Bad Dürkheim Ein Abend voller Weine von Frauen für Frauen

40 Frauen lernten am Freitagabend alles über starke Weine von starken Frauen – Verkostung inklusive.
40 Frauen lernten am Freitagabend alles über starke Weine von starken Frauen – Verkostung inklusive.

Genießen, kennenlernen, vernetzen: Bei der Frauen-Weinprobe „Starke Frauen – starke Weine“ haben 40 Frauen die Gewächse weiblicher Weinmacherinnen verkostet. Und sich dabei selbst gefeiert.

Freitagabend, Mehrgenerationenhaus, Caféteria: Auf den zur Tafel gerückten Tischen glänzen die opulenten Stielgläser mit der Tischdekoration um die Wette. Wohlfühlatmosphäre, stilsicher hingezaubert von den Gastgeberinnen. Eingeladen hatte die kommunale Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises, Christina Koterba-Göbel, gemeinsam mit ihrer Amtskollegin Anna Kubicek (Stadt Grünstadt und Verbandsgemeinde Leiningerland). Sonst für Information und Beratung zu geschlechterpolitischen Themen zuständig, wirkten die beiden als Mundschenkinnen.

Frauen-Power pur, im Saal, im Glas und auf der imaginären Vortragsbühne. Die betrat mit Janina Huber eine Weinprominenz ersten Ranges: Die Deutsche Weinkönigin 2014/2015 teilt als selbstständige Weinfachfrau gerne ihr immenses Wissen in Fachzeitschriften, ist Autorin, Moderatorin, Beraterin, leitet Verkostungen und macht Lobbyarbeit. Am Abend hatte sie ausgesuchte Tropfen befreundeter Winzerinnen dabei und jede Menge Geschichten, Anekdoten und Fachthemen.

Der Genuss von Alkohol habe etwas mit Freiheit zu tun, betonte Christina Koterba-Göbel, wohl weil dahinter die Angst des Mannes vor der enthemmten Frau stecke. Anders jetzt: „Heute dürft ihr einfach mal genießen und euch um euch selbst kümmern.“ Fun Facts (lustige Tatsachen) von Weinkonsumweltmeister (Portugal) über Vinophobie (Angst vor Wein) bis zu japanischem „Katzenwein“ für Haustiere erheiterten die Runde, während der Begrüßungssekt von Barbara Roth (Weingut Wilhelmshof Siebeldingen) fruchtig feinperlig am Gaumen prickelte.

Gucken, riechen, schmecken

Anschließend war in drei Runden Parallelverkostung angesagt, und so landeten die Paare Silvaner/Scheurebe, Riesling/Weißburgunder und Rotweincuvée/Riesling im Glas. Dass Genuss etwas mit Wissen zu tun hat und Geschmack Training braucht, erlebten die Teilnehmerinnen während eines kurzweiligen Abends, der prallvoll war mit Sinneseindrücken. Die wurden geschult bei Sensorik-Übungen wie Farbwahrnehmung des Weines (im 45-Grad-Winkel über weißem Blatt) und dem Säuretest mit vorgebeugtem Kopf zur Wahrnehmung des Speichels. Das Ritual „gucken, riechen, schmecken, nochmal riechen, schlucken“ eröffnete mit zunehmender Übung Genuss-Räume und Aha-Effekte. Und siehe da, plötzlich tanzten Birne, Apfel, Quitte, Banane mit Wiesenblumen Tango auf der Zunge. Man schmeckte das „kleine Schwänzchen“, das Esther Grün aus Billigheim-Ingenheim ihrem Silvaner verpasst hatte und genoss den intensiven Duft von Steffi Weegmüllers Scheurebe (Weinmanufaktur Steinbock, Neustadt-Haardt).

Edle Tropfen tanzen im Glas

Gehört wurden die Lebensgeschichten der Winzerinnen, die auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit oft hohe Hürden meistern mussten. Familienarbeit natürlich inklusive. Man erfuhr, wie Caroline Bergdolt (Klostergut St. Lamprecht, Neustadt-Duttweiler) aus einem unspektakulären Weinberg einen stilbildenden Weißburgunder zaubert und ließ sich von Kathrin Mehlings wild-würzig-ätherischem Riesling Deidesheimer Leinhöhle überraschen. In der Schlussrunde tanzten ein lokaler Rotweincuvée aus Cabernet Sauvignon und Merlot von Kellermeisterin Marleen Müller (Weingut Lebenshilfe) und als Dessertwein eine Forster Riesling Auslese von Yvonne Libelli (Weingut Margarethenhof Forst) im Glas.

Dass Salz einen Wein angenehmer, schmelziger machen und Süße ihn saurer, regelrecht „platt machen“ kann, erfuhren die Frauen ebenso, wie so manche Anekdote aus früheren Zeiten des Weinhoheiten-Zirkusses. Bei allem Genuss gab es auch so manchen Wermutstropfen, etwa in puncto Darstellung von weiblichen Weinmacherinnen in Medien und Fachpresse. Dass die noch nicht frei von Sexismus ist, dafür hatte Janina Huber augenfällige Bildbeispiele dabei. In der Weinwelt sind die Weinmacherinnen längst nicht mehr wegzudenken, sie sind gekommen, um zu bleiben. Und die Weintrinkerinnen ebenso: Eine Dürkheimer Frauen-Weinprobe im nächsten Jahr ist bereits in Planung.

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