Film Mann mit vielen Gesichtern: Hollywoodstar Donald Sutherland gestorben

2017 bekam Donald Sutherland den Ehren-Oscar.
2017 bekam Donald Sutherland den Ehren-Oscar.

Groß, hager und ein Blick, in dem immer etwas Bedrohliches lag – das war Donald Sutherland. Am Donnerstag ist der kanadische Hollywoodstar gestorben. Er wurde 88.

Die große Bandbreite seines Ausdrucks konnte der Charakterdarsteller Donald Sutherland am besten ausspielen im Horrorfilm „Die Körperfresser kommen“ (1978). Er entdeckt, dass Aliens es schaffen, die Menschen optisch täuschend echt zu klonen und sie zu seelenlosen Wesen zu machen. Anfangs ist Sutherland der Arzt, der mit seiner Freundin scherzt. Als er den Fall untersucht, wird er zum Detektiv. Dann erwischen die Aliens ihn und er wird apathisch, verzerrt sein Gesicht zur Fratze, macht den Mund groß auf und stößt den markerschütternden Schrei aus, mit dem die Verwandelten die echten Menschen brandmarken.

Sutherlands Filmkarriere begann mit einer Minirolle im Ensemblekriegsfilm „Das dreckige Dutzend“ (1970). Sie brachte ihm die Hauptrolle in der Militärsatire „M.A.S.H.“ ein, in der er humorvoll und böse zugleich sein konnte. Als Polizist in „Klute“ (1971), der mit einer Prostituierten (Jane Fonda) zusammenarbeiten muss, hat der (fast) stets einen Schnauzbart tragende Schauspieler oft Gelegenheit, seinen geheimnisvoll-drohenden Blick auszuspielen. Mit Fonda war der 1,93 Meter große Hüne damals nicht nur liiert, er kämpfte auch gemeinsam mit ihr gegen den Vietnamkrieg. Mit weit aufgerissenen Augen jagt er in „Wenn die Gondeln trauen tragen“ durch Venedig einem Männlein mit rotem Mäntelchen hinterher, in dem er seine tote Tochter zu erkennen glaubt. Auch eine Sexszene in den „Gondeln“ mit Julie Christie machte Furore, obwohl sie nur dem Filmschnitt zu verdanken war, aber dazu führte, dass Fellini Sutherland für seinen „Casanova“ (1976) wollte als eitlen, alten potenzschwachen Helden.

200 Rollen, ein Ehren-Oscar

Sutherland brachte es auf 200 Rollen und ließ sich nicht auf einen Stil oder ein Genre festlegen. Vom mordenden Faschisten in „1900“ , über den Informanten in „JFK“ bis zum Priester im Western „Forsaken“ (2015), dem einzigen Film, in dem er mit seinem Sohn Kiefer Sutherland auftritt, bis zum diktatorischen Präsidenten in „Die Tribute von Panem“. Obwohl er in fast jeder Rolle überzeugte, bekam er keinen normalen Oscar, 2018 immerhin den Ehren-Oscar. Wer Sutherland nur synchronisiert erlebte, hat viel verpasst: Seine unverkennbare sonore Stimme machte einen wichtigen Teil seiner Ausstrahlung aus.

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