in der man sich im Rathaus sehr gerne an seiner Seite gezeigt hat. Das ist schon eine Weile her, damals machte er mehr seine religiöse als seine politische Haltung zum Gegenstand zweifelhafter öffentlicher Äußerungen. In dieser Zeit, vor 15 Jahren etwa, entstanden die Popakademie Baden-Württemberg und das „Mannheimer Modell“ , ein Kompetenznetzwerk für die Musikwirtschaft. Seit 2014 ist Mannheim nicht mehr „Stadt der Musik“, sondern trägt den offiziellen Titel „UNESCO City of Music“. Das bedeutet im Wesentlichen, dass Mannheim Teil eines Netzwerks ist und sich mit anderen bedeutenden Städten austauschen kann, zum Beispiel mit Heidelberg, einer „UNESCO City of Literature“, oder mit Östersund, einer „UNESCO City of Gastronomy“. Man schätzt in Mannheim also nicht nur klangvolle Klänge, sondern auch klangvolle Titel. Deswegen heißt das Ereignis, das von heute an eine Woche lang in Mannheim über die Bühne geht, auch nicht „Wir haben mal alles auf einen Plan geschrieben, was stattgefunden hätte, und uns noch ein paar Veranstaltungen dazu überlegt, um das Programm zu pimpen“. Denn das wäre ja kein guter Name, kein einprägsamer Hashtag und keine Website, die man sich merken könnte. Also heißt das Ereignis jetzt „Mannheim Music Week“. Im Prinzip ist es aber genau das: Beim Stadtmarketing hat sich jemand hingesetzt und sich die Arbeit gemacht, alle musikalischen Veranstaltungen aufzuschreiben, die auf den Spielplänen dieser Woche standen. Sämtliche Opernaufführungen im Nationaltheater. Jazzkonzerte im Club Ella & Louis. Ein Intensivkurs Solo-Violine an der Musikhochschule. Eine Coverband in einer Kleinkunstbühne. Der monatliche Work-in-Progress-Club der Popakademie. Der Auftritt von Schiller in der SAP-Arena. Gitarrenpoesie mit Carsten Langner und Adax Dörsam in der Kulturhalle Feudenheim. Das Mannheimer Meisterkonzert der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz und zwei Tage später das Orchesterkonzert der Mannheimer Philharmoniker im Rosengarten. Das Yaron Hermann Trio in der Alten Feuerwache und die „Enjoy Jazz Welturaufführung“ mit Pianist Nik Bärtsch im Trafowerk. Kurzum: sämtliche öffentliche Veranstaltungen, bei denen Musik gemacht wird. Und da kommen im Lauf einer Woche in einer Großstadt schon einige zusammen. Vermutlich auch in jeder nicht von der UNESCO zur „City“ geadelten Großstadt. Weil noch Platz im Kalender und Geld im Budget war, hat das Stadtmarketing sich dazu einige Veranstaltungen ausgedacht, Konzerte, Diskussionsrunden, DJ-Auftritte. Ein Vortrag trägt den Titel „Wie künstlerisch zu arbeiten dabei hilft, über sich hinaus zu wachsen“. In einem „Marketing-Café“ wird der Einfluss von Musik im Einzelhandel auf das Verhalten von Konsumenten diskutiert. Mozart würde sich im – Sie wissen schon. Im Netz www.mannheimmusicweek.de

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