Bad Dürkheim Alles dicht

Eine der Winter-Sperrungen: die Radweg-Baustelle an der Erpolzheimer Ortsausfahrt Richtung Ungstein.
Eine der Winter-Sperrungen: die Radweg-Baustelle an der Erpolzheimer Ortsausfahrt Richtung Ungstein.

Wer derzeit versucht, von A nach B zu kommen, liebe Leserinnen und Leser, der muss Umwege in Kauf nehmen. Ganz so einfach gestaltet sich das Erreichen eines Ziels mit dem Auto in diesem Winter nicht. Baustellen mit Sperrungen, ob halbseitig oder ganz, finden sich zuhauf. Und wenn es einen Ort gibt, der zufällig gerade frei davon ist, dann führt durch ihn bestimmt eine Umleitungsstrecke. Im Winter ist das ungewöhnlich. Anscheinend geht man bei der Planung von Straßenbauprojekten davon aus, dass der Winter sowieso ab Februar kein Thema mehr ist angesichts der großen Buddelei überall. Doch der Winter schlägt derzeit den Baufirmen und Bauzeitplanern ein Schnippchen. Die Folge ist, dass die Baustellen aufgrund von witterungsbedingten Verzögerungen noch länger dauern. Ganz besonders schlimm hat es die Erpolzheimer erwischt. Sie müssen derzeit viel Geduld und großen Erfindungsreichtum an den Tag legen, um aus dem Ort herauszukommen. Wegen des Radwegebaus ist der Ortsausgang Richtung Ungstein dicht (angeblich noch bis Ende März) und das Ausweichen in Richtung Feuerberg geht wegen der Deponie-Sanierung auch nur in eine Richtung, nämlich über Dürkheim – aber nicht wieder dorthin zurück. Dann muss man erst ein paar Kilometer weiter bis zur Ausfahrt Maxdorf fahren. Auch wer von Erpolzheim nach Kallstadt will, muss erst mal ein bisschen Gehirnschmalz investieren, bevor er sich hinters Steuer klemmt. Erst mal Richtung Freinsheim. Danach wäre es schön, wenn man am Schwarzen Kreuz wenigstens über die Freinsheimer Straße nach Kallstadt fahren könnte, aber die ist wegen des Ausbaus auch gesperrt. Also weiter nach Ungstein und hoch nach Kallstadt. Macht im Idealfall laut Routenplaner zwölf Minuten und rund acht Kilometer. Die Alternative wäre, über Herxheim am Berg zu fahren, was aber letztlich egal ist, weil man genauso lange braucht und die Strecke auch genauso lang ist. Bleibt nur das Ausweichen auf Wirtschaftswege. Dort werden immer mehr Autos gesichtet. Eigentlich gar nicht so schlimm, denn die behördlich genehmigten Umleitungsstrecken sind sowieso schon überlastet genug. Und das nicht nur durch normalen Autoverkehr. Denn wo Baustellen sind, gibt es auch Baustellenverkehr. Und so trifft man gerade unablässig auf schwere Transporter mit Baumaschinen, Tieflader mit Kränen und Kipplaster mit Baumaterial, die garantiert irgendwo festhängen und den Verkehr behindern. Autofahrer können sicher sein: Egal, für welche Umleitungsart sie sich entschieden haben, es war an diesem Tag garantiert die falsche. Das ist zwar ärgerlich, aber die Bewohner an den Umleitungsstrecken – dazu gehören auch die Anlieger der Freinsheimer Reiboldstraße – sind eigentlich noch schlimmer dran. Auch Udo Scholz stinkt’s. Und das nicht, weil nur wenige Kilometer von seiner Friedelsheimer Gaststätte „Haardtblick“ gerade die Mülldeponie „Bruchhübel“ saniert wird. Sondern weil wegen genau dieser Arbeiten der zwei Kilometer entfernte Autobahnzubringer gesperrt ist. Nun schon seit einem Monat knirscht der Gastronom mit den Zähnen. Jetzt muss er seinem Ärger Luft machen. „Wir fahren keine fünf Kilometer weiter“, sagen ihm seine Kunden. Vornehmlich seien das Mannheimer und Heidelberger. Die können sonst die Friedelsheimer Abfahrt nehmen und quasi von der Autobahn bis vor die Tür des Restaurants rollen. Jetzt gestaltet sich das Suchen und Finden der Gaststätte etwas problematischer. „Über die Dörfer ist es nicht so einfach“, sagt Scholz, dessen Gäste sich aussuchen müssen, ob sie schon in Maxdorf abfahren oder den Weg über Dürkheim nehmen sollen. Seine ältere Kundschaft nehme davon aber Abstand. Rund 30 Prozent Umsatzeinbußen gar hat Scholz ausgemacht. Auch mit dem Hinweis auf die Sperrung ist Scholz nicht zufrieden: „Das Schild kann kein Mensch richtig lesen“, sagt er verärgert. Immerhin trifft es die anderen Friedelsheimer weniger hart. Bei Bürgermeister Peter Fleischer (FWG) zumindest sind keine weiteren Beschwerden angekommen. Er selbst ist allerdings auch „in die Falle“ getappt. Nach einem Zahnarztbesuch fuhr er glatt am Hinweisschild vorbei und musste den Umweg über Dürkheim nehmen. Ende des Monats soll nun endlich Schluss sein mit den Sperrungen – zumindest an dieser Stelle. Woanders werden sich Autofahrer noch länger gedulden müssen. Viel Spaß bei der Suche nach Schleichwegen wünschen Ihnen

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