Bad Dürkheim Fast eine Liebeserklärung

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Trotz vergleichsweise bescheidenen Budgets hat Tilman Gersch, Intendant des „Theaters im Pfalzbau“, für seine zweite vollständige Saison in Ludwigshafen, ein hochkarätiges Programm zusammengestellt. Der Schwerpunkt liegt wieder auf internationalen Tanz- und deutschsprachigen Schauspielproduktionen. Zudem gibt es auch eigene Inszenierungen.

Ein Bekenntnis zu Ludwigshafen an der Grenze zur Liebeserklärung legt Tilman Gersch im Vorwort zum Programm der nächsten Spielzeit ab. „Ich mag den Friesenheimer Markt, die Leuschnerstraße, den Willersinnweiher und das Panorama der BASF bei Dunkelheit“, schreibt er. Im Gespräch lobt er darüber hinaus das begeisterungsfähige Ludwigshafener Theaterpublikum. In seiner Reaktion auf die Aufführungen habe er in den allermeisten Fällen mit den Zuschauern übereingestimmt: „Ich konnte oft mit dem Publikum zusammen feiern“, sagt er. Dieses Publikum scheint dem Theater die Treue zu halten. Die Besucherzahl sei mit rund 70.000 je Saison recht stabil und äußerst zufriedenstellend, sagt Gersch. Kulturdezernentin Cornelia Reifenberg lobt, es zeuge von „großer Kreativität“, wenn der Intendant bei „einem überschaubaren Budget“ keine Abstriche an der Qualität mache. Der städtische Zuschuss für das Gastspieltheater ist mit vier Millionen Euro seit vielen Jahren gleich geblieben, während die Personal- und sonstigen Kosten gestiegen sind. Die Aufsichtsbehörde ADD deckele die „freiwillige Leistung“ der Stadt für die Kultur, bedauerte Reifenberg. 2014 hat Rheinland-Pfalz bei den Kulturausgaben den vorletzten Platz unter allen Bundesländern eingenommen. Der Schwerpunkt des Spielplans 2016/17 liegt auf Tanz und Schauspiel. Die Tanztheater-Produktionen habe er sogar erhöhen können, sagte Gersch. Unter den Schauspiel-Produktionen ist zuerst das Hamburger Thalia-Theater zu nennen, dem die aus sechs Inszenierungen bestehende Werkschau während der Festspiele im Herbst gelten wird. Allein vier in der deutschen Theaterlandschaft herausragende Produktionen, die zum Berliner Theatertreffen eingeladen waren, werden in Ludwigshafen zu sehen sein. Das Festival „Offene Welt“ wird nicht mehr im März stattfinden, sondern in Zukunft an einem Wochenende die Spielzeit eröffnen. Vom 14. bis 16. Oktober werden auch Bürger mit Projekten zur Migration und zum Zusammenleben verschiedener Nationen in das Festival einbezogen. So stellt die Gruppe „Mahala international “ ihr Stück „Friedensstraße“ vor. Die Theaterpädagogin Barbara Kantel fragt mit Ludwigshafener Schülern, was der Begriff „Willkommenskultur“ bedeutet. Der kanadische Performancekünstler Darren O’Donnell zeigt sein „Hemsbach Protocol“, das er im Auftrag des Matchbox-Projektes der Metropolregion Rhein-Neckar kreiert hat. Und der Musiker Volker Staub eröffnet am ersten Tag ein Fest im Foyer mit einem Konzert, das klassische Instrumentalisten mit Amateurmusikern zusammenbringt. Für das Kinder- und Jugendtheater kündigte Gersch an, dass die Themen Inklusion und Integration weiterverfolgt werden, unter anderem mit einer Bühnenbearbeitung von Janne Tellers Buch „Krieg – stell’ dir vor, er wäre hier“. Gersch selbst wird wieder mit jugendlichen, aber auch mit erwachsenen Laiendarstellern in dem Projekt „Woyzeck/Wut“ nach Georg Büchner und Elfriede Jelinek zusammenarbeiten. An seine Inszenierung von Sophokles’ Tragödie „Aias“ mit Jugendlichen hat er nur gute Erinnerungen. Die Arbeit sei für ihn „eine Entdeckung“ gewesen, sagte er. Einer der mitwirkenden ausländischen Jugendlichen habe ihm gesagt: „Mit Sophokles habe ich Deutsch gelernt.“ Die Reihe „Wort und Wein“ wird ebenfalls fortgesetzt. Am 10. Dezember kredenzt ein Winzer aus der Region wieder einen edlen Tropfen, während Tilman Gersch mit Theaterleuten plaudert. Wie schreibt er in seinem Vorwort? Er möge an Ludwigshafen auch „die Pfälzer Weine und die Bäcker und den Geruch, der manchmal in der Luft liegt und angeblich aus Mannheim herüberzieht“. INFO www.theater-im-pfalzbau.de. (huf)

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