Bad Dürkheim Die Linke schafft sich ab

„Das Herz schlägt links“, hat ein gewisser Oskar Lafontaine sein Buch genannt, das im Oktober 1999 für Gesprächsstoff sorgte. „Die Linke“ im Landkreis Bad Dürkheim muss sich im Oktober 2016 fragen lassen, liebe Leserinnen und Leser, ob ihr Herz überhaupt noch schlägt. Aktuellstes Zeichen dafür, dass die Herzkranzgefäße bereits ziemlich in Mitleidenschaft gezogen worden sind, ist der Rücktritt Norbert Benders vom Vorsitz des Dürkheimer Ortsverbandes, zu dem auch die Verbandsgemeinden Wachenheim und Deidesheim zählen (Meldung Kreis und Quer auf dieser Seite). Der Rückzug des 68-jährigen Stadtrats vom lokalen Chefposten der Linken kommt überhaupt nicht überraschend, markiert sehr wahrscheinlich aber den Übergang einer längeren Krankheitsphase in einen Todeskampf der Partei hier vor Ort. Bender zieht eventuell in Erwägung, mittelfristig eine eigene Liste zu gründen. Dieser Gedanke stecke allerdings noch in den Kinderschuhen. Für den Stadtrat will er selbst nicht nochmal kandidieren. Man brauchte in den vergangenen Jahren keine Brille mehr, um zu erkennen, dass eine Heilung der Linken in Dürkheim kaum noch Aussicht auf Erfolg hat. Bender selbst benennt die Gründe für das Siechtum. „Ich habe keine Lust mehr, die ganze Arbeit alleine zu machen“, sagt er enttäuscht. Mit Stefanie Beck (ebenfalls Vorsitzende des Ortsverbandes), Andreas Beck, Horst Ingenthron, Michael Freunscht und Wolfgang Nagel habe seine Partei in Bad Dürkheim noch sechs Mitglieder, die mehr oder weniger aktiv seien. Bender ist der einzige mit Stadtratsmandat, hat als solcher in diesem Jahr zumindest für Diskussionen gesorgt, als er einen autofreien Stadtplatz vorschlug und einen aufwendigen Neubau der Therme ablehnte. Davon ging wenigstens das Signal aus, dass es eine Opposition im Stadtrat noch gibt. Bender blieb aber Alleinunterhalter. Lediglich Michael Freunscht vertritt die Linken noch im städtischen Bauausschuss. Gar keine Unterstützung konnte der Ortsverband in den letzten Jahren vom Kreisverband erwarten. Mit dem Vorsitzenden Fritz Weilacher aus Weidenthal verbindet Norbert Bender ein intaktes Nicht-Verhältnis. „Wo zwei Linke sind, gibt es vier Meinungen“, heißt es schon länger im Volksmund. Das gleiche gilt für Stefanie Beck, die als Kreistagsmitglied die Linken vertritt, dies aber ohne Rückendeckung von und Austausch mit ihrem Kreisverband. Barbara Seid, die zweite Führungskraft der Linken auf Kreisebene, habe ihr sogar verboten im Namen des Kreisverbandes im Kreistag zu sprechen, so Beck. „In dieser Partei ändert sich nichts“, sagt Bender. Tatsächlich existiert der Konflikt zwischen den Dürkheimern und dem Kreisverband seit nahezu acht Jahren. Ein Auslöser war ein Streit im Jahr 2009 im Dürkheimer Restaurant Lefkada darüber, dass Mitglieder anderer Kreisverbände zu einer Sitzung des hiesigen eingeladen worden seien, um bei Abstimmungen das „richtige“ Ergebnis zu gewährleisten. Bender geht davon aus, dass das Methode hat. Dass es interne Beschimpfungen per Mail von einigen Seiten gab und gibt, räumte Seid gestern ein. Zudem sagte sie, dass die Kommunikation in der Partei schlecht sei, erhob ihrerseits aber Vorwürfe gegen Bender und Beck, selbst nichts beigetragen zu haben. Weilacher sagte, dass Bender nur andere beschimpfe, selbst aber nichts zur Verbesserung beisteuere. Es gebe rund 20 Aktive aus den Ortsverbänden Lambrecht, Haßloch, Neustadt und Bad Dürkheim. Der Ortsverband Grünstadt habe sich schon länger aufgelöst. Weil die Anzahl der Mitglieder sinke, wolle man nun schlagkräftigere Gruppen bilden und die Verbände Neustadt, Haßloch und Lambrecht zu einem Ortsverband vereinigen, sagt Seid. Wie es mit dem Ortsverband in Dürkheim weiter geht, muss man abwarten. Stefanie Beck sagte, dass sie mit dem Gedanken spiele, ihr Vorstandsamt auch aufzugeben. Das würde wohl das Aus bedeuten. De facto taucht die Partei in der öffentlichen Wahrnehmung auf regionaler Ebene nicht erst seit der Landtagswahl so gut wie kaum mehr auf. Die Partei, die zunächst nach der Hartz-IV-Gesetzgebung berechtigterweise viel Gehör fand, droht zu verschwinden, wie ein Fuchs in der Wüste. Es ist den Verantwortlichen nie gelungen, persönliche Animositäten zugunsten der gemeinsamen Sache hinten anzustellen. Stattdessen schafft sich die Partei langsam selbst ab. Ob daran die Kreismitgliederversammlung am kommenden Dienstag in Freinsheim etwas ändert ... ? Ein Wochenende mit einem schlagenden Herzen wünscht

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