Kultur Kommentar: Unbedacht

Man kann einem Dirigenten nicht vorwerfen, dass er sein Netzwerk für die Gestaltung seiner Konzertprogramme nutzt. Das tun sie alle.

Andris Nelsons tut es genau so wie Simon Rattle oder Karel-Mark Chichon. Diese Dirigenten arbeiten mit ihren künstlerisch tätigen Frauen zusammen. Niemand kritisiert, dass Rattle als Chef der Berliner Philharmoniker seine Frau Magdalena Kozená bei Festspielen in Salzburg oder Baden-Baden besetzt. Und wenn Karl-Heinz Steffens angesichts von über 90 Konzerten der Staatsphilharmonie bei einigen wenigen Terminen mit seiner Frau und seiner Tochter zusammenarbeitet, soll das nicht in Ordnung sein? Das ist absurd, und es wäre genau so abwegig, wie wenn man Staatssekretär Walter Schumacher vorwerfen würde, dass sein Sohn in Konzerten der Stiftung Villa Musica auftritt, deren Vorsitzender der Vater ist. Was auch immer Schumacher gesagt hat, er hat möglicherweise mit einer unbedachten Äußerung einen kulturellen Botschafter des Landes beschädigt. Zugleich muss er Steffens persönlich tief getroffen haben.

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