Streaming Komplott der Korrupten: Die Netflix-Serie „Schlafende Hunde“

Abgetaucht: Max Riemelt spielt einen Polizisten,, der sich nach einem Burn-out selbst verliert.
Abgetaucht: Max Riemelt spielt einen Polizisten,, der sich nach einem Burn-out selbst verliert.

Eine neue Serie mit Max Riemelt ist gerade bei Netflix angelaufen. „Schlafende Hunde“ spielt im Milieu Berliner Clans, die auf korrupte Staatsbedienstete treffen.

Der Berliner Polizist Mike Atlas (Max Riemelt) ist nach einem Burn-Out abgetaucht, hat seine Familie im Stich gelassen und haust als Obdachloser auf den Straßen Berlins. Die Erinnerungen an seinen letzten aktiven Einsatz hat er verdrängt. Als sich ein Gangmitglied umbringt, das er vor Jahren hinter Gitter brachte, und ein potenzieller Zeuge umgebracht wird, der seine damalige Unschuld bezeugen wollte, bricht die seelische Brandmauer langsam auf.

Atlas steht im Zentrum der Serie „Schlafende Hunde“, die lose an „The Exchange Principle“ die Erfolgsfilme der Israelis Noah Stollman und Oded Davidoff anknüpft, die niemals den Weg in deutsche Wohnzimmer fand. Krimi-Spezialist Christoph Darnstädt hat sie kongenial adaptiert und angepasst. Mit seiner brillanten Vorlage werfen die Regisseure Stephan Lacant und Francis Meletzky einen schonungslosen Blick auf den schwierigen Kampf gegen kriminelle Strukturen in Deutschlands Hauptstadt und den Alltagsrassismus bei Polizei und Justiz.

Ein alter Fall neu aufgerollt

Atlas ahnt tief in seinem Inneren, dass damals Beweise gefälscht und auch nach dem Selbstmord die Akten allzu schnell geschlossen wurden. Unterstützung erhält er in dem spannenden, sechsteiligen Thriller von der aufstrebenden Staatsanwältin Jule Andergast (Luise von Finckh). Ihre Mutter gehörte zu den unbestechlichen Koryphäen der Berliner Justiz, jetzt will sie in ihre Fußstapfen treten. Von ihrer Vorgesetzten (Melika Foroutan) und auch von eindeutigen Warnungen von Kollegen, dass sie sich mit ihren Recherchen selbst in Lebensgefahr begibt, lässt sie sich in ihrem Eifer nicht ausbremsen. Dass die Gefahr für Leib und Leben real ist, bekommt die Tochter von Atlas (Luna Jordan) zu spüren, die entführt wird.

Andergast und Atlas rollen den alten Fall wieder auf, der zur Verurteilung des Clan-Mitglieds führte. Mit jedem neuen Indiz kehren die Erinnerungen im Kopf des Ex-Polizisten zurück, die Ereignisse blitzen in kurzen Rückblenden wieder auf. Bei der Suche nach dem Warum des Handelns der Polizei stoßen die beiden auf ein Komplott, das an ihrem Glauben an Gerechtigkeit und den Rechtsstaat rüttelt.

Ein Sog, der süchtig macht

Die Grundkonstruktion ist nicht neu, der schwierige Umgang von Polizei und Justiz mit muslimischen Subkulturen und kriminellen Strukturen im fiktionalen Erzählen sehr präsent. Auch heruntergekommene oder korrupte Kommissare kennt der deutsche Krimi-Fan. Und doch entfesselt die Serie einen süchtig machenden Sog, weil die Macher den Spannungsbogen sehr genau aufbauen und über die gesamte Laufzeit mit mehreren überraschenden Wendungen halten. Im Zentrum bleibt dabei Mike Atlas – Max Riemelt gibt ihn als integren Beamten, dem der Zuschauer trotz aller Defizite vertrauen kann.

Zudem folgt die Serie einem erfreulichen Trend. Die Handlung konzentriert sich auf die Aufklärung der damaligen Ereignisse und der aktuellen Mordserie, die durch das Nachbohren von Atlas und Adergast beginnt. Die Handlung wird auch zu einem logischen Ende geführt, die eine Fortsetzung möglich, aber nicht zwingend macht. Auch diese Entscheidung erhöht die Freude am Sehen.

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