Bad Dürkheim Die launische Diva

Hatte öfter mit Verletzungen zu kämpfen und konnte seiner Mannschaft deshalb nicht immer helfen: Jamie Schmid.
Hatte öfter mit Verletzungen zu kämpfen und konnte seiner Mannschaft deshalb nicht immer helfen: Jamie Schmid.

FRIEDELSHEIM. Der TuS Friedelsheim ist in der B-Klasse Rhein-Mittelhaardt Nord ein Musterbeispiel für Konstanz. Oder soll man sagen, die Mannschaft tritt auf der Stelle? Jedenfalls reichte es in der abgelaufenen Saison zu einem achten Platz, genau wie in der Runde zuvor. Das Team entwickelte sich zu einer launischen Diva.

Im Sport gibt es den Ausdruck des „schlampigen Genies“. Gemeint ist, wenn jemand mehr kann als er zeigt, mal ganz stark agiert und dann wieder unerklärlich schwach. Das gilt im Falle des TuS Friedelsheim für eine ganze Mannschaft. Ein anderes Beispiel: Es gibt den Spruch „ein gutes Pferd springt nur so hoch wie es muss“. Auch das kennzeichnet den TuS. Die Friedelsheimer machen das, was nötig ist. Mehr zu erreichen, bedeutet mehr Aufwand betreiben. Aber das muss ja nicht wirklich sein. Andere nennen das Dienst nach Vorschrift. Bestätigung für diese Sätze liefern zwei Trainer gegnerischer Mannschaften. „Friedelsheim hat eine hohe individuelle Qualität, die können einem das Leben richtig schwer machen“, betonte etwa der Wachenheimer Coach Michael Acker, dessen Team gegen den Nachbarn sieg- und torlos blieb. Die Einschränkung lieferte Acker gleich hinterher: „Wenn sie Lust haben.“ Eine ziemlich gute Charakterisierung der Friedelsheimer. Im zweiten Fall sagte Trainer Fausto Giardina von Meister Phönix Schifferstadt II auf die Frage, wann er denn sicher gewesen sei, dass es zum Titel reichen würde: „Erst nach dem Spiel gegen Friedelsheim habe ich geglaubt, dass wir es schaffen können. Das war ein hartes Stück Arbeit gegen einen ganz starken Gegner.“ Fußballerisch zählen die Friedelsheimer zum Besten, was die Liga zu bieten hat. An einem guten Tag kann das Team jeden Gegner schlagen. Die Mannschaft hat technisch starke Spieler und Akteure, die über die Geschwindigkeit kommen, was häufig zu guten Umschaltsituationen führt. Und wenn das Team Biss hat wie zu Saisonbeginn, als der TuS zwölf Spiele ohne Niederlage überstand, dann sind die Friedelsheimer schwer zu besiegen. „Positiv ist, dass die Mannschaft an sich glaubt, gerade gegen starke Teams nie aufgibt und Kampfgeist zeigt“, findet Spielertrainer Tobias Bartnik. Bestes Beispiel: Bei Aufstiegskandidat SG Dannstadt/Rödersheim machte der TuS aus einem 0:2-Pausenrückstand in der Endphase noch ein 2:2. Der Coach beklagte aber schon während der Saison, dass er gegen die Topmannschaften niemanden motivieren müsse, dagegen im Duell mit Kellerkindern allerdings die Einstellung oft fehle. „Da weiß ich dann meist schon nach dem Aufwärmen, dass es nichts wird“, spielt der Übungsleiter auf Punkte an, die Spiele gegen die „Kleinen“ erschweren: Überheblichkeit, mangelnde Laufbereitschaft und fehlender Wille, dafür oft Larifari. Bemerkenswert: Von den 14 Partien gegen die vor Friedelsheim platzierten Mannschaften verlor der TuS nur vier. Dagegen gab es Niederlagen aus der Rubrik sang- und klanglos in Gronau (1:4), Deidesheim II (0:2) und Niederkirchen (0:3), also gegen Teams, die den Friedelsheimern nicht das Wasser reichen können. Übertroffen wird das noch von der 1:4-Heimpleite gegen Waldsee. „Ich bin enttäuscht, es sind nicht alle mit dem Herzen dabei“, klagte Bartnik nach jenem schwarzen Sonntag im April. „Es kann nicht sein, dass die Begegnung abgepfiffen wird und Spieler nach einem 1:4 lachend vom Platz gehen“, kritisierte der Coach. Es fehle am Zusammenspiel, das sportliche Miteinander sei ebenso ausbaufähig wie die konditionelle Verfassung. Immerhin, und auch das ist typische für die launische Diva TuS Friedelsheim, zum Saisonende legte das Team noch mal eine schöne Serie hin. Obwohl die Runde längst gelaufen war, blieb der TuS in den letzten fünf Partien unbesiegt. Und noch etwas missfällt dem Übungsleiter. „Wir sind Letzter der Fair-Play-Tabelle. 67 Gelbe Karten, das ist der zweithöchste Wert, und vor allem die sieben Gelb-Roten Karten behagen mir gar nicht“, moniert Bartnik. Viele der Karten würden nicht wegen Fouls gezeigt, sondern wegen Reklamierens und Meckerns, was absolut unnötig sei. Doch in einer Rubrik stehen die Friedelsheimer tatsächlich ganz oben. Mit zehn Unentschieden sind sie die Remiskönige der B-Klasse. Dass passt irgendwie zu einer Saison im grauen Mittelmaß.

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