Bad Dürkheim Applaus auch für den Verlierer

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BAD DÜRKHEIM. Lange Zeit hat die SG TV Dürkheim/BI Speyer II im Pfalzderby der Basketball-Oberliga wie der sichere Sieger ausgesehen, doch am Ende hatte Gastgeber TV Bad Bergzabern mit 90:82 (31:40) die Nase vorn (wir informierten).

Nach starker erster Hälfte hatten Dürkheims Korbjäger Mitte des dritten Durchgangs sogar mit knapp 20 Zählern Vorsprung geführt, machten in dem mit über 300 Zuschauern vollbesetzten Hexenkessel eigentlich alles richtig. Doch nach zwei furiosen 18:0-Blitzserien des TVB im dritten und vierten Viertel musste sich die Mannschaft um Trainer Andreas Merk im packenden Pfalzderby geschlagen geben. Solch eine Spieldramaturgie gibt es fast nur im Basketball. Was für ein verrücktes Match! Lange Zeit begeisterten die SG-Cracks vor großer Kulisse, am Ende gab es stehenden Ovationen aber für die willensstarken TVB-Basketballer. Der Applaus galt aber auch dem Verlierer – denn zu solch einem denkwürdigen, unter die Haut gehendem Duell gehörten zwei Teams. Lange Zeit drückten die Merk-Schützlinge dem Derby ihren Stempel auf. Einen schnellen 3:9-Rückstand drehten die Gäste dank einer hervorragenden Defensivleistung früh in eine 16:11-Führung, diese behaupteten sie dank eines abgezockten Auftretens über 19:12, 28:18, 31:20, 33:24 bis hin zum Neun-Punkte-Pausenvorsprung. Sekunden vor der Halbzeitsirene setzten Philip und Florian Karst mit jeweils einem Dreier hinter die starke Vorstellung nochmals ein Ausrufezeichen. Nach 25 Minuten lagen die SG-Cracks sogar 54:35 vorne – das war überragend. Während Jeremy Ingram nicht an seine Topleistungen anknüpfen konnte, drehten neben Philip Karst vor allem Huso Ljuca und Mirnes Islamovic groß auf: Das treffsichere Trio erzielte zusammen acht Dreier. Mitte des dritten Durchgangs gaben nicht mehr viele Zuschauer einen Pfifferling auf die bis dahin enttäuschenden TVB-Korbjäger. Doch dann überstürzten sich die Ereignisse: War es bei Dürkheims das Gefühl des vermeintlich sicheren Sieges, waren es einige Wechsel im Team, die die Spannung herausnahmen oder war es einfach Bergzaberns genialer Schachzug, nach einer Auszeit in der 25. Minute die Defensivstrategie zu wechseln? Aus einer direkten Mann-Mann-Verteidigung stellte der TV auf eine 2-3-Zonen-Variante um und die schmeckte den zuvor noch so souverän auftretenden SG´lern überhaupt nicht. Angetrieben vom überragenden TVB-Regisseur Martin Langenfeld holte Bergzabern in Windeseile Punkt um Punkt auf. Ein Dreier des starken Moritz Hoppe (früher noch in der Nachwuchs-Bundesliga im Trikot der Spielgemeinschaft) gab den Einheimischen ihr Vertrauen zurück. Plötzlich wuchs jeder im TVB-Team über sich hinaus. 35:54, 46:54, 51:54, 53:54 – in nur drei Minuten zauberte der Tabellenzweite aus der Südpfalz eine sensationelle 18:0-Serie aufs Parkett und sorgte für den ersten großen Bruch im SG-Spiel. Noch einmal kurz wehrten sich die Gäste, gingen nach einem Ljuca-Dreier mit einer 62:57-Führung ins vierte Viertel, lagen kurz danach sogar 66:59 vorne – immer noch alles in Ordnung. Doch dann zündete Bergzabern mit einem zweiten 18:0-Lauf ein Feuerwerk für ein furioses Finale: Ein Dreier von Hoppe zum 62:66, ein genialer Tipp-Inn von Sebo Krubally nach Offensivrebound zum 64:66 sowie zwei Fastbreaks nach Dürkheimer Ballverlusten zum 68:66 (33.) stellten das elektrisierende Derby auf den Kopf. Ein erneuter TVB-Dreier zum 75:66 (35.) brachte die Halle zum Beben. Hunderte zuvor verteilte „Fanklatschen“ produzierten einen ohrenbetäubenden Lärm. Merk & Co. wurden von Minute zu Minute immer verunsicherter, es fehlte auch die Kraft, sich final noch einmal gegen die große TVB-Energie aufzubäumen. „Bergzaberns Helden“ wurden getragen vom Rausch der Euphorie. Da klappte einfach alles: sogar ein Weitwurf aus über acht Metern Entfernung zum 82:73 (38.). Das war der endgültige K.o.-Schlag. „Lange Zeit boten die Jungs wirklich eine Topleistung, doch am Ende ging uns mit einer kleinen Achter-Rotation die Luft aus“, erklärte SG-Trainer Andreas Merk direkt nach Abpfiff im RHEINPFALZ-Gespräch. „Drei, vier Ballverluste, einfache Fehler, eine kurze kopflose Phase reichte, um aus dem Tritt zu kommen. Gegen die meisten anderen Teams in der Oberliga hätte ein solch deutlicher Vorsprung gereicht, um am Ende als Sieger das Feld zu verlassen. Doch der TVB hat eine richtig starke Truppe, ließ sich trotz hohem Rückstand nie aus dem Konzept bringen.“ So spielten sie SG TV Dürkheim/BI Speyer II: Ljuca (22), Islamovic (20), Ingram (14), Philip Karst (12), Florian Karst (7), Faber (4), Butty (3), Grunenberg, Ilg, Steudtner-Alvarez Spielfilm: 9:3 (3.), 12:18 (7.), 12:21 (11.), 17:21 (12.), 18:28 (14.), 24:33 (17.), 30:34 (19.), 31:40 (20.), 33:50 (23.), 35:54 (25.), 53:54 (27.), 59:66 (32.), 77:66 (36.), 77:71 (37.), 85:73 (39.). |uwe

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