Bad Dürkheim Becker legt Amt nieder

Umringt von Kameras und Mikrofonen: Ronald Becker neulich nach der Ratssitzung.
Umringt von Kameras und Mikrofonen: Ronald Becker neulich nach der Ratssitzung.

Herxheims Ortsbürgermeister Ronald Becker hat gestern in der Debatte um seine heftig kritisierten Äußerungen zur sogenannten Hitler-Glocke die Konsequenzen gezogen und ist von seinem Amt zurückgetreten. Er tat dies, indem er die Verbandsgemeinde um Entpflichtung von seinem Ehrenbeamtenverhältnis bat. Er begründet seine Entscheidung vor allem mit dem Wirbel, der nach der ARD-Sendung „Kontraste“ entstanden sei und sieht sich als Opfer seiner „sehr offenen Vorgehensweise zum Thema“. Gleichzeitig kritisierte er mangelnde Zusammenarbeit im Gemeinderat.

„Letztendlich hat das Interview der ARD in der Sendung ,Kontraste’ den Ausschlag gegeben, dass ich als Bürgermeister meiner Heimatgemeinde Herxheim am Berg und von allen politischen Ämtern zurücktrete.“ In einer Stellungnahme, die gestern Nachmittag auf der Homepage der Gemeinde veröffentlicht wurde, nannte Becker den Hauptgrund für seinen Entschluss: Am schlimmsten sei für ihn, „dass es nun heißt, ich würde diese schlimme Zeit gut finden“. Seine Aussage vom Stolz auf die Glocke sei „vielleicht das falsche Wort“ gewesen, räumte Becker am RHEINPFALZ-Telefon ein, bekräftigte aber dennoch: „Selbst wenn diese Glocke in einem Museum stünde, würde ich sagen, dass das Museum stolz sein kann, eine solche Glocke zu haben.“ „Sollte die verkürzte Wiedergabe des Interviews und die aus dem Konsens gerissenen Sätze den Eindruck erweckt haben, dass ich diese Zeit verherrliche, so möchte ich mich davon aufs Äußerste distanzieren“, schrieb der Ortsbürgermeister auf der Homepage weiter. Dort hatte Becker in die laufende Kamera gesagt, dass „man da nur stolz sein kann“, wenn man im Ort eine von bundesweit drei Glocken habe, die eine solche Inschrift tragen ( „Adolf Hitler – Alles fürs Vaterland“ samt Hakenkreuz). Nun interessiere es auch keinen mehr, dass er in dem „Kontraste“-Beitrag ein Telefonat mit einer betagten Herxheimer Bürgerin habe wiedergeben wollen, so Becker, die die NS-Zeit miterlebt habe. Dabei habe sie gesagt, dass es sehr schlimme Zeiten gegeben habe, aber auch Gutes. Sie sei dafür gewesen, dass die Glocke hängenbleibe. Diese Aussage habe er beeindruckend gefunden, schreibt Becker. Der Wirbel um die „Kontraste“-Sendung war nach Ronald Beckers Darstellung zwar der ausschlaggebende, aber wohl nicht der einzige Grund, sein Bürgermeisteramt zu überdenken. „Ich habe sehr viel Kraft in mein Amt gesteckt und ich sehe keine Früchte, die man irgendwann ernten kann“, sagte er der RHEINPFALZ gestern. Sein Ziel, neue Ideen umzusetzen und Projekte in Gang zu bringen, sei zum einen an der „mangelnden Zusammenarbeit mit meinen Beigeordneten und letztendlich an der Zustimmung des Rates gescheitert“, kritisierte er. „Allein das Projekt Friedhof voranzubringen, ist mir letztendlich nicht gelungen“, so der 54-Jährige. Es sei mehrfach im Rat torpediert worden. Für seine Nachfolge falle ihm aus dessen Reihen niemand ein. Er wolle nun seiner Familie mehr Zeit widmen, so Becker. Wenn er sich erholt habe von dem Rummel, werde er die Lokalpolitik aus passiver Position betrachten. Das erste, was Becker dann verfolgen kann, ist die Vorbereitung einer Bürgermeisterwahl noch in diesem Jahr. Spätestens drei Monate nach dem Rücktritt solle eine Neuwahl stattfinden, erläuterte Rolf Kley von der Kommunalaufsicht im Kreishaus. Man werde darüber nun mit dem Ersten Beigeordneten sprechen. Gero Kühner (SPD), der vorerst die Amtsgeschäfte der Ortsgemeinde weiterführt, war gestern für die RHEINPFALZ nicht zu erreichen. Südwest

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