Familienausflug Zoologischer Stadtgarten Karlsruhe: Ein Tag mit Henry, Jenny und den Pelikanen

Bootsfahrt mit Pelikan: auf der Gondoletta im Karlsruher Zoo.
Bootsfahrt mit Pelikan: auf der Gondoletta im Karlsruher Zoo.

Von wegen Schwanensee! Das Federvieh, das unsere gemächliche Fahrt in der Gondoletta eskortiert, ist zwar auch weiß – aber das ist schon alles, was unsere Begleiter mit Lohengrins schwimmendem Transportesel gemein haben: Pelikane sind’s, die uns auf dem See des Zoologischen Stadtgartens Karlsruhe aufmerksam beäugen.

Die kehlsackblähenden, stattlichen Wasservögel begleiten uns auf dem letzten Abschnitt der Bootsfahrt bis zur Haltestelle. Einer von ihnen streckt sogar den Respekt einflößenden Schnabel nach einer Halterung am Boot aus. Vielleicht, um sich eine Weile ziehen zu lassen. Oder, weil er auf Futter hofft. Später, an Land, werden wir den Pelikanen noch einmal begegnen: Am Ufer zwischen See und Platanenallee posieren sie mit natürlicher Nonchalance vor den Handykameras aufrecht gehender Säugetiere.

Die großen Exemplare reichen einem erwachsenen Menschen locker bis zur Hüfte. Und auch, wenn der Wasservogel beim Watscheln auf dem Trockenen eher tollpatschig wirkt, kommen doch Urzeit-Assoziationen auf: Arg weit entfernt von Flugsauriern wie dem Pterodactylus ist so ein Pelikan in seiner Gestalt eigentlich nicht. Trotzdem lässt er sich vom mittlerweile mutig gewordenen Leihnachwuchs sogar streicheln.

Hautnah zu erleben: Pelikan.
Hautnah zu erleben: Pelikan.

Tierpark im Stadtgarten

Das enge Tête-à-Tête mit den freischwimmenden und freilaufenden Pelikanen ist eine Besonderheit des Karlsruher Zoos. Aber bei weitem nicht dessen einzige. Dass der Tiergarten, der bereits 1865 eröffnet wurde und damit zu den ältesten Zoos in Deutschland gehört, auch ein Stadtgarten ist, fällt unmittelbar auf. Betritt man ihn durch das von Art-Déco-Putten gezierte Südportal am Karlsruher Hauptbahnhof, wähnt man sich zunächst eher in einem Landschaftspark.

Kunstvolle Natur: Auch ein Japangarten ist Teil des Zoos.
Kunstvolle Natur: Auch ein Japangarten ist Teil des Zoos.

Alte Blutbuchen, Hängebuchen und Trauerweiden umstehen die Wasserflächen. Es gibt einen Hecken- und einen Rosengarten, Duft- und Tastbeete, Waldstauden-Areale, dazwischen klassische Bronzestatuen und moderne Skulpturen aus Majolika. Die Ursprünge des japanischen Gartenteils, den unter anderem ein rot lackiertes Tor, ein Teehaus und eine Pagode charakterisieren, reichen bis ins Jahr 1918 zurück. Auf Steinen, die auf der Wasseroberfläche zu schweben scheinen, kann man hier Teiche überschreiten. Das fasziniert die Kinder allerdings nur kurze Zeit – lieber wollen sie endlich Schlangen und diese bunten Pfeilgiftfrösche sehen. Also ab ins Exotenhaus!

Dort finden sich, sicher hinter Glas, zwar auch die gewünschten Reptilien und Amphibien. Aber die von Brillenplattnasen scheinbar lautlos durchflatterte Fledermaushöhle stiehlt ihnen locker die Show. Und dann wären da noch, oberirdisch, die Faultiere, die das gewisse Quantum Gelassenheit einbringen in das Zwitscherkonzert der zahllosen exotischen Vögel, die diesen künstlichen, 2015 in einem ehemaligen Hallenbad geschaffenen Dschungel bewohnen.

Wer da wohl gerade Siesta hält? Eisbärin Nuka oder Eisbär Kap? Blick in die Arktis- und Tundra-Landschaft des Karlsruher Zoos.
Wer da wohl gerade Siesta hält? Eisbärin Nuka oder Eisbär Kap? Blick in die Arktis- und Tundra-Landschaft des Karlsruher Zoos.

Zoo der Individuen

Mehr als 300 Tierarten leben im Karlsruher Zoo auf einer Fläche von 22 Hektar. Man pflegt Schimpansen und Flamingos, Flusspferde und Erdmännchen, Pinguine und Zebras, China-Leoparden und Zwergkängurus, Nasenbären und den Roten Panda, der auf der Ostflanke des künstlich aufgeschütteten Lauterbergs katzengleich durch Baumkronen turnt.

Dass es in Karlsruhe gelingt, viele dieser Tiere als Individuen hervortreten zu lassen, gehört zu den Stärken dieses Zoos. Der Effekt mag dem Umstand geschuldet sein, dass man von vielen Tierarten nur kleine Bestände hält. Er resultiert aber auch aus der Art und Weise, wie man die Tiere auf Schildern erklärt und porträtiert.

In der „Altersresidenz für asiatische Elefantenkühe“ wohnen Jenny, Saida und, neuerdings, Indra.
In der »Altersresidenz für asiatische Elefantenkühe« wohnen Jenny, Saida und, neuerdings, Indra.

Da wären zum Beispiel Henry und Indigo, die beiden strahlend blauen Hyazinthara-Brüder, die zum Schnäbeln gerne wie ein Yin-und-Yang-Zeichen am Gitter ihrer Voliere hängen: der eine Papagei aufrecht, der andere kopfüber. Oder das Eisbärenpaar Nuka und Kap, dessen Liebesspiel im Frühling Hoffnung auf baldigen Eisbärennachwuchs nährte.

Man hat nicht einfach ein Elefantenhaus, sondern eine „Altersresidenz für asiatische Elefantenkühe“, die gegebenenfalls auch Zirkuselefanten aufnehmen soll. Hier wohnen bislang die 40-jährige Jenny, Saida, die schon mehr als 50 Jahre auf dem Buckel, pardon, Rüssel hat, und, erst seit wenigen Tagen, Indra, Saidas 27-jährige Tochter, die davor im Hamburger Tierpark zu Hause war.

Apropos Domizile: Das von Nike und Wahia ist ganz frisch gemacht und imitiert Savanne. Von einem Balkon aus schauen wir zu, wie die beiden Netzgiraffenkühe lässig vor der Mietshäuser-Kulisse jenseits der Zoomauer aufmarschieren – ein Stückchen Afrika, mitten in der badischen Fächerstadt.

Savanne mitten in Karlsruhe: das Gehege für die Netzgiraffendamen.
Savanne mitten in Karlsruhe: das Gehege für die Netzgiraffendamen.

Zoologischer Stadtgarten Karlsruhe, Mo-So 9-18 Uhr (9-17 Uhr im Oktober, 9-16 Uhr im Winter). Eintritt: Erwachsene 14 Euro, Kinder 6 Euro; die Gondoletta kostet extra. Verpflegung: Auf dem Gelände gibt es drei Restaurants. Anfahrt: mit dem Zug (Hauptbahnhof direkt gegenüber der Kasse Süd), mit dem PKW (Tiefgarage Hauptbahnhof). Info: 0721 1336801, www.karlsruhe.de/zoo

Wasservogelballett: „Pelikanensee“ im Karlsruher Zoo.
Wasservogelballett: »Pelikanensee« im Karlsruher Zoo.
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