Bad Dürkheim „Der Körper ist meine Waffe“

Will hoch hinaus im Basketball: Bertram Lind (rechts).
Will hoch hinaus im Basketball: Bertram Lind (rechts).

«BAD DÜRKHEIM.» Ehrgeiz, Fleiß, Disziplin und Durchsetzungsvermögen zeichnen das große Basketballtalent aus. Mit den Kurstadt-Korbjägern und seinem zweiten „Projekt“, dem Team „United Flex Europe“, will er hoch hinaus und – als Profi durchstarten. Die Ziele des Gymnasiasten sind keine Träume – wer Bertram Lind beim Training oder auf dem Spielfeld erlebt und mit dem klar fokussierten Jugendlichen spricht, merkt schnell: Er meint das ernst. Das Nachwuchsass kennt seine Talente, weiß aber, dass sie alleine nicht reichen. Täglich alles geben, um Schritt für Schritt nach vorne zu kommen und besser zu werden als gestern und vorgestern – das ist seine Devise. Dafür gibt der Freinsheimer alles: Im Mannschaftstraining mit drei verschiedenen Teams sowie im Einzeltraining und bei freiwilligen Wurfübungen auf dem Freiplatz. Beim regelmäßigen Fahrradfahren, Joggen und Krafttraining möbelt er zusätzlich seine Fitness auf. Lind ist bei der U18 der SG TV Dürkheim/BI Speyer mit über 30 Punkten im Schnitt pro Spiel in dieser Saison der erfolgreichste Werfer der gesamten Pfalz. Der SG-Topscorer hatte bei den weiterführenden Meisterschaften entscheidenden Anteil an den SG-Erfolgen auf Bezirks- und Landesebene. Bei den anstehenden Titelkämpfen im südwestdeutschen Bereich wird der sprunggewaltige und treffsichere Center im Mittelpunkt stehen. Dass der Durchbruch in der Jugend mit solcher Wucht klappte, hat Lind auch seinen Einsätzen bei den Herren in der Oberliga zu verdanken. „Im Nachwuchsbereich ist der Körper meine Waffe. Da gibt es pfalzweit nur zwei, drei Spieler, die mich halten können. Das Training mit der Oberliga-Mannschaft und die Einsätze auf diesem hohen, körperlich ganz anderen Niveau helfen in der Entwicklung enorm“, erklärt Lind. „Mit hoher körperlicher Intensität gegen größere und erfahrene Spieler Zweikämpfe führen und sich gegen physisch starke Kontrahenten erfolgreich behaupten – das sind wichtige Erfahrungen.“ 25 Kilo weniger in sechs Monaten Seinen Höhenflug initiierte Lind mit unbändigem Willen selbst. Dank enormer Disziplin reduzierte der 17-Jährige in nur sechs Monaten sein Gewicht um über 25 Kilogramm: „Letzten Sommer wog ich 126 Kilo. Aktuell halte ich mein Gewicht stabil bei 95 bis 102 Kilo und spüre, wie gut mir das tut. Ich fühle mich nicht nur im normalen Alltag gesünder, wohler und leistungsbereiter, sondern auch auf dem Feld wesentlich agiler, schneller und athletischer als vor einem Jahr“, erzählt Lind. In der Jugend ist er meistens unterm Korb gesetzt. Aber Trainer Andreas Merk will ihn aufgrund der nun neuen Möglichkeiten auf den Außenbahnen fit machen. „Als Flügelspieler mit meiner Größe hätte ich noch mehr Optionen“, ist der junge Mann sicher. Lind erreichte die Gewichtsreduktion ohne Diät und professionelle Begleitung. „Statt drei Portionen bei einer Mahlzeit habe ich nur eine große gegessen und vor allem Süßigkeiten weggelassen“, erklärt der Teenager sein Geheimrezept. „Dass ich in so kurzer Zeit so viel abgenommen habe, ist ein echtes Erfolgserlebnis, das mich auch im Sport beflügelt.“ Mit der U18 überregional noch lange im Wettkampf bleiben und mit der Oberliga-Mannschaft Anfang April die Meisterschaft und den Regionalliga-Aufstieg schaffen – das sind Linds kurzfristige Ziele mit Dürkheims Basketballern. Im Laufe des Jahres gibt es für ihn noch andere wichtige Orientierungsgrößen: Mit der Regionalliga-Mannschaft der SG trainieren und – wenn möglich – auch perspektivisch vereinsintern den „Aufstieg“ in die Zweite Liga schaffen. Im Sommer 2019 strebt er, wenn zeitlich alles passt, mit Doppellizenz bei den MLP Academics Heidelberg den Aufstieg in die Nachwuchs-Bundesliga an. Mit „United Flex Europe“ auf Welttour Seit gut einem Jahr läuft er mit seinen SG-Teamkameraden Antonio Stöhr und Georg Mewes für das Team „United Flex Europe“ auf. Die hauptsächlich aus amerikanischen Nachwuchsstars bestehende Auswahlmannschaft von der Airbase Kaiserslautern bereichert der Freinsheimer mit seiner Präsenz und seiner Korbgefahr. Bei internationalen Wettkämpfen will Lind in diesem Jahr dabei sein – unter anderem in Atlanta und Orlando, Barcelona oder auch bei der Jugendolympiade in Klagenfurt. Vor acht Jahren begann Lind seine Korbjäger-Karriere bei der U12 des TV Dürkheim, 2016 wechselte er nach Karlsruhe. Doch das Abenteuer „Leistungs-Basketball kombiniert mit Sportinternat“ in der Fächerstadt weit weg von seiner Heimat und der geschätzten Umgebung brach der Zwei-Meter-Hühne frühzeitig ab. Seitdem lebt er wieder bei den Eltern in Freinsheim. Berufsziel: Basketballprofi In der elften Klasse des Wirtschaftsgymnasiums in Ludwigshafen bereitet er sich auf das Abitur 2021 vor. Ehrgeizig wie im Verein packt er auch die Schule an. In einer Tablet-Klasse lässt sich Lind bilingual ausbilden. „Englisch als Weltsprache verbunden mit Wirtschaftsthemen kann nicht verkehrt sein“, sagt Lind, ergänzt aber gleich. „Auch wenn ich primär mit allen Mitteln nach der Schule eine Profikarriere im Basketball anstrebe.“ Die Kontakte seines amerikanischen Coaches Eric Santiago von der Airbase zu Colleges in Amerika schätzt Lind ebenso wie die professionellen Entwicklungsmöglichkeiten bei der SG mit den erfahrenen Trainern Andreas Merk und Carl Mbassa. Als Vorbild dient sein Bruder Adrian, der beim Zweitligisten VfL Bochum spielt und die vorderpfälzische Talentschmiede als Sprungbrett nutzte. Große Unterstützung erhält das Korbjäger-Juwel von seinen Eltern, wie Bertram Lind unterstreicht: „Ohne sie wäre vieles nicht möglich.“ Nur so kann er alles geben für sein Ziel, bei einem College in Amerika oder später in der Basketball-Bundesliga auf Korbjagd zu gehen. 

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