Bad Dürkheim Hinten drückt der Schuh

Geballte Offensivpower: Trainer Roland Beck (links) und Co-Trainer Christian Schwindinger haben mit Marcel Kaltenbach,Lasse Pete
Geballte Offensivpower: Trainer Roland Beck (links) und Co-Trainer Christian Schwindinger haben mit Marcel Kaltenbach,Lasse Peter, Jason Harrison und Nico Burret vier neue Angreifer zur Verfügung. Alle haben schon in der Jugend in Seebach gespielt.

«BAD DÜRKHEIM.»In der vergangenen Saison hat Rot-Weiss Seebach in der A-Klasse Rhein-Mittelhaardt den zweiten Platz nur hauchdünn verpasst und wurde Vierter. Ziel ist es jetzt, diese gute Runde zu bestätigen und nach Möglichkeit wieder in dieser Tabellenregion zu landen.

Wenn man sieht, welch hohe Spielerfluktuation viele Vereine kennzeichnen, dann fragt man sich, wie kann da so etwas wie Identifikation mit dem Klub entstehen? Nur schwerlich. Während Profivereine glauben, ihren zahlenden Kunden Jahr für Jahr neue Attraktionen präsentieren zu müssen und dies auch tun, ist es bei den Amateurklubs eher umgekehrt. Die wenigen Zuschauer, die kommen, stammen meist aus dem Ort, leben seit Langem hier und freuen sich, wenn sonntags der Stefan aus dem Nachbarhaus oder der Sascha aus der Parallelstraße für den Herzensklub auf Torejagd gehen. Diese Verbindung zwischen Klub, Mitgliedern, Zuschauern und Mannschaft ist für das Vereinsleben unerlässlich. Dies hat man auch bei Rot-Weiss Seebach erkannt, wo Spieler ohne die Klub-DNA so selten sind wie Regen im Juli 2018. Und so ganz nebenbei wertet diese Verbundenheit die vorzügliche Jugendarbeit auf. Da überrascht es nicht, dass die vier „Neuzugänge“ dieses Sommers alte Bekannte sind. Alle haben eines gemeinsam: Sie haben in der Jugend schon im Meisterwasental gespielt. Da ist einmal Nicolas Burret, ein außergewöhnliches Talent, das Seebach verließ, bei Phönix Schifferstadt, FSV Mainz 05 und SV Gonsenheim Jugendfußball in höheren Ligen spielte, und jetzt zurückgekehrt ist. „Er ist allerdings nur bis zur Winterpause bei uns, weil er nach derzeitigem Stand dann ein Studium in den USA beginnt“, erklärt Trainer Roland Beck. Burret, dem man die gute Ausbildung in jeder Phase anmerke, habe bislang einen sehr guten Eindruck hinterlassen und gilt als gesetzt. Welche Rolle er einnehmen wird, ist indes noch völlig offen. „Er kann alle vier Offensivpositionen in unserem bevorzugten 4-2-3-1-System bekleiden. Ich überlege noch, wo er uns am meisten helfen kann“, sagt der Coach. Ähnlich sind die Profile von Lasse Peper und Marcel Kaltenbach. Peper, ein Stürmer, der viel Laufarbeit verrichtet und sich gerne Bälle im Mittelfeld holt, hat in der vergangenen Runde im Reserveteam einen großen Entwicklungsschritt gemacht. „Marcel bringt uns spielerisch weiter und hat sich bisher sehr engagiert“, lobt Beck. Der inzwischen 22 Jahre alte Kaltenbach ist nach Jahren der Wanderschaft wieder bei Rot-Weiss, wo er den Durchbruch schaffen will. Ein anderer Typ ist Jason Harrison, der trotz anderer Angebote den Seebachern den Zuschlag gab. „Jason ist körperlich robust, schnell und abschlussstark. Er hat einen harten und platzierten Schuss, braucht aber Platz und besonders Geduld“, urteilt der Coach über den Strafraumstürmer, der ein „klassischer Neuner“ ist. Keine Frage, im vorderen Bereich haben die Rot-Weissen trotz des Abgangs von Christian Jesberger quantitativ und qualitativ zugelegt. „In der Offensive habe ich neun Kandidaten für vier Positionen“, frohlockt Beck. Der eine oder andere polyvalente Akteur könnte sich auf einer neuen Position wiederfinden. Doch so schön wie dieses große Angebot für vorne ist, so sehr drückt der Schuh im hinteren Bereich. Mit Matthias Pfaffmann gibt es nur noch eine feste Größe in der Innenverteidigung. Andere wie Nils Pfirrmann (Laufbahn beendet), Fabian Bauer (noch verletzt) oder Mark Leopold (Studium) stehen nicht mehr oder nur sehr eingeschränkt zur Verfügung. „Leon Gutermann und Timo Langenstein sind Kandidaten“, verdeutlicht der Coach. Dominic Loof habe gute Voraussetzung, mit Vorzügen in den Bereichen Kopfball, Tackling und Spieleröffnung, aber er ist noch nicht so weit. In der vergangenen Serie kam er nur auf fünf Einsätze, nur einer davon ging über 90 Minuten. „In der Defensive werden wir viel improvisieren. Vor allem müssen die Offensivkräfte mit nach hinten arbeiten“, fordert Beck. Die Testpartie in Friesenheim hat ihm wichtige Fingerzeige gegeben. Fünf Gegentore seien ein Alarmzeichen gewesen. Im Tor, wo Sven Seidenspinner unantastbar ist und mit seiner Trainingsintensität Maßstäbe setzt, soll der junge Ricardo Wronski mit größeren Spielanteilen herangeführt werden. „Er hat Talent und Potenzial, war aber oft verletzt“, konstatiert der Übungsleiter. Beck, der den anerkannten und sich einbringenden Sergen Gülay zum neuen Kapitän machen wird, rechnet erneut mit einer extrem ausgeglichenen und engen Liga. „Es ist eine Herausforderung, noch einmal so eine Runde wie 2017/18 hinzulegen“, weiß der Trainer. Rot-Weiss Seebach in Kürze •Neuzugänge: Nicolas Burret (SV Gonsenheim, A-Junioren), Marcel Kaltenbach (ASV Fußgönheim II), Lasse Peper (RW Seebach II), Jason Harrison ( A-Junioren). • Abgänge: Christian Jesberger (ASV Maxdorf), Marco Parisi (FV Freinsheim), Nils Pfirrmann (Laufbahn beendet), Nico Knörzer (pausiert berufsbedingt). •RHEINPFALZ-Tipp: Seebach ist eingespielt und hat die Abgänge in der Offensive mehr als kompensiert. In der Abwehr muss sich Beck etwas einfallen lassen. Positiv ist, dass die jungen Spieler Erfahrungen in der A-Klasse gesammelt haben, was ihnen helfen wird. Für ganz vorne reicht es nicht, aber Platz drei bis fünf ist realistisch.

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