Ausstellung Kunstgeschichte: „Frauenkörper“ in Heidelberg

Moderne Venus: Diese „Liegende Frau vor violettem Grund“ malte Félix Vallotton 1924.
Moderne Venus: Diese »Liegende Frau vor violettem Grund« malte Félix Vallotton 1924.

Das Ewig-Weibliche – es zieht uns nicht nur, mit Goethe, hinan, nein, auch hienieden hat es gerade mal wieder museale Hochkonjunktur. Unter anderem widmet sich eine Ausstellung bis 20. Februar 2022 in Heidelberg dem Thema „Frauenkörper“.

Während die Mannheimer Kunsthalle mit dem Imago der Mutter spielt, lenkt das Kurpfälzische Museum in Heidelberg den Blick auf „Frauenkörper“ zwischen Albrecht Dürer und Cindy Sherman. Ein weites Feld! Welche Wege hindurch bahnt die Schau?

Die Ausstellung, mit Leihgaben aus Museen zwischen Bremen und Wien bestückt, gliedert sich in sechs Kapitel. Darin geht es, unter anderem, um körperliche Schönheitsideale im Wandel der Zeit, um mythologische Vorwände für weibliche Aktdarstellungen, um die Frau als Objekt männlicher Begierde, aber auch um emanzipatorische Weiblichkeitsentwürfe bei Künstlerinnen des 20. und 21. Jahrhunderts.

Den Anfang machen „Adam und Eva“

Ein paar Schlaglichter mögen die inhaltlichen Dimensionen der Heidelberger Schau erhellen. Man beginnt bei „Adam und Eva“. Einmal als Kupferstich von Dürer (1504), dann als Radierung von Rembrandt (1638). Was für ein krasser Unterschied im ästhetischen Ansatz! Bei Dürer ideale, antiken Vorbildern nachempfundene Leiber, bei Rembrandt herber Realismus, Mut zur Hässlichkeit – wobei sich der Elefant, den der Holländer im Hintergrund durchs Paradies galoppieren lässt, doch recht possierlich ausnimmt.

Dann die Frau als passiv-laszive Verführerin: Diese Männerfantasie macht eine Suite weiblicher Akte aus den 1920er Jahren – von Félix Vallotton, Max Beckmann und Christian Schad – besonders schön anschaulich. Wie solche erotischen Klischees und Projektionen im Zuge feministischer Selbstermächtigung aufgebrochen und konterkariert werden, dafür liefern Werke von Maria Lassnig, Cindy Sherman und Justyna Koeke signifikante Beispiele.

Schau gipfelt in starker Gegenwartskunst

Und obschon die Ausstellung viel kunsthistorische Rückschau hält, so gipfelt sie doch in „aktuellen Körperdebatten“ und starker Gegenwartskunst. So geht es zum Beispiel in Annegret Soltaus Fotovernähung „Transgenerativ“ um die Auflösung eindeutiger Geschlechtlichkeit. Künstlerinnen wie Jenna Gribbon und Arvida Byström thematisieren den Exhibitionismus und die Medialisierung des nackten Körpers im Digitalzeitalter. Und manchmal werden die Geschlechterrollen mit Witz und Ironie einfach umgedreht – wie bei den „Frauen im Wald“ (Justyna Koeke und Mimosa Pale), die den Mann wie eine Beute erjagen.

Info

„Frauenkörper: Der Blick auf das Weibliche von Albrecht Dürer bis Cindy Sherman“: bis 20.2., Heidelberg, Kurpfälzisches Museum, Hauptstr. 97, Di-So 10-18 Uhr, www.museum-heidelberg.de

Des Spanners Schatten: „Me, a lurker“ (2020) von Jenna Gribbon.
Des Spanners Schatten: »Me, a lurker« (2020) von Jenna Gribbon.
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