Moderne: Künstlerinnen der Zeit von 1889-1930 im Städel Von der weiblichen Seite der Moderne

Louise Breslau (1856-1927): Jeune femme et chrysanthèmes (Porträt Mina Carlson-Bredberg, 1890)
Louise Breslau (1856-1927): Jeune femme et chrysanthèmes (Porträt Mina Carlson-Bredberg, 1890)

Künstlerinnen wie Erna Auerbach, Eugenie Bandell, Mathilde Battenberg, Marie Bertuch oder Ida Gerhardi werden nicht jedem sofort geläufig sein. Sie stehen mit bekannteren Kolleginnen wie Käthe Kollwitz oder Ottilie Roederstein in gleichem Maß für die weibliche Seite der Kunst der Moderne. Mit einer neuen Ausstellung zeigt das Frankfurter Städel-Museum, wie prägend, vielgestaltig und hochkarätig dieser Beitrag zur Wende ins 20. Jahrhundert gewesen ist – und forscht zugleich in eigener Sache.

Von Paris und Frankfurt aus knüpften diese Frauen internationale Netzwerke und halfen sich gegenseitig in einer männlich dominierten Szene. „Als einflussreiche Lehrerinnen und Kunstagentinnen prägten einige von ihnen auch die Geschichte des Städel-Museums und der Städelschule“, verweist das Museum auf die eigene Einverwobenheit in diese Geschichte. Unter dem Titel „Städel | Frauen – Künstlerinnen zwischen Frankfurt und Paris um 1900“ präsentiert das Haus bis Ende Oktober rund 80 Gemälde und Skulpturen von insgesamt 26 Künstlerinnen, Leihgaben aus bedeutenden US-amerikanischen und europäischen Museen sowie aus Privatbesitz, Arbeiten, die zum Teil erstmals gezeigt werden. Bislang unveröffentlichtes Archivmaterial erzählt von internationalen Ateliergemeinschaften, von der strategischen Bedeutung professioneller Künstlerinnenverbände, von Erfolgen, aber auch vom Ringen um Anerkennung. Es geht dabei um Künstlerinnen, die sich professionell und eigenständig dem Wettbewerb mit der männlichen Kunstszene gestellt haben.

Der Bogen der gezeigten Kunst reicht vom Kampf der Pionierinnen im Paris der 1880er-Jahre über die ersten Bildhauerinnen an der Städel-Schule um 1900 bis hin zu den jungen selbstbestimmten Künstlerinnen im Frankfurt der 1920er- und 1930er-Jahre. Ihre stilistische Vielfalt spiegelt dabei die gesellschaftlichen und ästhetischen Umbrüche und Verwerfungen der Zeit. Auch die Bildhauerei, die wegen der physischen wie technischen Herausforderungen als „männlichste“ Kunstgattung galt, erschließen sich die Künstlerinnen dieser Umbruchzeit.

Städeldirektor Philipp Demandt beschreibt die Ausstellung als „Ergebnis eines weitreichenden Forschungsprojekts zur Geschichte unserer Institution und seiner Sammlung“. Es sei gelungen, „bemerkenswerte Künstlerinnenbiografien zu rekonstruieren, verschollene Werke zu lokalisieren und damit Lücken in der Forschung zu schließen und wiederum Türen für weiterführende Recherchen zu öffnen.“ Demandt zeigt sich überzeugt, dass sich der Blick auf die Situation von Künstlerinnen um die Jahrhundertwende und ihren Einfluss auf die Entwicklung der modernen Kunst mit dieser Werkschau nachhaltig verändern wird.

Die Ausstellung beschränkt sich auf die Zeit zwischen 1880 und den 1930er-Jahren und die drei Generationen von Künstlerinnen in dieser Zeitspanne. Herausgearbeitet werden zugleich die Wechselbeziehungen zwischen dem Frankfurter Kunstbetrieb und der französischen Kunstmetropole Paris.

Info

»Städel | Frauen – Künstlerinnen zwischen Frankfurt und Paris um 1900«: bis 27.10., Städel-Museum Frankfurt, geöffnet: Di, Mi, Fr- So 10-18, Do 10-21 Uhr; Infos:

Inge Dinand (1907-2003): Porträt eines Mädchens mit Zöpfen und zwei Jungen (1929).
Inge Dinand (1907-2003): Porträt eines Mädchens mit Zöpfen und zwei Jungen (1929).
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