Kunst Fotofest in Kaiserslautern: 32 Perspektiven auf Mensch und Welt

Faszination des Fremden: Krieger auf Papua im identitätsstiftenden Schmuck, porträtiert von Norbert Becke.
Faszination des Fremden: Krieger auf Papua im identitätsstiftenden Schmuck, porträtiert von Norbert Becke.

Vier Tage lang, von 15. bis 18. September, wird Kaiserslautern zu einer Kapitale der Fotografie. Inhaltlich stehen „Identitäten“ im Mittelpunkt dieses ersten Internationalen Fotofests, das von Jörg Heieck und Thomas Brenner kuratiert wurde.

Die Bürger von Kiew in Zeiten des Krieges – wie menschliche Solitäre porträtiert von ihrem ukrainischen Landsmann Alexander Chekmenev. Rebellische Jugend im Iran – empathisch dokumentiert vom jungen Prager Fotografen David Tesinsky. Festivalmassen und Freizeitmeuten in den hedonistischen 80er- und 90er-Jahren – in Details und Nahsicht verewigt vom 1956 in Ludwigshafen geborenen Lichtbildner Wolfgang Zurborn. Das sind drei von insgesamt 32 fotografischen Positionen, die das erste Internationale Fotofest in Kaiserslautern bündelt. „Identitäten“ sind sein zentrales Thema.

Im Krieg: aus der Serie „Die Bürger von Kiew“.
Im Krieg: aus der Serie »Die Bürger von Kiew«.

Identitäten im Iran und im Vorgarten

„Der Titel lässt Spielräume für die intensive Auseinandersetzung mit großen Themen unserer Zeit, angefangen mit der Globalisierung und dem damit einhergehenden Verlust regionaler Identitäten über persönliche Identitätsfindung im Kontext von Genderpolitik, Migration oder den aktuellen sozialen Verwerfungen“, erläutert Jörg Heieck, selbst Fotograf und neben Thomas Brenner Kurator des Fotofests, dessen inhaltliches Spektrum. Die Frage nach Identität kann dabei stark ins Politische tendieren, wie in den Fotoprojekten des bereits genannten David Tesinsky. Sie kann aber auch in exotische Fernen führen und einen ethnologischen Blickwinkel einnehmen, wie die in Indien, Afrika oder auf Papua-Neuguinea entstandenen Fotoporträts von Norbert Becke. Oder sie kann zur Alltagsrecherche werden, wie bei Ruth Stoltenberg, die das luxemburgische Winzerdorf Schengen unter der Fragestellung fotografierte, ob die dortigen Häuser und Vorgärten nationale Identitäten sichtbar werden lassen. Oder ob sie vielmehr einen eigenen, länderübergreifenden Charakter besitzen?

Hitchcocks „Die Vögel“ lässt grüßen: Auf der Zugspitze fotografierte Hans-Jürgen Burkard Alpendohlen im Futterrausch.
Hitchcocks »Die Vögel« lässt grüßen: Auf der Zugspitze fotografierte Hans-Jürgen Burkard Alpendohlen im Futterrausch.

Über die ganze Innenstadt verteilt

Neben zahlreichen Positionen aus Osteuropa verstärken Arbeiten ägyptischer Exil-Fotografen, die unter anderem in Paris, Melbourne oder Berlin leben, den internationalen Zuschnitt des viertägigen Festivals, das sich auf mehrere Locations in Kaiserslautern verteilt. Wobei es drei zentrale Anlaufstellen gibt: In der Kammgarn sind die Fotografien von Wolfgang Zurborn, Hans-Jürgen Burkard, René Spalek, Fyodor Telkov und Norbert Becke zu sehen. Die Bilder von David Tesinsky, Alexander Chekmenev, Jinrich Streit und Edith Geuppert finden sich im Museum Pfalzgalerie. Und das Pfalztheater konzentriert sich auf die Arbeiten von Ruth Stoltenberg und Natalya Resnik. Die übrigen Positionen kann man unter anderem in der Architekturgalerie, im Kunstlager der Künstlerwerkgemeinschaf oder im Salon Schmitt aufspüren. Hinzu kommen Outdoor-Ausstellungen im öffentlichen Raum. Zum Begleitprogramm des Fotofests gehören Konzerte in der Kammgarn: Bands wie Fanfare Ciocarlia (Fr 16.9.) und Leléka (Sa 17.9.) sorgen hier für einen Mix aus Balkan Brass und östlich inspiriertem Folk-Jazz.

Info

1. Internationales Fotofest Kaiserslautern: »Identitäten« – 15.9.-18.9., Kammgarn, Museum Pfalzgalerie, Pfalztheater u.a., foto-fest.com

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