Bad Dürkheim „Akte Pfalz“: Künstler zeigen Flagge

Letzte Handgriffe für „Akte Pfalz“: Paul Schuseil (links), Michael Volkmer und Tina Stolt in der Burgkirche.
Letzte Handgriffe für »Akte Pfalz«: Paul Schuseil (links), Michael Volkmer und Tina Stolt in der Burgkirche.

Installationen, Performance und Diskussion: Unter dem Titel „Akte Pfalz“ bespielt der Kunstverein Bad Dürkheim im Juni wieder die Burgkirche. Zu sehen gibt es zeitgenössische Werke von fünf Künstlern mit Bezug zur Pfalz. Der Fokus liegt dabei auf der Geschichte der Region, ihren demokratischen Wurzeln und der Symbolik des Hambacher Festes.

„Akte Pfalz“ wolle Partei ergreifen in der aktuellen politischen Auseinandersetzung mit den Mitteln der Kunst und klare Kante zeigen für den Rechtsstaat und die universellen Menschenrechte, betonen die Macher. Auf der Fläche des multifunktionalen Kirchenraums leisten die Künstler dazu ganz unterschiedliche Recherchebeiträge. „Mit dieser Ausstellung will der Kunstverein Bad Dürkheim eine Reihe begründen, die sich zum Ziel setzt, bewusst Künstlerinnen und Künstler mit pfälzischem Bezug zu präsentieren und damit einen neuen, an den zeitgenössischen künstlerischen Ergebnissen orientierten Blick auf die Kunstregion Pfalz zu eröffnen“, sagt Initiator Manfred Geis. Dabei werde deutlich, dass es auch in einer Region ohne größeres kulturelles Zentrum, ohne Kunsthochschule, eine lebendige Szene geben könne.

Spielzeugwaffen als Kunst

„Wo fängt es an?“ Tina Stolt geht in ihren Zeichnungen, Grafiken und Illustrationen dieser Frage nach. Dabei geht sie zurück in die eigene Familiengeschichte. Nach dem Studium in Marburg arbeitet sie in Karlsruhe und ist Professorin für Bildnerische Praxis an der RPTU in Landau. Der Tod der Eltern habe sie über die eigene Familiengeschichte hinaus ins Thema Traumata und ihre Transformation geführt. „Die Ahnen sitzen als schwarzer Schatten auf unseren Schultern“, hat die 1964 in Gummersbach geborene Wahlpfälzerin erfahren und in einer Bildinstallation von Kartonschnitten auf Büttenbahnen verarbeitet. Die Wirkung heutiger politischer Entwürfe präge, so Stolt, die Ängste und Vorstellungen der nächsten Generationen. Mit dem Ruf nach „mehr Bundeswehr in der Schule“ und der Tatsache, dass rheinland-pfälzische Universitäten keine Zivilklausel (freiwillige Verpflichtung, auf militärische Forschung zu verzichten) unterschrieben haben, setzt sie sich in zwei Installationen aus Spielzeug-Waffen auseinander.

Michael Volkmer, 1966 in Ludwigshafen geboren, ist Bildhauer und Installationskünstler. Er studierte an der Freien Akademie Rhein-Neckar in Mannheim und lebt in Hochstein am Donnersberg. Von ihm sind größere Installationen zu sehen, etwa Dutzende Lampengestelle, silbergrau grundiert, die in Formation drapiert, eine Versammlung abzuhalten oder auf einen besonderen Raum hinzudeuten scheinen. Er schafft neue Kontexte für Einzelobjekte, die durch Reihung einen skulpturalen Charakter erhalten.

Dass das einzelne Objekt in der Masse verschwindet, will Paul Schuseil anhand seiner Catwalk-Barrikade aus vorgefundenen Stühlen zeigen. Der 1989 in Speyer geborene Künstler hat in Mainz und Düsseldorf studiert und erarbeitet in seinem Atelier Neustadt Kunst sozusagen als Selbstversuch des Körpers. Entstanden ist so eine Reihe von Orthesen, Bewegungs- und Gestik-Hilfen wie „Top Skulptur“ und „AlphaAlpha“, die sich durchaus ironisch mit dem Themengebiet Optimierung, Effizienz und Funktionalität befassen.

Ikonisch: Aufzug zum Schloss

Jochen Plogsties, geboren 1974 in Cochem an der Mosel, studierte Kunst in Mainz und Buchkunst in Leipzig. Er ist externer Gastkünstler. In seiner titelgebenden Arbeit „Freiheit, Gleichheit, Solidarität“ setzt er das ikonische Bild des Aufzugs beim ersten Hambacher Fest mittels geometrischer Kompositionslinien in einen neuen Bezugsrahmen.

Katharina Hamp, geboren 1996 in Kaiserslautern, studierte Bühnenkunst in Saarbrücken und Brasilien und lebt und arbeitet als Klangkünstlerin und Performerin in Darmstadt. Gemeinsam mit dem Darmstädter Künstler Dirk Dullmaier präsentiert sie experimentelle Musik und eine Soundinstallation und Performance, die vom Betrachter interaktiv ausgelöst wird.

Rahmenprogramm

Begleitet wird die Schau in der Burgkirche von einer Diskussionsveranstaltung zum Thema „Lob der Pfalz? Zur Lage der Bildenden Kunst in der Region“: Am Donnerstag, 20. Juni, 19 Uhr, möchte Moderator Manfred Geis mit namhaften Vertretern der Kunstszene ins Gespräch kommen. Mit dabei sind Steffen Egle, Direktor des mpk-Museums Pfalzgalerie Kaiserslautern, Stefan Engel, bildender Künstler aus Schweisweiler und Vorsitzender der apk Arbeitsgemeinschaft Pfälzer Künstler, Maria Männig, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität (RPTU) Kaiserslautern/Landau und Co-Leiterin des Seminars „Making of Pfalz“, Mara Pollak, aktuelle Stipendiatin Künstlerhaus Edenkoben, sowie die ausstellenden Künstler Paul Schuseil und Tina Stolt und weitere Vertreter der regionalen Kunstszene.

Termin

Die Ausstellung „Akte Pfalz“ des Kunstvereins Bad Dürkheim läuft von Freitag, 31. Mai, bis Sonntag, 23. Juni, in der Burgkirche, Leininger Straße 19. Geöffnet Donnerstag und Freitag von 17 bis 19, Samstag von 15 bis 17 und Sonntag von 11 bis 13 Uhr sowie nach Vereinbarung. Die Vernissage ist am Freitag, 31. Mai, 19 Uhr.
Am Donnerstag, 20. Juni, 19 Uhr, Diskussionsveranstaltung zum Thema „Lob der Pfalz? Zur Lage der Bildenden Kunst in der Region“.
Weiter Infos im Internet unter www.kunstverein-bad-duerkheim.de.

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