LEO-KUNSTTIPP Thomas Brenners Covid-19-Serie

Ohne Abstand geht nichts: Schüler und Lehrer.
Ohne Abstand geht nichts: Schüler und Lehrer.

Der Lockdown im März. Thomas Brenner aus Kaiserslautern ergeht es wie vielen Menschen. Plötzlich ist der Kalender leer. Besonders schlimm allerdings für einen freien Fotografen und Künstler wie ihn: Termine weg, Aufträge weg. „Ein, zwei Wochen habe ich erst mal Trübsal geblasen“, sagt Brenner. Dann kommt die Langeweile. Dann die Reaktion. Der Fotograf besucht mit seiner Kamera Menschen im durch die Pandemie und den Lockdown verursachten Ausnahmezustand und inszeniert in Absprache mit den Beteiligten eindrucksvolle Bilder.

Kunst am Bauzaun

Die Serie „#stayathome“ war bereits in Kaiserslautern zu sehen. Derzeit hängen vier Banner in Ramstein-Miesenbach, weitere in Weilerbach und Landstuhl sollen folgen. Die großformatigen Werke werden mit Kabelbindern an Bauzäunen befestigt, niedrigschwellige Outdoor-Kunst zum brennenden Thema. Die unter freiem Himmel ausgestellten Banner passen gut in die Zeit: Abstand kein Problem, „24 Stunden-Kunst“ an der frischen Luft.

Geschlossene Gesellschaft

Alle im Land erleben erstmals eine Pandemie, die Auswirkungen auf den Einzelnen sind unterschiedlich. Die Serie hält etwa die Arbeitnehmerin mit Kindern im Homeoffice fest. Aber auch beeinträchtigte Menschen, die nicht mehr auf die Straße durften, alte Menschen und Betreuer in einem Heim – geschlossene Gesellschaft. Ein anderes Bild zeigt medizinisches Personal in Schutzkleidung, die sofort an fantasievolle Katastrophenfilme denken lässt. Die Realität verlangt von diesen Menschen jedoch verantwortungsvolle Arbeit, gewandet in eine Art Ganzkörpersauna. „Das muss die Hölle sein“, ist sich Thomas Brenner sicher. Dem Auge schmeichelt hingegen zunächst das Motiv, das Gastronomen im Grünen zeigt, doch jeder weiß: Diese Berufsgruppe gehört zu denjenigen, die durch die ersten und nun erneuten Schließungen besonders hart getroffen sind – ebenso wie etwa Musiker, Schauspieler und Kinomacher ...

Kunst braucht Kredit

Auch ihn trifft die Pandemie finanziell, gibt der Fotograf unumwunden zu. „Ich habe Soforthilfe beantragt und einen Kredit aufgenommen.“ Bei allen Problemen und aller Unsicherheit wirbt der 59-Jährige jedoch auch dafür, „alles in Relation zu setzen. Wir haben Demokratie. Wir haben keinen Krieg“. Aber natürlich möchte auch er wissen, wie es weitergeht, wann es weitergeht. Thomas Brenner könnte etwa sein Projekt „Dialog in Rheinland-Pfalz“, das Menschen mit gegensätzlichen Meinungen auf Bildern zusammenbringt, als Freiluft-Schau in Städten zeigen. Neue Ideen hat er zudem, spruchreif sind sie noch nicht – pandemiebedingt fehlt allerdings auch die Planbarkeit.

INFO

»#stayathomekaiserslautern« – vier Großformate aus Thomas Brenners Serie sind in Ramstein-Miesenbach (ZOB/Bahnhofstraße) zu sehen. Mehr gibt es ab 28.11. in Weilerbach (Ortseingang, Platz vor dem „ Stellwerk“) und ab 3.12. in Landstuhl (vor der Stadthalle, Kaiserstr. 39), alle voraussichtlich bis Weihnachten. Info: brenner-photographie.com

Drive-in: Mitarbeiter im Testzentrum.
Drive-in: Mitarbeiter im Testzentrum.
Kunst am Bauzaun: Der Fotograf Thomas Brenner vor der Installation in Ramstein.
Kunst am Bauzaun: Der Fotograf Thomas Brenner vor der Installation in Ramstein.
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