Bad Dürkheim Eine Art Generalprobe

In der protestantischen Kirche von Wachenheim haben am Dienstagabend das Blechbläser-Ensemble Brass Cats aus Kaiserslautern und der Posaunenchor Freinsheim ein gemeinsames Konzert gegeben. Außer, dass sie beide sinfonische Blechbläser-Musik machen, verbindet die beiden Ensembles derzeit etwas höchst Aktuelles und Aufregendes: Sie haben sich qualifiziert für den Deutschen Orchesterwettbewerb 2016, der nächste Woche in Ulm stattfindet.

Dort werden sie das Land Rheinland-Pfalz vertreten. Für die Freinsheimer ist es das erste Mal. So hatte dieses Konzert in Wachenheim ein bisschen was von Generalprobe. Die erste Hälfte des Konzerts bestritt der Freinsheimer Posaunenchor unter Leitung von Jörg Krämer, etwa nach der Mitte des Programms übernahmen die Brass Cats mit Malte Müller. Protestantische Posaunenchöre sind etwas Ähnliches wie Kirchenchöre, denn ihre Hauptaufgabe ist die musikalische Gestaltung von Gottesdiensten, aber auch von festlichem Gemeindeleben. Nur machen sie das nicht singend, sondern mit ihren Instrumenten. Ihr Repertoire reicht dabei über alle Epochen der Musikgeschichte. Der Posaunenchor leitete das Konzert mit einem festlich-heiteren Allegro des schwedischen Barockkomponisten Johan Helmich Roman ein. Eine der großen Psalmvertonungen von Felix Mendelssohn-Bartholdy war das nächste Stück. In Psalm 43 geht es um den Ruf nach Gottes Hilfe im Angesicht der Feinde. Die „Prozession der Edlen“, ein heiter-märchenhafter Marsch von Nikolai Rimsky-Korsakow, war schon eine Verbindung zu dem musikalischen Märchen vom „Hässlichen Entlein“ von Dieter Wendel, der Musik für Posaunenchöre schreibt. Vier Sätze erzählen musikalisch das Märchen von Andersen, das auch verlesen wurde, so dass eine Einheit von Wort und Ton entstand. Da hörte man die Enten quaken, das Aufbrechen der Eierschalen, das Herumgestoßenwerden des Entleins, aber auch am Ende den Triumph des Schwans. Danach übernahmen die Brass Cats. Auch ihr Repertoire umfasst Musik aller Epochen. Englische Tänze der Renaissance waren die ersten drei Stücke: „Mal Sims“, ein langsamer Schreittanz von Giles Farnaby, und danach von John Bull zunächst eine Pavane, ebenfalls langsam und feierlich, gefolgt von „The Kings Hunting Jigge“, bei dem es dann lebhaft wurde: Sogar Hüpfer waren zu hören. Einen großen Hüpfer über 400 Jahre machten die Brass Cats dann mit einem lebhaften „Rondetto“, komponiert 2007 von dem Landauer Komponisten und Posaunenchorleiter Jürgen Pfiester, der selbst da war. „Wir fanden, dass wir beim Wettbewerb in Ulm als Pfälzer einen pfälzischen Komponisten präsentieren sollten“, meinte Müller. Die anschließende Hymne „Jerusalem“ von Hubet Parry ist gut ein Jahrhundert älter und wird heutzutage gern in London als Abschluß bei den Abenden der Sommerkonzertreihe „Proms“ gesungen. Ein Stück aus der kleinen Suite „Three Brass Cats“ von Chris Hazell, dem das Ensemble seinen Namen verdankt, war natürlich auch dabei: Der Brite beschreibt sehr anschaulich den Kater „Mr. Jums“, faul und träge in der sonne liegend – bis es Futter gibt. Da wird er sehr schnell. Gemeinsamer Abschluß beider Ensembles war dann das Kirchenlied „Bleib bei mir Herr“ mit einem Vorspiel von Traugott Fünfgeld, das die Musiker wieder zu ihrem Ursprung in der evangelischen Kirchenmusik zurückführte. Viel Beifall gab’s, und die Musiker haben garantiert eine Menge „Daumendrücker“ für den Wettbewerb in Ulm hinzu gewonnen.

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